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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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flüsterte er. »Was ist mit den Nonnen geschehen?«
    Bartolomé sah ihn mit feucht schimmernden, rot unterlaufenen Augen an. Anselmo hatte das sichere Gefühl von nahendem Unheil.
    »Das Kloster brennt.«
    Ihm blieb das Herz stehen. Nein! Das durfte nicht wahr sein, das konnte nicht wahr sein, heilige Muttergottes, nicht!
    »Was?« Das war Cosimos Stimme. Er packte Bartolomé am Arm und zwang ihn, ihn anzusehen. »Was hast du gesagt ? Rede, Mann!«
    »Es ist so, wie ich es sagte, Cosimo«, erwiderte Bartolomé. »Das Kloster brennt.«
    Cosimo runzelte verärgert die Stirn. »Was erzählst du für einen Unsinn? Warum sollte das Kloster brennen? Mutter Maddalena ist eine umsichtige Frau. Sie würde doch niemals die ihr anvertrauten Nonnen in Gefahr bringen und leichtfertig …«
    Bartolomé begann laut zu lachen. Das Lachen klang heiser von dem Rauch, der offenbar nicht nur in seinen Kleidern, sondern auch in seinen Lungen steckte, und war zugleich voller Wut und Verzweiflung. Es war das schrecklichste Lachen, das Anselmo jemals gehört hatte. Es ließ ihm die Haare zu Berge stehen.
    »Sie haben das Kloster doch nicht selbst angezündet!«, schrie er. »Es war der verfluchte Inquisitor mit seiner ebenso verfluchten Miliz.« Dann barg er den Kopf in seinen Armen und schluchzte wie ein Kind.
    Cosimo und Anselmo waren wie erstarrt.
    »Erzähl«, sagte Cosimo schließlich. »Erzähl der Reihe nach.«
    Bartolomé schniefte und begann mit leiser Stimme zu berichten , wobei ihm die Tränen unablässig über die Wangen liefen.
    »Señora Anne kam heute zu mir. Es war nach Mittag. Sie erzählte mir, dass die Inquisition nach euch und Mutter Maddalena sucht. Sie gab mir einen Brief für euch und sagte, ich soll ihn euch so schnell wie möglich bringen.« Er schien sich etwas gefangen zu haben, denn seine Stimme klang wieder ruhiger. »Ich wollte gerade aufbrechen, als ich sie schon in der Ferne verschwinden sah – etwa zwei Dutzend Berittene mit Fackeln und einer Meute Hunde, und über ihren Köpfen wehte das Banner der Inquisition.« Er biss die Zähne zusammen . »Ich bin geritten wie der Teufel, kam aber trotzdem zu spät. Sie hatten das Kloster schon erreicht. Und ich sage euch, diese Hurensöhne haben ganze Arbeit geleistet. Ich versteckte mich in einem Gebüsch, denn ich hoffte, vielleicht doch irgendwie helfen zu können. Aber es waren zu viele. Sie hatten die Nonnen bereits zusammengetrieben. Vielleicht hatte Mutter Maddalena ihren Schwestern auch befohlen, im Hof zusammenzukommen , denn sie selbst war so ruhig und gelassen wie immer. Aber die anderen hatten Todesangst. Sie zitterten. Vor ihnen stand der Inquisitor und gab den Befehl, die Kirche und die Häuser in Brand zu stecken. Er grinste über sein ganzes verfluchtes Gesicht und sah zu, wie seine Schergen mit den Fackeln über den Hof liefen und rücksichtslos die Pflanzen in den Beeten und im Kräutergarten zertrampelten. Die Dächer fingen sofort Feuer, und ab da war es, als ob die Tore der Hölle geöffnet worden wären, ab da zeigten die Diener der Inquisition ihr wahres Gesicht. Obwohl sie bereits alle Nonnen zusammengetrieben hatten, jagten sie sie wieder mit Stockschlägen auseinander. Sie hetzten den wehrlosen Frauen ihre Hunde auf den Hals und lachten, wenn sie versuchten schreiend vor den Bestien zu fliehen und schließlich von ihnen zu Fall gebracht wurden. Die Nonnen …« Wieder rannen Tränen über seine rußigen Wangen. »Sie haben sich gewehrt . Sie haben geschrien, geweint und gefleht, doch es hat ihnen nichts genützt. Bei diesen Kerlen fanden sie kein Erbarmen . Ich musste sogar mit ansehen, wie einer einen Knüppel hob und …« Er presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen, als könnte er dadurch die Bilder aus seinem Kopf vertreiben. »Er hat sie einfach mit einem Knüppel erschlagen. Wie einen räudigen Hund. Irgendwann waren sie dann wohl der Jagd überdrüssig. Sie haben die Nonnen wieder zusammengetrieben und sie in einen Wagen gepfercht wie Vieh. Dann sind sie mit ihnen davongefahren.«
    »Und Mutter Maddalena?«, fragte Cosimo. »Was ist mit ihr geschehen?«
    Bartolomé schüttelte den Kopf. »Sie hat sich gefangen nehmen lassen, als müsste es so sein. Sie ist sogar selbst auf den Inquisitor zugegangen und hat ihm ihre Hände entgegengestreckt . Bevor sie in den Wagen gestoßen wurde, sah sie mich an. Ich weiß, eigentlich konnte sie nicht wissen, dass ich mich dort in dem Gebüsch versteckt hatte, aber …« Er

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