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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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rieb sich die Beine mit krümeligen Handvoll der stinkenden Masse ein.
    »Klasse«, sagte Cordie Stumpf und nahm die Reste des Käses, um ihren eigenen Körper damit einzuschmieren.
    Trumbo gab sich alle Mühe, diesen Körper nicht anzusehen. Seit er seine erste Million gemacht hatte, waren Frauen, die er erwählt hatte, nackt zu sehen, körperlich anziehend gewesen, so nahezu perfekt, wie er sie kaufen konnte. Die kleinen, hängenden Brüste der Frau zu sehen, die Zellulitis, die fetten Oberschenkel, die Zwillingsnarben auf ihrem Bauch und die kurzen Beine erinnerten ihn an seine Mutter und an die Sterblichkeit und an all die Dinge, von denen er geglaubt hatte, er hätte sie für immer hinter sich zurückgelassen.
    Cordie ignorierte seine Blicke. »Jetzt das Marmite«, befahl sie. »Schmieren Sie es sich ins Haar und aufs Gesicht.«
    Trumbo schraubte das Glas auf und hätte beinahe sein Bankettessen von sich gegeben. Es war nicht nur der Gestank von verfaulter Hefe, den die dunkle Paste verströmte, es lag daran, wie er sich mit den anderen Gerüchen verband, die von Trumbos Haut aufstiegen. Er brachte seinen Magen mit schierer Willenskraft zur Räson und schmierte sich das Marmite mit den Fingern in sein ausdünnendes Haar und hinter seine Ohren.
    »Na los, kotzen Sie, wenn Sie müssen«, sagte Cordie mittendrin. »Das macht den Geruch nur besser.«
    Trumbo nahm das Angebot nicht an. »Warum, zum Teufel, tun wir das eigentlich?« fragte er, als er Cordie das Marmiteglas reichte. Die blöde Kuh hielt den Revolver immer gerade außerhalb seiner Reichweite.
    »Es steht alles in Tante Kidders Tagebuch«, erklärte die kleine Frau, während sie sich die schwarze Paste ins strähnige Haar schmierte. »Geister mögen keine schlechten Gerüche. Sie wenden den Blick ab. Wenn sie wüßten, daß wir noch am Leben sind, würden sie sich auf uns stürzen und unsere Seelen stehlen, genauso wie Pana-ewa es mit der armen Nell gemacht hat.« Sie warf das leere Glas in eine Ecke. »Ich wünschte, wir hätten Hering in Sahnesauce. Und Katzenfutter. Das Zeug aus der Dose. Als ich noch eine Katze hatte, wurde mir von dem Zeug immer kotzübel.«
    »Sie haben wirklich völlig den Verstand verloren«, erklärte Byron Trumbo zähneknirschend.
    Cordie nickte. »Okey-dokey, dann mal los.« Sie deutete auf das Loch in der Wand.
    »Sie erwarten also einfach von mir, daß ich mit Ihnen durch diesen Lavatunnel marschiere, bis wir auf Geister stoßen?«
    »So sieht der Plan aus«, erwiderte Cordie und zupfte einen schwarzen Klumpen Marmite aus den nassen Strähnen vor ihren Augen.
    »Warum ich?« fragte Trumbo.
    »Die Regeln besagen, daß ein Mann dabei sein muß«, erklärte Cordie. »Sie schienen verfügbar. Es tut mir leid, daß es so gekommen ist, aber so ist es nun mal. Das Leben ist unfair.«
    Trumbo sinnierte einen Moment über diese Lebensweisheit nach und spannte dann die Muskeln an, um der Frau an den fetten Hals zu gehen.
    »Denken Sie nicht mal daran, By«, sagte die kleine Frau, den Revolver ruhig auf Trumbo gerichtet.
    Trumbo ballte wütend die Fäuste und trat durch die eingeschlagene Wand in die Höhle. »Hier drin ist es stockfinster«, beschwerte er sich und hörte ein leises Echo.
    »Ich komme«, sagte Cordie.
     
    Über und außerhalb des Mauna Pele, in der Erde, am Himmel und unter dem Meer, beginnt die Schlacht.
    Der Vulkan Mauna Loa erhebt sich beeindruckende 4169 Meter über den Meeresspiegel, aber unterhalb der Wogen erstreckt sich das Felsmassiv noch einmal 5500 Meter weit bis zum Meeresboden. Würde man den Pazifik wegnehmen, würde sich der Mauna Loa in seiner vollen Größe von 9670 Meter präsentieren — der höchste Gipfel des Planeten. Der Kilauea, nun mit seinem größeren Bruder Mauna Loa in voller Eruption, würde sich nicht mit bescheidenen 1242 Meter zeigen, sondern als der 6705-Meter-Gipfel offenbaren, der er wirklich ist.
    Jetzt speien innere Kräfte aus diesem permanenten Reservoir brodelndem Magmas mehr als sieben Meilen unterhalb des Gipfels des Mauna Loa große Mengen Lava durch Felsgestein, das so von Spalten und Rissen durchsetzt ist, daß es einem riesigen Schwamm ähnelt. Dieser Ausstoß geschmolzenen Feuers ist so mächtig, daß er auf ganz Big Island und bis zu dreißig Meilen weit aufs Meer hinaus Erdbeben auslöst.
    Im Mauna-Pele-Hotel sind die Erdstöße stark genug, daß die erdbebengeübten Japaner eilends zu den Türen stürzen, während Will Bryant versucht, über Handy und Funkgerät

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