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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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und Blumengießen die Langeweile vertreiben. Manchmal dachte sie daran, einfach loszureiten und Cosimo im Laboratorium zu besuchen. Vielleicht konnte sie ihm helfen. Zu zweit würden sie bestimmt schneller vorankommen. Sie brauchte jetzt nur Ricardo zu satteln und loszureiten. Teresa ging schließlich auch hin und wieder in das Labor. Sie erzählte immer davon, wenn sie samstags kam, um ihnen Brot und Gemüse aus dem Kloster zu bringen – und natürlich mit Anselmo zusammen zu sein.
    Dummchen, schalt sie sich selbst. Das ist etwas anderes, und das weißt du ganz genau. Du nimmst dir in der Redaktion schließlich auch keinen Analphabeten als Praktikanten.
    Teresa hatte sich von Kindesbeinen an für die Arbeit ihres Vaters interessiert. Sie konnte mit diesen komischen Kolben und Gläsern umgehen, die im Labor herumstanden. Sie wusste, wofür welche Geräte nützlich waren, und sie kannte die Kräuter und Pulver in den Regalen. Sie selbst jedoch hatte von diesen Dingen so viel Ahnung wie von der Quantentheorie . Auch bei größter Anstrengung konnte sie sich kaum an ihren Chemieunterricht erinnern, was in der Hauptsache daran lag, dass sie jede Ausrede genutzt hatte, um ihn zu schwänzen. Nein, sie wäre Cosimo keine große Hilfe, das musste sie sich ehrlicherweise eingestehen. Da kannte sie sich mit Pferden doch besser aus.
    Hatte ihr Cosimo nicht kurz bevor sie das Elixier der Ewigkeit getrunken hatte erzählt, sie würde eine Stelle als Schreiberin in der Stadt annehmen? Was stand sie dann hier noch herum und striegelte Pferde? Wollte er noch warten? Oder war ihm der Gedanke noch gar nicht gekommen, dass ein Verbündeter in der Stadt von unschätzbarem Wert sein konnte? Wenn er das nächste Mal kommt, werde ich ihn fragen , ob ich in die Stadt gehen soll, dachte Anne und legte nun auch den Mähnenkamm beiseite. Gerade hatte die Glocke der kleinen Kirche im Kloster zehn Uhr geschlagen. Erst zehn Uhr, und sie war im Grunde bereits mit der Arbeit fertig. Was sollte sie jetzt mit den restlichen zehn, zwölf Stunden dieses endlos langen Tages anfangen? Anne seufzte und gab der Stute einen liebevollen Klaps.
    Sie hatte das Tier gerade in den Stall zurückgebracht, als sie in der Ferne Hufgetrappel hörte. Sie blickte auf und sah eine Staubwolke, die sich rasch der Hazienda näherte. Wer auch immer herangeritten kam, schien es eilig zu haben.
    Cosimo!, dachte sie und zuckte vor freudiger Erregung zusammen . Er hat es geschafft! Wenn er es so eilig hatte, war er bestimmt so weit, dass er jetzt die frischen Kräuter brauchte. Doch dann erkannte sie enttäuscht, dass es sich nicht um einen , sondern um zwei Reiter handelte. Außerdem waren es zwei Männer in der bunten Kleidung der Gaukler und Schauspieler. Aber so seltsam es auch schien, ihr Ziel war offenbar Cosimos Hazienda.
    Anselmo trat ebenfalls vor die Tür und sah den beiden Reitern entgegen. Anne stellte sich neben ihn.
    »Besuch!«, sagte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht, als hätte er schon lange auf die beiden Männer gewartet.
    »Kennst du die beiden?«, fragte sie.
    »Der eine ist ein alter Freund. Ob ich den anderen kenne, kann ich noch nicht sagen. Aber ich halte es nicht für wahrscheinlich . Bartolomé bringt selten jemanden mit, den wir kennen. Nun, wir werden sehen. Auf jeden Fall ist es eine angenehme Abwechslung. Kommt, Señora, wir wollen ihnen entgegengehen.«
    Juan konnte sich kaum noch im Sattel halten. Jeder Muskel tat ihm weh, und sein Gesäß schien nur noch aus rohem Fleisch zu bestehen. Das Pferd, das Bartolomé außerhalb der Stadt in einer verlassenen Hütte versteckt hatte, war klein und ebenso zierlich wie das, das er selbst ritt. Auf ihn, der nur selten mit Pferden zu tun hatte, hatte es einen gutmütigen, friedfertigen Eindruck gemacht. Doch kaum waren sie losgeritten , da musste er feststellen, wie feurig und schnell diese kleinen Pferde waren. Der Zigeuner gab seinem Pferd die Sporen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her, und das von Juan lief so schnell wie der Wind.
    »He!«, hatte er ein paarmal Bartolomé verzweifelt hinterhergerufen . »He! Reitet langsamer, ich komme nicht mehr mit!«
    Doch der Zigeuner hatte lachend erwidert: »Euer Pferd kann noch laufen, keine Sorge, Señor! Außerdem dachte ich, Ihr wolltet noch vor Einbruch der Dunkelheit an diesem Abend wieder daheim bei Eurer Frau sein? Wenn das wirklich Eure Absicht ist, so müsst Ihr Euch sputen, Juan Martinez!« Und dann war er noch schneller als zuvor

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