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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zwanzig Meter von der Stelle, wo der Meeressäuger zum ersten Mal aufgetaucht war, eine hoch aufschießende Wasserfontäne erspähte. Die Walbeobachtungslanai trug ihren Namen offenkundig zu Recht.
    Eleanor blickte zu den anderen Gästen. Scheinbar hatte keiner von ihnen etwas bemerkt. Drei Tische weiter jammerte eine Frau darüber, wie eingeschränkt die Einkaufsmöglichkeiten hier seien. Sie wollte wieder zurück nach Oahu. Ihr Mann nickte, biß in seinen Toast und las weiter seine Zeitung.
    Eleanor seufzte und hob das einzelne Blatt hoch, auf dem die Sonderveranstaltungen aufgeführt waren, die das Mauna Pele heute seinen Gästen offerierte. Die Liste stand in Kursivschrift auf schwerem grauen Büttenpapier gedruckt, so elegant wie eine offizielle Einladung. Da waren die üblichen Freizeitaktivitäten, die man in einer Ferienanlage wie dieser erwartete — und von denen Eleanor keine interessierte —, aber zwei Angebote fielen ihr ins Auge: Um 9 Uhr 30 gab es eine Kunstführung unter der Leitung eines gewissen Dr. Paul Kukali, des Kurators für Kunst und Archäologie am Mauna Pele. Um 13 Uhr gab es eine Petroglyphen-Wanderung, ebenfalls unter der Leitung von Dr. Kukali. Eleanor schmunzelte. Bevor der Tag zu Ende war, würde Dr. Kukali sie noch sehr gut kennengelernt haben.
    Eleanor blickte auf ihre Uhr, dann nickte sie lächelnd zu der jungen Serviererin hinüber, die darauf wartete, ihre Kaffeetasse nachzufüllen. Jenseits der Bucht erhob sich abermals der Buckelwal aus dem Wasser und klatschte wieder auf die Wellen, und obgleich Eleanor wußte, daß es schlimmste und völlig unzulässige Vermenschlichung war, schien er doch in seiner Überschwenglichkeit diesen wunderschönen Tag zu feiern.
     
    Trumbo führte die Prozession den langen, aus schwarzer Lava gehauenen Tunnel entlang. In die Decke eingelassene Lampen warfen grelle Lichtkegel.
    »Das Problem mit den meisten dieser verdammten Hotels ist«, erklärte er gerade Hiroshe Sato, »daß der Dienstleistungsbetrieb den Gästen in die Quere kommt. Bei uns nicht.« Sie kamen an eine breite Kreuzung, und er bog rechts ab. Weiße Schilder an den Wänden wiesen den Weg. Ein anderer Servicewagen kam ihnen entgegen, dann eine Frau in Hoteluniform auf einem Fahrrad. Große, runde Spiegel, die hoch an den Steinwänden angebracht waren, erlaubten Fahrern und Fußgängern, um die Ecken zu schauen.
    »Wir haben alle Dienstleistungsbereiche hier unten untergebracht«, erzählte Trumbo weiter und zeigte im Vorbeifahren auf die beleuchteten Büros. Erhellte Fenster blickten auf den Hauptkorridor hinaus wie bei einem Einkaufszentrum. »Hier ist die Wäscherei... in der Hauptsaison waschen wir mehr Wäsche als irgendein anderes Hotel auf Hawaii. In jedem Zimmer und hale gibt es zwölf Kilo an Bettwäsche und Handtüchern. Hier... riechen Sie das? Das ist die Bäckerei. Acht Bäcker sind bei uns angestellt. Nachts tanzt hier richtig der Bär... Sie sollten es mal um fünf Uhr früh riechen. Okay, zu unserer Linken ist der Florist — wir werden von einer örtlichen Gärtnerei beliefert, aber jemand muß ja die über zehntausend Blumenarrangements pro Woche zurechtschneiden und binden. Hier ist das Büro unseres hauseigenen Astronomen... ahhh, hier ist das Büro unseres Vulkanologen... Dr. Hastings ist diese Woche oben auf dem Vulkan, aber morgen früh wird er herkommen und uns was erzählen... Okay, das hier ist unser hauseigener Schlachter; wir beziehen unser gesamtes Rindfleisch von der Parker Ranch oben im Waimea -Paniolo- Land — das sind hawaiische Cowboys —... und hier ist das Büro unseres Kurators für Kunst und Archäologie... Paul ist ein irrer Typ, eingeborener Hawaiianer, Studium in Harvard, und er war unser erbittertster Feind, als wir hier mit dem Bau angefangen haben. Na, was soll’s, da hab ich ihn eben eingestellt. Ich vermute, er wollte dem Teufel lieber auf die Finger schauen, Sie verstehen, was ich meine?«
    Hiroshe Sato starrte den amerikanischen Milliardär verständnislos an.
    Trumbo bog nach links in einen weiteren Korridor. Leute spähten aus offenstehenden Türen und beleuchteten Fenstern, nickten, wenn sie den Hotelbesitzer sahen. Er winkte überschwenglich, grüßte hin und wieder einen der Angestellten mit Namen. »Hier ist die Sicherheitsabteilung... Gartenpflege und Wartungsdienst... Wasser hat ein eigenes Büro... hier sitzt der Naturschutzbeauftragte... Massage, wir haben hier phantastische Masseusen, Hiroshe... der zoologische Leiter —

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