Die Feuer von Eden
wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, kreucht und fleucht es hier nur so von Vögeln und Mungos und anderen putzigen Viechern... und hier ist die Fuhrparkabteilung...«
»Wie viele?« sagte Sato.
»Hmmm? Was war das?« fragte Trumbo. Hinter ihnen hatte Will Bryant über eine Bemerkung von Mr. Matsukawa gelacht.
»Wie viele Angestellte?«
»Oh. Um die zwölfhundert«, erwiderte Trumbo.
Sato senkte das Kinn auf die Brust. »Sechshundert Zimmer. Sagen wir eine durchschnittliche Kapazität von... achthundert Gästen?«
Trumbo nickte. Sato hatte die Zahl richtig überschlagen.
»Sie haben anderthalb Angestellte pro Gast.«
Andelthalb.
»Stimmt genau«, sagte Trumbo. »Aber das sind Weltklassegäste. Das sind Leute, die Suiten im Oriental buchen, wenn sie in Bangkok sind, die den Sommer in den feinsten Privathotels in der Schweiz verbringen. Sie erwarten den besten Service der Welt. Und sie bezahlen dafür.«
Sato deutete ein Nicken an.
Trumbo seufzte und steuerte den Golfwagen eine Rampe hinauf. Eine Tür öffnete sich automatisch, und sie rollten blinzelnd in den strahlenden Sonnenschein hinaus. »Aber das sind alles nur nackte Fakten, Hiroshe. Hier ist das, wofür wir heute morgen hergekommen sind.« Die Prozession rollte durch den Schatten hoher Kokospalmen auf die niedrigen Glas- und Zedernholzgebäude zu, die das erste Tee säumten.
»Ahhh«, hauchte Hiroshe Sato. Er hob den Kopf, und zum ersten Mal an diesem Morgen verzog ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. »Golf.«
Kapitel 8
Der Rauch hängt über Kalitt.
Ich dachte, meine lehuas wären tabu.
Die Feuervögelfressen sie auf.
Bis keine mehr übrig sind.
Der Gesang von Peles
Schwester Hi’iaka über Peles Verrat
Aus Tante Kidders Tagebuch:
14. Juni 1866, am Kilauea-Vulkan
Geschundene Knochen, schmerzende Muskeln und eine so vollständige Erschöpfung, daß mir ganz angst und bange wird — all dies drängt mich, doch Abstand davon zu nehmen, diesen Eintrag zu schreiben, aber nichts kann mich davon abhalten, die Verzückung, die Erregung, die Erhabenheit und den nackten, unbeschreiblichen Schrecken der letzten vierundzwanzig Stunden zu Papier zu bringen. Ich schreibe dies im Lichtschein von Madame Peles Feuerwerk.
Ich glaube, daß ich an früherer Stelle geschrieben habe, Hilo schiene »das wahre Paradies des Pazifik« — in bezug auf seine blühenden Straßen, seine pittoresken Häuser, seine exotische Botanik (lauhala, die Schraubenpalme, läßt überall ihre traurigen Wedel hängen und entsendet ihre Luftwurzeln zu den hölzernen Bürgersteigen, als wollten sie sich zu den anderen Passanten bei ihren abendlichen Spaziergängen gesellen, während Bananenstauden die purpurnen Kerzen ihrer ungeöffneten Blüten wie stolze Orden herzeigen und jeder Garten zu einem wahren Paradies botanischer Pracht wird), doch die Missionare, die dieses spezielle irdische Paradies bevölkern, überhäuften mich derart mit Aufmerksamkeit und Einladungen, daß es eine ganze deprimierende Woche dauerte, bis ich meine Reise zum Vulkan antreten konnte. Aus unerfindlichen Gründen war Mr. Clemens ebenso lange aufgehalten worden, und so machten wir uns gemeinsam zu unserem Abenteuer auf.
Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, daß alle Anwohner von Hilo, eingeboren oder zugereist, oft und gerne reiten, und sämtlich mit der größten Erfahrenheit und Leidenschaft, die ich je erlebt habe, und alle, bis auf die ältesten Damen, sitzen dabei rittlings im Sattel, Männlein wie Weiblein. Und so traf es mich, als ich mein Pferd aussuchte — einen hübschen Wallach mit verziertem mexikanischen Sattel und Steigbügeln mit Lederkappen, damit meine Stiefel beim Ritt durch das Gestrüpp nicht zerkratzt wurden —, nicht überraschend, daß auch von mir erwartet wurde, in der hier gewohnten Weise zu reiten. Alle Pferde, die für dieses Abenteuer ausgesucht worden waren, hatten gut fünf, sechs Meter Seil um ihre Hälse geschlungen, und die Satteltaschen quollen schier über von Brot und Bananen und Flaschen mit Tee.
Unsere Gruppe bei diesem Ausflug bestand aus dem langweiligeren der Smith-Zwillinge, dem jungen Master Thomas McGuire (Mrs. Lymans Neffen), dem korpulenten Reverend Haymark und unserem ungestümen Korrespondenten, Mr. Clemens. Master Wendt, der als erster diese kühne Attacke auf Peles Reich vorgeschlagen hatte, war von einer unerwarteten Unpäßlichkeit befallen und drängte uns von seinem Krankenlager aus, die Reise doch ohne ihn
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