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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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das Flussufer entlang. Wahrscheinlich waren es Handwerker, die nach der Arbeit noch einen Krug Wein miteinander trinken wollten. Aufmerksam sah Juan sich nach allen Seiten um. Als er sicher sein konnte, dass niemand auf ihn achtete, bückte er sich rasch, hob einen der losen Ziegel des Brückengeländers auf und versteckte darunter den kleinen Fetzen Pergament mit der Nachricht. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Bartolomé sie finden und sofort wissen würde, wer die Botschaft geschrieben hatte. Und wenn jemand anders den Zettel finden sollte, würde er nichts damit anfangen können. Noch einmal blickte Juan sich nach allen Seiten um, dann entfernte er sich rasch und ging nach Hause zu seinen Kindern und zu Suzanna, seiner geliebten Ehefrau. In letzter Zeit war sie so anders, so seltsam. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sie ihm nicht mehr wie früher vertraute. Und manchmal, wenn sie ihn ansah, war da etwas in ihrem Blick, das ihm fremd war. Juan schüttelte sich.
    Vielleicht hat Señora Anne Recht, dachte er, während er das Flussufer rechter Hand liegen ließ und in die breite Seitenstraße einbog, die am Bischofspalast vorbeiführte. Vielleicht sollte ich Suzanna wirklich alles erzählen. Aber nicht jetzt, nicht ausgerechnet heute. Zuerst muss ich mit Bartolomé reden und dann … ja, vielleicht erzähle ich ihr dann alles.
    Suzanna lag im Bett und starrte zur Decke. Das Bett neben ihr war leer. Mitten in der Nacht war Juan aufgestanden, leise , um sie nicht zu wecken. Er konnte nicht wissen, dass sie bereits wach gelegen hatte, dass sie schon viele Nächte nicht mehr schlafen konnte, weil ihre Gedanken sie quälten und ihr keine Ruhe ließen. Natürlich hatte sie so getan, als ob sie schlafen würde, als er sich kurz über sie gebeugt hatte. Dann hatte sie ihn beobachtet, wie er sich im Dunkeln angekleidet hatte. Sie hatte ihn die Treppe hinunterschleichen hören. Kurz darauf war die Tür ins Schloss gefallen. Juan hatte das Haus verlassen. Aber wohin war er mitten in der Nacht gegangen ? Gab es überhaupt einen Ort in dieser Stadt, zu dem ein anständiger Mann mit reinem, gutem Gewissen mitten in der Nacht gehen konnte?
    Suzanna drehte sich auf die Seite und starrte das Rechteck des Fensters an, das sich schwarz von der weiß getünchten Wand abhob. Nein, so einen Ort gab es nicht. Aber sie konnte sich denken, warum er sich mitten in der Nacht davonschlich . Sie , Señora Anne, war an diesem Abend nicht mit Juan nach Hause gekommen. Angeblich beanspruchte der Kaiser, der die Schreibstube an diesem Tag besucht hatte, fortan ihre Dienste und hatte sie zu sich in den Bischofspalast befohlen. Aber in Suzannas Ohren klang das nach einer Lüge. Dass der Kaiser heute wirklich in der Schreibstube gewesen war, hatte ihr Juanita, die Ehefrau eines anderen Schreibers, bestätigt. Das war wenigstens keine Lüge. Und am Nachmittag war tatsächlich ein Bote erschienen, um die Habseligkeiten der Señora abzuholen. Also hatte sie wirklich dieses Haus verlassen und an einem anderen Ort eine Bleibe gefunden . Aber weshalb sollte der Kaiser ausgerechnet Señora Annes Dienste beanspruchen? Nahm er denn nicht seine eigenen Männer mit, wenn er auf Reisen ging? Studierte Leute, Männer , die seine Vorlieben kannten und sein Vertrauen genossen ? Wozu brauchte er da eine Frau? Nein, das war nur wieder eine von Juans schalen Ausreden, die er neuerdings so gern benutzte. Viel wahrscheinlicher war es doch, dass die Señora Juan verlassen hatte, entweder, weil sie seiner überdrüssig geworden war, oder, weil sie einen anderen Mann gefunden hatte. Oder wegen beidem. Vielleicht hatte sie einen Mann gefunden, der ein größeres Haus besaß und ihr kostbare Geschenke machen konnte. Einen Mann mit Macht und Einfluss. Was brauchte sie da noch den kleinen Schreiber, der gerade eben so viel verdiente, dass er sich und seine Familie gut durchbringen konnte?
    Suzanna drehte sich wieder auf den Rücken und blickte zu den Balken an der Zimmerdecke empor. Beim Abendessen hatte sie sich so wohl gefühlt wie schon lange nicht mehr. Am liebsten hätte sie die ganze Zeit über singen und tanzen mögen . Señora Anne war fort, ihre Nebenbuhlerin hatte Juan verlassen. Er gehörte wieder ihr, ihr allein! Aber im Laufe des Abends war ihr klar geworden, dass Juan immer noch unter dem Bann dieser Frau stand, diesem unheilvollen, schlechten Einfluss. Statt nun endlich ihr wahres Gesicht zu erkennen, war er beim Abendessen noch schweigsamer gewesen als

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