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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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du bist verloren , Mädchen. Also mach schon, bring es hinter dich. Sie räusperte sich.
    »Ja?«
    »Ich habe einen Brief für Euch, Señora«, hörte sie die Stimme auf der anderen Seite der Tür sagen.
    »Einen Brief?« Wer konnte ihr denn einen Brief schreiben ? Außer Juan wusste niemand, wo sie sich jetzt aufhielt. Bartolomé? Hatte Juan dem Zigeuner mitgeteilt, was geschehen war? Anne eilte zur Tür, schob den Riegel zurück und öffnete.
    Vor ihr stand ein junger Diener. Schüchtern hielt er ihr ein versiegeltes Pergament hin.
    »Ein Brief von Seiner Majestät, Señora.«
    Einen Augenblick lang war Anne sprachlos. Alles, aber das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Mitten in der Nacht schrieb der Kaiser ihr einen Brief. Was konnte er nur von ihr wollen? Dieser Mann schien wirklich seltsame Launen zu haben.
    Hastig brach sie das Siegel und faltete das Pergament auseinander . Es waren nur wenige Zeilen auf Deutsch, geschrieben in einer charaktervollen, aber schlecht leserlichen Handschrift .
    » … Verehrte Señora Anne, vergebt mir die Störung, ich wollte Euch nur mitteilen, dass ich meine Entscheidung geändert habe und Ihr mich morgen nicht in den Gerichtssaal zu begleiten braucht. Ich schätze Eure Aufrichtigkeit, und Eure Gründe kann ich nachvollziehen.
    Kaiser Karl V.«
    Anne las den Brief zweimal, um sich zu vergewissern, dass sie das Schreiben nicht falsch verstand, dann sah sie den Diener an.
    »Du brauchst nicht zu warten«, sagte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Seine Majestät erwartet keine Antwort. Solltest du jedoch dem Kaiser noch in dieser Nacht begegnen, so richte ihm meinen ergebensten Dank aus.«
    Der Diener wirkte erleichtert. Anscheinend war er durch den Befehl des Kaisers mitten aus dem Schlaf gerissen worden und freute sich nun darauf, früher als erwartet wieder in sein Bett zurückkehren zu können. Er verbeugte sich und eilte davon . Anne schloss die Tür sorgfältig und schob wieder den Riegel vor. Sie fühlte sich plötzlich leicht und frei, sie hätte singen mögen. Das war das Wunder, auf das sie die ganze Zeit gehofft hatte. Es war wirklich geschehen, ihre Gebete waren erhört worden.
    Voller Erleichterung und Dankbarkeit sank sie auf das Bett. Sie hielt den Brief immer noch in der Hand und las ihn zum dritten Mal. Der Kaiser war von der unpersönlichen, etwas unwürdig klingenden Anrede in der dritten Person Singular abgewichen. War das nur ein Versehen, weil er den Brief mitten in der Nacht geschrieben hatte, oder wollte er damit seine Achtung vor ihr zum Ausdruck bringen? Sie holte tief Luft und spürte, wie sich ihre Wangen erwärmten. Plötzlich merkte sie, dass der Gedanke, der Kaiser könnte sie ebenfalls sympathisch finden, freute.
    Fang mich auf
    Träge und teilnahmslos saß Anselmo vor der Hazienda, kaute auf einem Strohhalm und genoss die Sonnenstrahlen, die ihm das Gesicht wärmten. Kein Stall musste ausgemistet, kein Tier gefüttert werden, und die Arbeit im Haus war ebenfalls getan. Die Pferde grasten friedlich auf der Weide, die Hühner und Gänse scharrten auf dem Hof nach Körnern, Würmern und Grashalmen. Manchmal wehte ein leichter, frischer Wind um die Ecke des Hauses, gerade eben so kräftig, dass er ihm die warmen Wangen kühlte, aber nicht stark genug , um ihm Staub ins Gesicht zu blasen. Alles war friedlich, alles war still, alles war …
    Langweilig. Einfach langweilig.
    Lustlos verscheuchte Anselmo eine Fliege, die sich auf seine Stirn setzen wollte. Cosimo ließ sich in der letzten Zeit selten blicken, Teresa kam auch nur samstags vorbei, wenn Mutter Maddalena keine Aufgabe für sie hatte, und seit Señora Anne nach Córdoba gegangen war, gab es hier für ihn noch weniger zu tun als zuvor. In seiner Verzweiflung und Langeweile hatte er den Kamin gekehrt und die Böden geschrubbt . Auf den Möbeln hatte nicht das kleinste Körnchen Staub gelegen, und die Töpfe und Pfannen hatten blitzblank an ihren Haken in der Küche gehangen. Seitdem konnte er nur noch den Grashalmen beim Wachsen und den Tieren beim Fressen zusehen.
    Anselmo seufzte und verlagerte sein Gewicht. Mittlerweile machte die Untätigkeit ihn schläfrig und lethargisch. Er hatte aufgehört das Haus zu putzen oder sich selbst Mahlzeiten zu kochen. Wenn er Hunger hatte, stieg er in die Speisekammer hinunter und schnitt sich ein Stück Brot und etwas Schinken ab. Und er sah tatenlos zu, wie sich der Staub erneut auf den Möbeln niederließ. Die einzigen Gewohnheiten , die

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