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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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»Willst du reinkommen ? Wir könnten etwas essen, ein wenig plaudern, oder vielleicht … Ich meine, wenn du schon mal hier bist.«
    Ein Funkeln trat in Teresas schöne dunkle Augen. Sie legte ihre Hand zärtlich um seinen Nacken und küsste ihn.
    »Ich dachte schon, du fragst mich nie.«
    Gemeinsam betraten sie das kühle, stille Haus. Sie waren gerade auf dem Weg nach oben, um sich in Anselmos Schlafzimmer zurückzuziehen, als erneut Hufgetrappel auf dem Hof zu hören war.
    »Verdammt!«, rief Anselmo verärgert aus. »Tagelang lässt sich niemand blicken, und ausgerechnet jetzt …« Er runzelte zornig die Stirn. »Ich sehe mal nach, wer das ist. Du wartest hier!« Er gab Teresa einen Kuss und sprang mit großen Sätzen die Treppe hinab. Doch als er sah, wer gekommen war, blieb er mitten auf der Türschwelle wie angewurzelt stehen. »Cosimo!«, rief er überrascht aus. »Was ist …«
    »Mein treuer Anselmo!«, rief Cosimo und sprang vom Pferd. »Es ist bald so weit. Es fehlt nicht mehr viel, und das Drachenöl ist fertig.« Mit langen Schritten ging er auf Anselmo zu, schüttelte ihm beide Hände, klopfte ihm auf die Schultern und zog ihn an sich. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht, seine Wangen hatten eine rosige Farbe, und seine Augen leuchteten, als wäre ihm einer der Erzengel begegnet. Dann stürmte er ins Haus. »Allerdings brauche ich jetzt ein paar von den Pflanzen. Wo …« Sein Blick glitt die Treppe hinauf. Er nickte Teresa kurz zu, als wäre er keinesfalls überrascht , sie hier auf der Treppe zu den Schlafgemächern zu finden, dann durchstreifte er mit langen Schritten das Haus. »Anselmo! Warum sind die Pflanzen nicht hier im Haus? Wo sind sie? Hast du sie weggebracht? Anselmo?«
    Anselmo schluckte. Jetzt war es so weit. Wie sollte er es Cosimo nur beibringen, wie sollte er ihm erklären, dass …
    »Anselmo, warum antwortest du nicht?«
    Cosimo kam in die Halle zurück. Noch strahlte sein Gesicht , noch freute er sich über den bevorstehenden Triumph, noch glaubte er, dass das Drachenöl bald fertig sein würde, dass schon bald Giacomo de Pazzi Geschichte sein würde und sie selbst endlich frei sein würden. Frei. Cosimo sah so glücklich aus, so freudig erregt, wie er ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Seit Ewigkeiten nicht mehr. Anselmo schloss die Augen wie ein kleines Kind beim Versteckenspielen . Wenn ich nichts sehe, sieht man mich auch nicht. Wenn ich das Unglück nicht wahrnehme, findet es mich nicht …
    »Anselmo? Was ist mit den Pflanzen? Wo sind sie?« Cosimos Stimme hatte plötzlich einen drängenden Klang. »Sag mir die Wahrheit.«
    Leugnen ist zwecklos, dachte Anselmo unglücklich. Er kennt mich viel zu gut. Er würde jede Ausrede, jede Lüge sofort durchschauen. Aber warum musste gerade er dem Menschen, den er am meisten liebte und verehrte auf dieser Welt, den größten Kummer bereiten?
    »Sie sind verwelkt«, sagte er leise.
    »Was hast du gesagt, Anselmo? Sprich lauter, ich kann dich nicht verstehen!«
    Anselmo sah Cosimo in die Augen. Sein Gesicht war bereits blass, seine Nasenflügel bebten. Anscheinend hatte er doch verstanden.
    »Alle Pflanzen sind eingegangen, Cosimo. Sie sind verwelkt . Vertrocknet.«
    »Das ist nicht wahr!«, schrie Cosimo. Dann packte er Anselmo bei den Schultern und schüttelte ihn. »Du hast sie vertrocknen lassen, du hast sie nicht richtig gepflegt! Du bist schuld …«
    »Nein, Cosimo, das ist nicht wahr!« Verzweifelt versuchte Anselmo sich aus Cosimos Griff zu befreien. »Ich habe alles getan, was ich konnte. Aber sie sind einfach verwelkt. Vielleicht waren sie schon zu alt. Sie haben geblüht und Samen bekommen, und danach sind sie eingegangen. Es war wirklich nicht meine Schuld. Ich …«
    Er hielt inne. Cosimo ließ die Arme sinken, die Schultern, den Kopf. Es sah aus, als hätte ihm jemand das Rückgrat gebrochen.
    »Verzeih mir, Anselmo, du hast Recht. Nicht dich trifft die Schuld, sondern mich. Mich ganz allein. Ich habe einfach zu lange gebraucht«, flüsterte er. »Ich habe nicht sorgfältig genug gearbeitet. Ich habe mir zu viel Zeit gelassen und dadurch den richtigen Moment verpasst. Und jetzt ist es aus.« Kraftlos ließ er sich auf einen Stuhl sinken und stützte den Kopf in die Hände. Sein Gesicht war weiß wie eine frisch gekalkte Wand. Seine Lippen hatten jede Farbe verloren. »Es ist aus, Anselmo. Vorbei. Wir haben das Spiel verloren.«
    »Nein! Nein!« Anselmo fiel vor Cosimo auf die Knie. Er nahm die

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