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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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schnellen Atem des Kleinen hören konnte. Unsicher sah er von einem zum anderen, dann trat Fernando Rodriguez langsam auf ihn zu und packte ihn am Arm.
    »Was gibt es?«
    »Der Kaiser kommt!«, schrie der Junge so gellend, als wäre das in Wirklichkeit ein Hilfeschrei.
    Die Schreiber rannten durcheinander, um möglichst schnell wieder an ihre Plätze zu gelangen. Und dann standen sie regungslos da, die Augen starr auf die Tür gerichtet, und warteten . Die Zeit schien sich schier endlos auszudehnen.
    Anne spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Ihre Handflächen wurden feucht. Warum?, dachte sie. Warum bin ich aufgeregt ? Vielleicht war es ja doch ein Fieber, irgendeine ansteckende Krankheit. Von Atemzug zu Atemzug steigerte sich ihre Nervosität. Dabei hatte sie nun wirklich nichts mit diesem Kaiser zu schaffen. Er würde kommen, sich alles anschauen , vielleicht mit Fernando Rodriguez noch ein paar belanglose Worte wechseln und dann wieder verschwinden. So wie Prinz Charles, der britische Thronfolger, der, als er in Hamburg war, auch kurz ihr Verlagshaus besucht und einen Abstecher in ihre Redaktion gemacht hatte. Aber …
    Aber Karl V. war kein Thronfolger, sondern Kaiser. Sie war nicht zu Hause, sondern in Andalusien im Jahre 1544. Und sie war eine Frau. Eine Frau in einer Schreibstube. Wahrscheinlich die einzige Frau in ganz Spanien, die in einer Schreibstube arbeitete. Wenn sich der Kaiser darüber ebenso aufregte wie die anderen Schreiber? Wenn er sie zur Rede stellte, sie vielleicht sogar beschimpfte, was sollte sie dann tun? Er war der Kaiser, er konnte sie für jedes Widerwort, sogar für jeden falschen Blick in den Kerker werfen, auf den Scheiterhaufen bringen oder … Annes Gedanken drehten sich immer schneller im Kreis, und in ihrem Gehirn entstanden immer neue Schreckensvisionen, eine schlimmer als die andere. Als sich die Tür dann endlich öffnete, war es für sie wie eine Erlösung.
    Zuerst traten zwei hübsch gekleidete Jungen ein. Sie schwenkten bunte Fahnen, die, wie Anne vermutete, wohl das Wappen des Kaisers zeigten. Ihnen folgten sechs Musiker mit Flöten, Trommeln und klirrenden Becken. Sie spielten eine Melodie, die Ähnlichkeit mit einer Fanfare hatte, aber in der engen Schreibstube viel zu laut und zu schrill klang, um schön zu sein. Doch damit war es immer noch nicht genug. Es folgten weitere Diener, dann die Stadträte. Schließlich betrat ein Mann in einem langen pelzverbrämten Mantel die Schreibstube.
    Das ist wohl der Kaiser, dachte Anne und konnte über die Köpfe der vielen Anwesenden hinweg gerade eben einen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Er war nicht schön und auch nicht groß, kein Übermensch, und wenn er anders gekleidet gewesen wäre, hätte man ihn ebenso gut für einen Kaufmann, Schreiber oder Handwerker halten können. Aber er hatte ein sehr sympathisches Gesicht, obgleich es von Müdigkeit gezeichnet war. Während sie ihn beobachtete, beugte er sich zu einem der Stadträte vor und sagte ihm etwas ins Ohr. Der Stadtrat nickte, kurz darauf hörte der abscheuliche Lärm auf, und die meisten der Diener und Stadträte verließen die Schreibstube. Übrig blieben nur der Oberste Stadtrat und der Kaiser selbst. Anne lächelte. Offenbar hatte der Kaiser unter der Enge und dem ohrenbetäubenden Lärm ebenso gelitten wie sie.
    »Majestät, dies ist die Schreibstube«, sagte der Stadtrat und zeigte mit vor Stolz geschwellter Brust ringsum.
    Der Kaiser nickte, lächelte freundlich in alle Richtungen und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er schließlich auf Anne ruhte. Dann kam er mit ruhigen, gemessenen Schritten auf sie zu und blieb direkt vor ihrem Schreibpult stehen. Anne hielt vor Schreck den Atem an. Ihre Wangen begannen zu brennen, während sie auf das leere Pergament vor sich auf dem Pult starrte und versuchte dem neugierigen, erstaunten Blick seiner klaren blauen Augen zu entgehen.
    »Tatsächlich«, sagte der Kaiser. »Im ersten Moment glaubte ich mich getäuscht zu haben, aber Sie ist wahrhaftig eine Frau. Ich gestatte Ihr, mich anzusehen.« Er hatte eine angenehme, ruhige Stimme. Und als Anne auf die Aufforderung hin den Kopf hob, sah sie, dass ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte. »Wie ist Ihr Name?«
    »Señora Anne de Cabalho«, beeilte sich Fernando Rodriguez dem Kaiser zu antworten. »Sie ist …«
    »Oh, so ist Sie stumm?«, erkundigte sich der Kaiser. »Oder weshalb muss Er für Sie sprechen?«
    Fernando Rodriguez lief scharlachrot an und

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