Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Äste und Steine lagen auf dem saftigen Gras verstreut, und auch Kokosnüsse, die wie kleine, haarige, abgetrennte Köpfe anmuteten. Und noch während mir dieses grausige Bild durch den Sinn ging, bemerkte ich einen echten Kopf, der im Gras lag, dann sah ich die bleichen Schultern. Ich glaube, ich unterdrückte einen Schrei, während Mr. Clemens mit erschrockener Miene nach dem Revolver griff.
    Auf der Lichtung um uns herum lagen wenigstens ein halbes Dutzend nackte Leiber, erstarrt in den unbequemen Haltungen des Todes.
    Das Licht des Blitzes erlosch. Abermals senkte sich die Dunkelheit des Dschungels herab, ungemildert von Sternenlicht oder selbst dem entfernten Feuerschein des Kilauea, welcher gänzlich eingehüllt vom dahinziehenden Gewitter war.
    In diesem Moment hörte ich einige Meter von mir entfernt Mr. Clemens in der Dunkelheit fluchen, hörte, wie Reverend Haymark sich ein paar Meter dahinter räusperte, und spürte sehr deutlich im hohen Gras den eisigen Griff einer kalten Hand um meinen Knöchel.
     
    Es war Glück, dachte Eleanor später, daß Cordie Stumpf ihren schweren Revolver nicht auf die Schritte im Dunkeln abgefeuert hatte. Eleanor war der Schreck genug in die Glieder gefahren, daß sie es vielleicht getan hätte, hätte sie eine Waffe in der Hand gehabt und auf das gerichtet gehalten, was da aus den Tiefen der Katakomben auf sie zukam.
    Ein hochgewachsener junger Mann in einem teuren Anzug und mit ordentlich zurückgebundenem, langem Haar trat in den kleinen Lichtkegel. Cordie ließ den Revolver sinken.
    »Mr. Dillon!« rief der junge Mann aus und kam eilig zu Paul Kukali, der den verletzten Sicherheitschef an der Wand aufrecht hielt. Der junge Mann wedelte mit der Hand vor Dillons starren Augen und sah zu den anderen. »Was ist passiert?«
    »Wir wissen es nicht« sagte Paul. »Wir kamen zufällig hier durch, als plötzlich die Lichter ausgingen.«
    »Wer sind Sie?« fragte Cordie den jungen Mann. Sie steckte den Revolver zurück in ihre Strohtasche.
    »Will Bryant. Ich bin Mr. Trumbos Privatsekretär. Sie sind die Gewinnerin des Preisausschreibens... Mrs. Stumpf, richtig? Was machen Sie denn mit diesem Revolver da?«
    Cordie grinste. »Sagen Sie mir das, Mr. Bryant. Ist das hier nicht der Laden, wo Gäste verschwinden wie Canapés auf einer Cocktailparty?«
    Will Bryant schnaubte und sagte zu Paul: »Würden Sie mir helfen, Dillon nach oben zu bringen?«
    »Natürlich, aber...« In diesem Moment ging das Licht wieder an. Cordie blinzelte und schnappte ihr Feuerzeug zu.
    »Die Krankenstation für das Personal ist hier unten«, sagte Paul.
    Bryant schüttelte den Kopf. »Wir werden die Servicetunnel eine Weile schließen. Wir bringen Dillon in die Gästekrankenstation in der Big Hale.«
    »Er muß in ein richtiges Krankenhaus«, mischte Cordie sich ein.
    Will Bryant und Paul packten jeder einen Arm und halfen dem Sicherheitschef auf die Beine. Dillon protestierte nicht, beteiligte sich aber auch in keiner Weise an dem Manöver. »Ja«, sagte Trumbos Sekretär, »aber zuerst wird ihn sich mal der Hotelarzt ansehen. Hat Mr. Dillon gesagt, was passiert ist?«
    »Er hat nichts gesagt«, meldete Eleanor sich zu Wort. Sie zeigte den Korridor hinunter auf eine offenstehende Tür unter einem Schild mit der Aufschrift leiter der astronomischen abteilung. »Er kam aus dieser Richtung.«
    Will Bryant nickte und sagte: »Dr. Kukali, könnten Sie ihn kurz mal halten?« Während der Kunstkurator Dillon stützte, ging Will den Korridor hinunter, warf einen Blick in das Büro des Hotelastronomen und schloß dann vorsichtig die Tür. »Okay«, sagte er, als er wieder bei den anderen war, und legte sich einen von Dillons schlaffen Armen über seine Schulter.
    Der Korridor füllte sich mit Leuten aus der Wäscherei und der Backstube, die alle zum Ausgang drängten. »Es ist alles in Ordnung«, verkündete Bryant, nachdem er den Angestellten erklärt hatte, wer er war. »Die Schichtleiter melden sich bitte in Mr. Carters Büro. Alle anderen haben die Nacht frei.« Überall waren erleichterte Mienen zu sehen, während die einheimischen Arbeiter die Treppen und die Rampe hinauf in der Big Hale verschwanden.
    »Ich war gerade im Hauptkorridor, als das Licht ausging«, erzählte Will Bryant, während sie Dillon in den Fahrstuhl im Keller der Big Hale halfen. »Ich habe Ihr flackerndes Feuerzeug gesehen und bin darauf zugegangen. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Sie haben mich nicht erschreckt«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher