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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Lächeln machte Juan nur noch misstrauischer. Versuchten nicht die größten Gauner und Betrüger ihre Opfer zuerst durch Freundlichkeit in Sicherheit zu wiegen, bevor sie sie ausraubten?
    »Warum?«, fragte er, und seine Stimme klang barscher, als er es beabsichtigt hatte.
    »Nun«, entgegnete der junge Mann, und seine braunen Augen funkelten belustigt, »erstens ist es für Euch bequemer. Der Ritt aus der Stadt hierher muss Euch ermüdet haben. Und zweitens lässt es sich schwer miteinander sprechen, wenn einer am Boden steht und der andere hoch zu Ross sitzt.«
    Juan spürte, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. Natürlich, der junge Bursche hatte Recht. Mühsam und mit dem Versuch , wenigstens einen Rest seiner Würde zu bewahren, folgte er der Aufforderung und stieg aus dem Sattel.
    »Ich grüße Euch, Juan Martinez«, sagte der junge Mann freundlich, ergriff seine Hand und schüttelte sie. So aus der Nähe wirkte er plötzlich gar nicht mehr so jung. Sein Gesicht war zwar glatt wie das eines Jünglings, doch seine braunen Augen waren die eines erfahrenen Mannes, dem das Leben bereits viel abverlangt hatte. »Ich bin Anselmo de Cabalho, und dies ist Señora Anne, die Cousine meines Vaters. Hilfe werdet Ihr auf jeden Fall von uns bekommen, das ist gewiss, obgleich mein Vater zurzeit leider nicht im Haus ist. Aber kommt doch erst einmal herein und erholt Euch bei einem Becher Wein und einem Bissen Brot von den Strapazen des Rittes.« Er lächelte wissend. »Ich kenne Bartolomé. Er ist ein herzloser Mann ohne Mitgefühl für all jene, die nicht wie er selbst auf dem Pferderücken geboren wurden.«
    Juan fiel ein Stein vom Herzen. Dieser Anselmo war also gar nicht der Pferdezüchter selbst, sondern sein Sohn. Und wie es schien, hatte er in dem jungen Mann sogar eine verwandte Seele gefunden.
    »Was machen wir mit den Pferden?«, fragte Bartolomé.
    Anselmo zuckte mit den Schultern. »Nehmt ihnen Sattel und Zaumzeug ab und lasst sie laufen. Sie werden zu ihren Freunden und Geschwistern auf die Weiden wollen.«
    »So stammen diese beiden Tiere aus Eurer Zucht?«, fragte Juan mehr aus Höflichkeit denn aus echtem Interesse.
    »Ja. Bartolomé und seine Leute sind wirklich gute Kunden meines Vaters. Die Zigeuner schätzen unsere Berberpferde, weil sie klein, schnell und feurig, aber trotzdem ausdauernd und genügsam sind.«
    Juan unterdrückte ein Lächeln. Diese Worte klangen wie auswendig gelernt. Auch war ihm nicht entgangen, dass der junge Mann einen deutlichen Abstand zu den Tieren hielt, anstatt sie zur Begrüßung zu streicheln, wie es vermutlich ein Pferdeliebhaber getan hätte.
    »Die Pferdezucht scheint Euch regelrecht im Blut zu liegen, Señor de Cabalho«, sagte er.
    Anselmo warf ihm einen irritierten Blick zu, dann lachte er.
    »Wahrlich, Ihr seid ein scharfer Beobachter, Señor Martinez . Nein, bei Gott, Pferde sind wahrlich nicht meine Sache. Wenn es nach mir ginge, würden wir Schweine züchten. Oder vielleicht Hühner. Aber …« Er hob resigniert die Hände. »Ich habe hier nichts zu sagen. Ich bin nur der Sohn meines Vaters , und er liebt Pferde. Aber nun tretet doch ein.«
    Sie nahmen auf bequemen Stühlen vor dem Kamin Platz, während Anne den Tisch deckte und Anselmo Wein und Brot herbeischaffte. Juan sah sich unterdessen in dem Raum um. Die Einrichtung war schlicht und behaglich, wie sie oft bei Bauern und Viehzüchtern zu finden war. Doch sein geübtes Auge erkannte auf den ersten Blick, dass jeder einzelne Gegenstand in diesem Haus von erlesener Qualität war, angefangen von den Möbeln bis hin zum Geschirr. Außerdem fielen ihm etliche seltsame Pflanzen auf, die in zahlreichen Töpfen unterschiedlicher Größe vor jedem Fenster standen. Bereits auf dem Hof hatte er eine ganze Reihe dieser Töpfe bemerkt. Wozu auch immer sie dienen mochten, Juan hatte den Eindruck, dass diese Pflanzen nicht allein aus Liebhaberei gezogen wurden.
    »Nehmt Euch, so viel Ihr mögt«, sagte Anselmo, nachdem er und Anne sich ebenfalls gesetzt hatten. Er bot Juan einen Teller an, auf dem ein Kranz herrlich duftender Würste lag. »Wenn Ihr satt seid, können wir über alles …«
    Er brach ab und horchte auf. Draußen auf dem Hof waren deutlich Hufschläge zu hören. Anselmo erhob sich, ging mit langen Schritten zur Tür und sah hinaus.
    »Señor Martinez«, rief er über die Schulter, »Ihr seid wahrlich ein Glückspilz, denn in diesem Augenblick und für uns alle unerwartet kommt mein Vater.«
    Er ging auf

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