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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Lieber in einem der Gasthöfe hier in der Stadt nächtigen, als hier …
    »Eure Majestät!«
    Hinter ihm öffnete sich ein Flügel der schweren Tür, und ein Mann trat ein. Es war ein junger Priester, der offenbar im Palast des Bischofs die Aufgabe eines Zeremonienmeisters oder Ministers versah. Mit raschen Schritten eilte er auf Karl V. zu, blieb in angemessener Entfernung stehen und verneigte sich.
    »Bitte vielmals um Vergebung, Euch gestört zu haben, Majestät «, sagte er. »Ich gestatte mir, Euch die Ankunft des Inquisitors von Córdoba zu melden. Sofern Ihr Eure Erlaubnis gebt, Eure Majestät, würde ich Seine Exzellenz Pater Giacomo , den Inquisitor von Córdoba, jetzt zu Euch führen.«
    Karl V. sah den jungen Priester überrascht an, dann lächelte er.
    Sieh an, also steckt nicht die ganze Stadt voller ungehobelter Bauern. Auch hier scheint es Menschen mit guter Erziehung zu geben, die wissen, wie man sich in Anwesenheit des Kaisers verhält.
    »Ich danke Ihm«, erwiderte er mit einem leichten Nicken. »So führe Er denn Pater Giacomo herein.«
    Der junge Priester verneigte sich erneut, entfernte sich rasch und kehrte kurz darauf mit dem Inquisitor zurück. Wie alle Inquisitoren trug auch Pater Giacomo das weiße Gewand der Dominikaner mit dem schwarzen Mantel. Und wie bei den meisten Inquisitoren, denen Karl V. im Laufe seines Lebens begegnet war, so hatte er auch bei diesem Mann das unbehagliche Gefühl, nicht allein einem gottesfürchtigen Menschen, sondern gleichzeitig einem strengen Lehrer gegenüberzustehen , der jeden Fehler, jede Unachtsamkeit mit unbeugsamer Strenge ahndete.
    »Eure Majestät«, sagte der junge Priester mit einer Verbeugung , »Seine Exzellenz Pater Giacomo, der Inquisitor von Córdoba.«
    »Danke, Er darf sich entfernen«, sagte Karl V. und nickte dem Priester lächelnd zu. Dann erst wandte er seine ganze Aufmerksamkeit dem Inquisitor zu. Der Pater war jung, überraschend jung für einen Mann dieses Amtes. Oder war es nur sein glattes, nahezu faltenloses Gesicht, das so auffallend jugendlich wirkte? Denn seine Augen passten nicht zu diesem jungen Gesicht. Sie waren kalt, berechnend, wissend und geradezu verstörend alt. Gleichzeitig schien in ihren Tiefen ein Feuer zu lodern, das Karl V. unwillkürlich an den Schlot eines Vulkans erinnerte. Er begann zu frösteln, als hätte gemeinsam mit dem Inquisitor statt des Frühlings der eisige Winter Einzug in die bischöflichen Hallen gehalten. Oder gar der Tod.
    Sei kein Narr, dachte Karl V. und ärgerte sich über sich selbst. Draußen ist Frühling. Du hast vor wenigen Augenblicken die ersten Rosenknospen im Garten des Bischofs gesehen . Wie kannst du da an einen plötzlichen Wintereinbruch denken? Es war wirklich lächerlich. Er benahm sich wie ein Knabe, dem seine Amme zur Nachtruhe ein Schauermärchen erzählt hatte. Dabei hatte wahrscheinlich nur einer der Diener eines der Fenster offen gelassen. Der Wind von den nahen Bergen war um diese Jahreszeit gewiss noch recht kühl.
    »Pater Giacomo?«, sagte er.
    Der Inquisitor verneigte sich höflich. »Majestät, es ist mir eine Ehre«, erwiderte er mit einer sanften, schmeichelnden Stimme.
    Eigentlich war es eine sympathische Stimme. Trotzdem wurde es Karl V. bei ihrem Klang seltsam unbehaglich zumute . So muss die Stimme des Teufels klingen, dachte er, und ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken hinunter.
    »Wie Ihr seht, Exzellenz, hat mich Euer Brief in Toledo erreicht«, sagte er und versuchte die beunruhigenden Gedanken abzuschütteln. Das alles war natürlich Unsinn, Kapriolen seiner lebhaften Vorstellungskraft, die ihm bereits als Kind manche schlaflose Nacht eingebrockt hatte. Der Teufel konnte ihm wohl in der Gestalt einer schönen Frau, eines Händlers oder eines geschickten Gauklers auflauern, aber doch niemals in Gestalt eines Inquisitors. »Ich muss allerdings gestehen, dass es mich sehr verwundert hat, dass Euch mein Aufenthaltsort bekannt war.«
    Der Inquisitor lächelte. »Man hat es mir erzählt, Eure Majestät «, sagte er und verneigte sich leicht.
    »Jetzt, wo ich Eurer Bitte nachgekommen bin und die Reise nach Córdoba auf mich genommen habe, möchte ich Euch darum ersuchen, mir den Grund Eurer Bitte zu erklären«, fuhr Karl V. fort und verzichtete darauf, herauszufinden, wer »man« gewesen war. Wenigstens für diesen Moment. Später konnte er sich immer noch mit der Frage beschäftigen, ob es an seinem Hof in Toledo Spione gab, die mit dem

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