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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nichts außer den...«
    »Katakomben«, beendete Cordie den Satz für ihn. »Ja, ich dachte, das wäre vielleicht einfacher, als ein oder zwei Meilen durch das Gewitter da oben zu marschieren. Wenn meine Vermutung stimmt, sind all diese Lavatunnel miteinander verbunden, und ich glaube, daß Ihre Jungs von etwas gefressen wurden, das sich in den Tunneln hier unten eingenistet hat.«
    »Wovon reden Sie?« fragte Trumbo.
    »Weiter«, befahl Cordie und deutete mit einem Nicken auf den stockfinsteren Gang.
    »Das können Sie vergessen«, gab Trumbo zurück und wich in eine Ecke zurück. »Ich gehe da nicht runter.«
    »Doch, das tun Sie«, erwiderte Cordie Stumpf und hob den Revolver.
    Trumbo starrte sie an. »Sie werden mich schon erschießen müssen«, erklärte er. »Ich werde um nichts in der Welt...«
    Der Schuß war in dem hallenden Gewölbe unglaublich laut. Die Kugel streifte Trumbos Ohr, fetzte ein winziges Stück seines Ohrläppchens ab und sauste als Querschläger den Betontunnel hinunter.
    Trumbo ließ die Tuben, die Käsestücke, das Glas mit Marmite und die Flasche fallen und riß panisch eine Hand vor dem Gesicht hoch, während er sich mit der anderen das Ohr hielt. »Nicht schießen, nicht schießen, nicht schießen...«
    »Sie sind nicht verletzt«, sagte Cordie. »Noch nicht. Ich schätze, ich kann noch auf zwei oder drei andere harmlose Stellen schießen, ohne daß Sie mir vorzeitig verbluten. Und jetzt heben Sie die Sachen wieder auf.«
    Trumbo griff eilig nach den Nahrungsmitteln.
    »Ihr Geisterfreund hat mächtig Glück gehabt, daß die Weinflasche heil geblieben ist«, bemerkte Cordie und leuchtete ihn mit der Taschenlampe an.
    Trumbo knurrte nur.
    »Auf geht’s!« befahl sie und winkte ihn in den dunklen Tunnel. »Es wird noch besser werden.«
    Trumbo murmelte etwas in den stinkenden Limburger.
    »Was war das?« fragte Cordie. »Ich habe Sie nicht ganz verstanden.«
    »Ich sagte«, erwiderte Trumbo, »ich kann mir nicht vorstellen, wie.«
    Die Stimme der Frau hinter der blendenden Taschenlampe war sanft. »Wenn wir an die Stelle kommen, wo die Höhle anfängt«, erklärte sie, »dann werden wir uns nackt ausziehen und mit diesem Zeugs einschmieren.«
     
     

Kapitel 22
    Es bedarf keiner großen Phantasie, diese Lavabetten mit seltsamen Gestalten bevölkert zu sehen, so wie vorsintflutliche Ungeheuer, wie man sie zu unserer Erbauung im Kristallpalast zur Schau stellt. Ungetüme jeglicher Art scheinen hier vertreten: riesige Echsen und monströse, vielarmige Tintenfische.
     
    Miss C. F. Gordon-Cummings in
Fire Fountains (1883)
     
     
    18. Juni 1866, in einem namenlosen Dorf an der Kona-Küste
    Ich kniete neben Reverend Haymarks Leichnam, während die alte Frau sich mir vis-à-vis niederließ. Mr. Clemens schaute uns zu. Der Schweinegott und die anderen unaussprechlichen Geschöpfe polterten durch das Dorf, in ohnmächtigem Zorn darüber, daß sie auf Peles Befehl hin aus dieser Hütte ausgeschlossen waren.
    Die alte Frau reichte mir die Kokosnuß mit der uhane unseres Freundes. »Du mußt streng sein«, sagte sie. »Der Geist wird nicht in seinen Körper zurückkehren wollen. Er hat sich an seine Freiheit gewöhnt und will nicht wieder eingesperrt sein. Du mußt ihm Gehorsam einprügeln.«
    »Einprügeln«, wiederholte ich.
    »Einprügeln«, bestätigte die alte Frau. »Und dann mußt du den Geist mit Schlägen zurück in den Körper treiben und ihn dort festhalten, bis der Körper wieder warm geworden ist. Wenn er dir dabei entkommt...« Die alte Frau deutete auf die offene Tür. »Dann wird er von Kamapua’a oder Pana-ewa gefressen werden, und du wirst den Geist nie wiedersehen. Während wir hier sitzen, strömt meine Lava in die Unterwelt. Binnen weniger Augenblicke werden meine Feinde diesen Ort verlassen müssen. Aber auch die Geister werden für immer dort eingesperrt sein.«
    »Einprügeln«, sagte ich. Ich hielt die Kokosnuß hoch und blickte hilfesuchend zu Mr. Clemens: »Wo kann ein Geist... wie wird er...«
    Die alte Frau berührte Reverend Haymarks Augenwinkel. »Dies ist die lua-uhane, die ›Tür der Seele‹. Hier hat der Geist den Körper verlassen... hier hat Pana-ewa ihn herausgesogen, ganz wie man Milch aus einer Kokosnuß schlürft. Der Geist wird auf diesem Wege zurückkehren wollen. Das darfst du nicht zulassen! Der Geist muß durch die Füße zurückkehren und nach oben gelockt werden, bis er alle Winkel erfüllt. Und nun zieh eurem kahuna die Fußbedeckungen aus.«
    Ich

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