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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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sich wenden konnte, kannte er nicht. Auch wenn es ihm nicht gefiel, Bartolomé hatte Recht.
    »Gut«, sagte er schließlich. »Was verlangt Ihr von mir, wenn Ihr mich und meine Familie aus der Stadt bringt?«
    »Ich?« Bartolomé schüttelte langsam den Kopf. »Ich verlange gar nichts von Euch. Ich bin nur der Mittelsmann. Der, für den ich arbeite, wird den Preis festsetzen, nachdem Ihr mit ihm gesprochen habt.«
    Juan runzelte verärgert die Stirn. »Doch man hat mir gesagt …«
    »Dass ich Euch helfen kann, diese Stadt zu verlassen. Das ist richtig. Aber Ihr müsst zuerst mit meinem Auftraggeber sprechen. Er wird alles veranlassen, was nötig ist.«
    Juan schluckte. Die neue Wendung gefiel ihm gar nicht. Je mehr von seinem Fluchtplan wussten, umso größer war die Gefahr der Entdeckung. Überall konnten sich die Spitzel der Inquisition verbergen – auch in dieser Schenke. Vielleicht versteckten sie sich sogar unter den Zigeunern.
    »Ist dieser Mann auch einer von Eurem Volk?«, fragte Juan missmutig.
    »O nein«, entgegnete Bartolomé leichthin. »Er ist ein sehr edler Herr, ein achtbarer Mann, und wohlhabend ist er außerdem . Er ist Pferdezüchter und lebt mit seinem Sohn in einem bescheidenen Haus außerhalb der Stadt. Er wird Euch gefallen.«
    »Und wie finde ich diesen Mann?«
    »Indem ich Euch zu ihm bringe, mein Freund.«
    »Wann?«
    Bartolomé hob die Schultern. »Jetzt gleich, morgen, nächste Woche – wann immer Ihr wollt. Aber vergesst nicht, was man Euch gesagt hat. Die Zeit drängt.«
    »Wenn ich jetzt gleich mit Euch gehe, werde ich vermutlich nicht vor Sonnenaufgang wieder zu Hause sein.« Bartolomé nickte. »Meine Frau würde sich fragen, wo ich bleibe, und sich zu Tode ängstigen. Aber morgen habe ich einen freien Tag. Meine Frau weiß davon noch nichts, ich wollte sie eigentlich damit überraschen. Jetzt könnte ich so tun, als würde ich wie jeden Morgen in die Schreibstube gehen, doch stattdessen treffe ich Euch irgendwo, und Ihr bringt mich zu Eurem Auftraggeber.«
    Bartolomé nickte erneut. »Gut, ich treffe Euch morgen nach der Frühmesse vor dem Portal von San Tomás.«
    Juan schluckte. »San Tomás? Ihr habt doch gewiss auch die Gerüchte über die Kirche gehört. Warum denn ausgerechnet dort?«
    Bartolomé beugte sich vor, seine Augen funkelten wie die einer Katze.
    »Sagen wir, damit wir Eurem Wunsch, die Stadt zu verlassen , ein wenig mehr Nachdruck verleihen.« Er richtete sich auf. »Und nun kehrt nach Hause zurück. Morgen werden wir uns wieder sehen.«
    Bartolomé erhob sich, schob den Vorhang zur Seite und ließ Juan an sich vorbei in den Schankraum treten. Eigentlich hatte er erwartet, dass der Zigeuner ihn zur Tür begleiten würde, doch als er sich umdrehte, war der Vorhang hinter ihm wieder zugezogen und Bartolomé verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Er war allein.
    In der Gaststube ging es noch lauter und rauer zu als vorher. Der schwachsinnige Junge leckte einem Mann die schmutzigen Stiefel ab und fing gierig die kupfernen Münzen, die er von den johlenden Gästen zugeworfen bekam. Zwei Männer prügelten mit Stuhlbeinen aufeinander ein, ohne dass die anderen Notiz davon nahmen. Einer der betrunkenen Gäste beschwerte sich beim Wirt über die schlechte Qualität des Weins und warf einen Krug gegen die Wand. Ein roter Sprühregen ging auf die in der Nähe Sitzenden nieder. Brüllend fielen sie und die dürre Frau des Wirts über den Mann her, während ein bärtiger Mann mit einer Augenklappe und einer ganzen Reihe Dolche in unterschiedlicher Größe im Gürtel sich lautstark damit brüstete, einem Viehhändler auf der Straße nach Andújar die Kehle durchgeschnitten und ihn um seine Barschaft erleichtert zu haben. Juans Knie wurden weich. Am liebsten wäre er wieder umgekehrt. Jetzt, mitten zwischen diesen Betrunkenen, die kaum noch Ähnlichkeit mit menschlichen Wesen besaßen, wusste er die Gesellschaft des Zigeuners zu schätzen. Bartolomé mochte ein Gauner und Betrüger sein, doch er besaß wenigstens ein gewisses Maß an Anstand und Kultur.
    Aber Bartolomé war nicht an seiner Seite, um ihm beizustehen . Also würde er sich, ob er nun wollte oder nicht, seinen Weg zur Tür selber bahnen müssen. Juan nahm seinen ganzen Mut zusammen und setzte einen Fuß vor den anderen . Zuerst langsam und vorsichtig, um nur ja keinem der betrunkenen, gefährlich aussehenden Kerle zu nahe zu kommen , doch je weiter er sich in die Schenke vorwagte, umso schneller wurde

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