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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Gutes, dachte er und blickte zur kahlen weiß getünchten Decke empor. Und plötzlich schien es ihm, als stünde dort oben im schwindenden Tageslicht ein einziges Wort geschrieben. Ein Wort, das ihm die Lösung aller Probleme und die Antwort auf alle Fragen versprach : Tagebuch.
    Die fremde Frau … Fremde Frau. Er ließ diese Worte einen Augenblick in seinem Kopf kreisen. Warum fiel es ihm nur so schwer, sie Mutter oder doch wenigstens bei ihrem Namen Señora Anne zu nennen? Diese Frau hatte ihm von Pater Giacomos Tagebuch erzählt. Wenn es tatsächlich existierte , würde er mit seiner Hilfe herausfinden, ob Pater Giacomo das war, was er in ihm sein Leben lang gesehen hatte – ein gottesfürchtiger, gelehrter Mann, der nur ein Ziel in seinem Leben hatte, nämlich dem Herrn bedingungslos zu dienen. Oder ob die anderen mit ihren Anschuldigungen Recht hatten.
    Ja, das Tagebuch. Wenn er es finden würde, dann … Aber dafür musste er in Pater Giacomos Zelle eindringen, musste seine Habseligkeiten durchsuchen, in seinen Sachen herumwühlen wie ein abscheulicher Dieb. Dabei wäre die Gelegenheit sogar recht günstig, da Pater Giacomo wahrscheinlich immer noch auf der Hazienda weilte. Dennoch widerstrebte Stefano der Gedanke. Selbst wenn sich Pater Giacomo als unschuldig erwies, wie sollte er ihm nach einem derartigen Treuebruch je wieder unter die Augen treten können?
    »Und wie willst du ihm jetzt unter die Augen treten?«, fragte er laut und blinzelte zur Decke empor, als könnte sie ihm eine Antwort geben. »Jetzt, wo die Saat des Zweifels aufgegangen ist, wo du jede seiner Handlungen infrage stellst, ihn sogar für einen Mörder und Betrüger hältst, der nicht einmal davor zurückschreckt, ein Geständnis zu fälschen und Mutter Maddalena die Zunge …«
    Stefano konnte diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Er richtete sich auf, und der Schmerz wurde stärker. Er pochte in seinen Schläfen, hämmerte von innen gegen seine Stirn wie ein wütender Gefangener, der endlich freigelassen werden wollte.
    O Herr, o du allmächtiger Gott! Was soll ich nur tun? Was?
    Er stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen. Und plötzlich lag sein Weg so klar und deutlich vor ihm, als hätte jemand im Dunkeln eine Lampe angezündet. Er musste versuchen das Tagebuch zu finden und sich von seinem Inhalt überzeugen. Sollte sich dann herausstellen, dass er Pater Giacomo tatsächlich zu Unrecht verdächtigt hatte, würde er ihm gleich morgen alles beichten und ihn um Verzeihung bitten . Aber mit diesen Zweifeln konnte er nicht eine Stunde länger leben. Sie gärten in ihm wie ein schleichendes, tödliches Gift. Nein, er musste es tun. Um Pater Giacomos willen . Vor allem aber, um sich selbst zu schützen.
    Stefano rappelte sich mühsam auf. Einen Augenblick lang war ihm so schwindlig, dass er fürchtete, wieder zu stürzen, und eine Welle der Übelkeit stieg in ihm empor. Er zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, und nach einer Weile ging es ihm besser. Leise öffnete er die Tür seiner Zelle. Alles war still, die beiden kleinen Lampen brannten bereits. Kein Mensch war auf dem schmalen Gang zu sehen, was im Grunde kein Wunder war. In den Kellergewölben des Alcázars waren die Verliese für die unwichtigeren Gefangenen untergebracht , die natürlich Tag und Nacht bewacht wurden. In den übrigen Stockwerken jedoch, in denen sich die Schreibstuben , Arbeitszimmer und Archive der Inquisition befanden, hielten sich nur tagsüber Mönche und Diener auf. Und das Dachgeschoss, das Pater Giacomo und Stefano allein bewohnten , betrat außer ihnen beiden nur ein Diener, um die Lampen abends anzuzünden und sie morgens wieder zu löschen . Sonst niemand.
    Das letzte Licht des schwindenden Tages fiel noch durch eine kleine Dachluke, die tagsüber in dem schmalen Flur für ein wenig Helligkeit sorgte. Bald würde es dunkel sein. Pater Giacomos Zelle war am anderen Ende des Gangs, höchstens ein Dutzend Schritte von seiner eigenen entfernt, und doch kam es Stefano so vor, als lägen Meilen dazwischen. Er blieb stehen und lauschte. Nichts. Der Alcázar schien einsam und verlassen zu sein, und nicht einmal das Stöhnen und Wehklagen der Gefangenen, das manchmal aus dem Kellergewölbe nach oben drang, war zu hören. Nun mach schon!, feuerte Stefano sich an. Je länger du wartest, umso größer die Gefahr.
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und hastete vorwärts , öffnete die Tür, die – Gott sei gelobt, gepriesen und

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