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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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—, und die Big Hale ist in Wirklichkeit das siebenstöckige Hauptgebäude mit dem Tagungszentrum, den Restaurants und den Boutiquen.«
    »Danke«, sagte Eleanor. »Mahalo.«
    Der Wachmann nickte und schaute ihnen hinterher, als sie weiterfuhren. Im Rückspiegel sah Eleanor, wie er die Kette wieder einhakte.
    »Was ist eine Porte-Cochère?« fragte Cordie.
    Seit ihrem dritten Lebensjahr war Eleanor von einer übertriebenen Angst beseelt, sie könnte eine vermeintlich dumme Frage stellen. Aus diesem Grund hatte sie schon sehr früh angefangen, Dinge in Büchern nachzuschlagen, um ihre Unkenntnis zu verbergen. Cordies Unbefangenheit faszinierte und begeisterte sie.
    »Das ist der überdachte Teil eines Eingangs«, erklärte Eleanor. »Gewöhnlich reicht er über die Auffahrt. Hier in den Tropen ist das ganz nützlich.«
    Cordie nickte. »Wie ein Carport, nur daß man durchfahren kann.«
    Die Zufahrt war in einem schlechteren Zustand als die Saddle Road. Der Jeep hoppelte über die Schlaglöcher, und Eleanor mußte sich ganz darauf konzentrieren, vorwärts zu kommen, ohne auf die Lava an den beiden Fahrbahnrändern zu geraten. Es gab so viele Buckel und Senken, daß sie sich fragte, ob man einfach die Lavabrocken mit Asphalt überzogen hatte. Neben der Straße tauchten immer wieder die Silhouetten von abgestellten Planierraupen auf, und zweimal sahen sie Containerbuden, die mit Zäunen und Scheinwerfern gesichert waren.
    »Eine recht miese Zufahrt für eines der teuersten Ferienhotels der Welt«, bemerkte Eleanor.
    »Wieviel kostet ein Zimmer oder eine hale eigentlich... pro Nacht?« fragte Cordie.
    »Mmmmn... ich glaube, meine liegt so um die fünfhundert-irgendwas pro Nacht«, sagte Eleanor. »Aber da ist das Frühstück mit drin.«
    Cordie gab einen Laut von sich, als hätte sie sich verschluckt. »Man sollte meinen, daß die bei den Preisen mal ihre Straße ausbessern könnten.«
    Nach gut anderthalb Meilen wurde die Straße breiter und besser. Unvermittelt teilte sie sich in zwei Fahrbahnen, eine Hecke aus purpurnen Bougainvillea verlief parallel zur Auffahrt, ein sorgsam angelegtes Beet mit tropischen Blumen und Farnen wucherte auf dem Mittelstreifen, und die in Zehnmeterabständen aufgestellten Gasfackeln beleuchteten den Weg durch die Palmenoase. Eleanor bemerkte, daß die gewundene Straße durch einen großzügigen Golfplatz führte. Unsichtbare Rasensprenger zischelten den Jeep an, und die Luft roch nach nassem Gras und Lehm. Hinter der nächsten Biegung tauchten elektrische Lampen auf.
    Eine dicke Frau in einem muu-muu kam unter der Porte-Cochère heraus, um Eleanor und ihre Beifahrerin mit Blumenketten zu begrüßen und sie in die Empfangshalle zu führen. Die Big Hale war teils Hotel und teils gigantische Eingeborenenhütte mit Bambusdächern wie aus Disneyland, privaten lanais vor jeder Suite und Kaskaden aus blühenden Pflanzen, die von jedem Balkon herunterbaumelten, so als ob die Hotelleitung versuchte, die hängenden Gärten von Babylon wiederauferstehen zu lassen.
    Eleanor fühlte sich alt, als sie aus dem Jeep stieg. Ihr Rücken tat weh. Sie hatte Kopfschmerzen. Der Duft der Blumenkette drang durch den Nebel der Erschöpfung wie ein Schrei aus der Ferne. Die Frau in dem muu-muu hatte sich als Kalani vorgestellt, und jetzt folgte Eleanor Cordie und ihr — dem geblümten muu-muu und dem triefnassen geblümten Hauskleid — die gekachelten Stufen hinauf in eine wunderschöne gekachelte Empfangshalle mit goldenen Buddhas zu beiden Seiten des Eingangs, über ein Atrium, wo Vögel in zehn Meter hohen Volieren schliefen, und vorbei an einer Terrasse, die Ausblick über die vom Fackelschein beleuchteten Palmwipfel bot, bis sie schließlich die Rezeption erreichten. Dort angekommen erledigten sie die Formalitäten, das Eintragen in das Gästebuch und das Registrieren von Eleanors Kreditkarte. Cordie mußte keine Kreditkarte vorlegen, es genügte, daß sie Kalanis Glückwünsche entgegennahm: Sie waren ja so froh, einen der Gewinner des Preisausschreibens willkommen heißen zu können — mit »sie« waren Kalani und der kleine dunkelhäutige Mann gemeint, der neben ihr hinter der Rezeption aufgetaucht war. Er trug ein Hawaiihemd und eine weiße Hose und lächelte ebenso breit wie Kalani.
    Dann verabschiedete Eleanor sich auch schon winkend von Cordie, die zu einem Fahrstuhl eskortiert wurde — offensichtlich wurden Preisausschreibengewinner in der Big Hale untergebracht —, während der kleine Mann

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