Die Feuer von Eden
übergehen.«
Sie tranken. Eleanor spürte, wie sich der weiche Whisky warm zu ihrem Magen hinunter ausbreitete. Sie nickte. »Worüber wollten Sie... wolltest du... reden?«
Cordie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schaute einen Moment lang hinaus auf die Vegetation, die dicht vor dem Fenster wucherte. Als sie sich wieder umwandte, erhob sie ihr Glas und sagte: »Ich bin bereit darüber zu reden, warum wir beide hergekommen sind. Nicht den Mist, den wir vorschieben, sondern die wahren Gründe.«
Eleanor musterte die andere Frau einen Moment lang. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Du zuerst.«
Cordie trank einen Schluck Whisky und lächelte. »Meine Gründe sind eigentlich ziemlich blöde. Ich wollte meine Kindheit wiederfinden, vermute ich.«
Eleanor war überrascht. »Deine Kindheit?«
Cordie lachte. »Ich hatte eine verrückte Kindheit, könnte man wohl sagen. Ich habe einmal... eine Art Abenteuer erlebt. Als ich von den komischen Sachen hörte, die hier im Mauna Pele vorgehen... nun, vielleicht dachte ich, ich könnte noch mehr Abenteuer erleben.«
Eleanor nickte. »Aber du hast festgestellt, daß es keinen Weg zurück gibt.«
»Thomas Wolfe«, sagte Cordie und schenkte ihnen beiden nach. Sie blickte zu Eleanors verdutztem Gesicht hoch. »Nun, vielleicht habe ich ja doch den einen oder anderen der großen Klassiker gelesen. Und ja... du hast recht... es ist nicht dasselbe. Aber das ist nicht der einzige Grund...« Sie verstummte und starrte in ihr Glas.
»Was?« fragte Eleanor leise.
»Seit ich klein war, habe ich geschuftet wie ein Pferd«, sagte Cordie Stumpf und schwenkte den bernsteinfarbenen Whisky in ihrem Glas. »Weißt du, ich bin buchstäblich auf einer Müllhalde aufgewachsen, also war es nur natürlich, daß mein erster Job Müllkutscherin in Peoria war. Ich habe den Mann geheiratet, dem die Firma gehörte.« Sie hielt einen Moment inne. »Als er starb, habe ich das Geschäft übernommen, und mein zweiter Mann hat mich wegen der Firma geheiratet. Wir haben den Betrieb zusammen vergrößert. Als wir geschieden wurden, hat Männe das Haus und einen schönen Batzen Geld bekommen, und ich hab das Geschäft behalten. Mein dritter Mann... nun, der hatte seine eigene Entsorgungsfirma, und ich denke, man könnte wohl sagen, es war so eine Art Fusion.« Cordie lächelte, trank ihr Glas aus und schenkte noch mal nach. »Komm schon, Nell. Du trinkst ja gar nicht.«
Eleanor trank und hörte zu.
»Nun, die letzten paar Jahre, jetzt wo die Jungen erwachsen sind und das alles, da kam es mir so vor, als gäbe es in meinem Leben nur noch die Firma. Weißt du, was ich meine?«
Eleanor nickte.
»Vor drei Monaten hab ich das Geschäft verkauft. Und dann, vor zwei Monaten, hab ich Krebs bekommen«, sagte Cordie. »Unterleibskrebs. Sie sagten, sie müßten mir die Eierstöcke rausnehmen. Ich sagte: ›Nur zu. Ich hab eh keine Verwendung mehr dafür.‹ Und so haben sie’s getan.«
Eleanor stieß einen mitfühlenden Laut aus.
Cordie rieb sich die Unterlippe und fuhr mit ihrem Finger am Rand des Whiskyglases entlang. »Ich hab mich schnell von der Operation erholt. Ich hatte schon immer eine Pferdenatur. Sie glaubten, sie hätten alles erwischt. Sie dachten, ich hätte es gegen alle Erwartungen geschafft. Dann hab ich dieses Urlaub-mit-den-Millionären-Preisausschreiben gewonnen, und ich dachte, das Glück wäre immer noch auf meiner Seite. Am selben Tag bin ich zur Nachuntersuchung gegangen, und mein Arzt hat mir gesagt, daß sie fürchteten, der Krebs habe sich ausgebreitet. Ich sollte diese Woche mit der Chemotherapie und der Bestrahlung anfangen, aber ich hab sie überredet, noch ein paar Tage zu warten, während ich hier meinen Urlaub genieße.«
Eleanor musterte die andere Frau im schummrigen Licht. Sie kannte die erbärmlichen Heilungschancen bei Unterleibskrebs, wenn er sich erst einmal ausgebreitet hatte. Ihre Mutter war daran gestorben. »Zum Teufel damit«, sagte Eleanor verhalten und trank den letzten Schluck ihres Sheep Dip. Cordie nickte und schenkte großzügig nach.
»Also hab ich irgendwie gehofft, hier im Mauna Pele gäbe es tatsächlich Monster«, fuhr Cordie fort. »Oder wenigstens einen Axtmörder oder so was. Du weißt schon, irgendwas Bedrohliches, aber... von außen. Etwas, gegen das man kämpfen könnte, wie ich... nun, etwas, gegen das man kämpfen könnte.«
»Ja«, sagte Eleanor.
»Weißt du, heute, als ich mich hier umgesehen habe, da dachte ich bei mir... warum
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