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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Maske. »Ein wunderschöner Bundesstaat, Illinois. Ich habe einen Ihrer Senatoren sehr gut gekannt.«
    Cordies Kopf schoß hoch. »Ach ja? Welchen?«
    »Den Senior Senator«, erwiderte der Milliardär, als wisse er, daß diese blasse, pummelige Frau den Namen ohnehin nicht kennen würde. »Senator Harlen.«
    Cordie Stumpf lachte. »Ich vermute, dann sind wir schon zwei«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Ist egal.« Cordie sah zu Eleanor. »Reicht es Ihnen auch langsam?«
    Eleanor nickte, zögerte aber einen Moment. Sie schaute den Sicherheitschef und den Hotelbesitzer an. »Wir haben diese Hand wirklich gesehen. Sie sah aus, als wäre sie glatt abgetrennt worden... fast chirurgisch genau. Und Paul hat recht... es war die Hand eines Weißen, die Nägel waren manikürt, und sie sah nicht aus, als hätte sie im Wasser gelegen.«
    Trumbo nickte müde. Sein Lächeln erlosch langsam. »Ms. Perry...«
    Eleanor wartete.
    »Sie würden mir einen persönlichen Gefallen tun, wenn Sie den anderen Gästen gegenüber nichts davon erwähnen würden. Es würde sie... grundlos beunruhigen. Ich versichere Ihnen, daß wir der Sache auf den Grund gehen werden.«
    »Wenn wir nichts ausplaudern«, sagte Cordie, »weihen Sie uns dann ein?«
    Trumbo schaute sie verwirrt an. »Wie bitte?«
    »Sie erzählen uns, was Sie herausfinden«, erklärte Cordie. »Halten uns auf dem laufenden.«
    »Natürlich«, versprach Trumbo. Er sah zu seinem Sicherheitschef. »Mr. Dillon, bitte vermerken Sie, daß Mrs. Stumpf und Ms. Perry über alle Neuigkeiten bei den Ermittlungen auf dem laufenden gehalten werden.«
    Der behaarte kleine Mann nickte, holte ein Notizbuch und einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche und notierte es sich demonstrativ.
    »Ich vermute, daß die örtliche Polizei ebenfalls mit uns sprechen möchte«, sagte Eleanor.
    »Ganz sicher«, erwiderte Trumbo eilig.
    Eleanor zögerte. »Ich habe bis zum Ende der Woche gebucht«, erklärte sie. »Ihre Leute wissen, welche hale ich habe.«
    »Vielen Dank«, säuselte Byron Trumbo. Er wandte sich an Cordie. »Kann ich noch etwas für Sie tun, Mrs. Stumpf?«
    Cordie hatte die Tür geöffnet, bevor Dillon oder Frederickson sie ihr aufhalten konnten. »Grüßen Sie einfach nur Jimmy von mir, wenn Sie das nächste Mal mit ihm sprechen.«
    »Jimmy?« Trumbo lächelte wieder.
    »Den Senior Senator«, sagte Cordie. Sie und Eleanor verließen gemeinsam den Raum.
     
    14. Juni 1866, am Kilauea-Vulkan
    Mit Reverend Haymark als etwas dubiosem Führer bereiteten Mr. Samuel Clemens und ich uns auf unseren mitternächtlichen Abstieg in den Krater des Kilauea vor.
    Ich wußte, daß die Expedition ein närrisches Unterfangen war, aber diese Tatsache hatte mich auch zuvor nur selten von einem Abenteuer abgehalten. Diesmal war es nicht anders. Unsere Vorbereitungen waren bescheiden: Der Wirt versorgte jeden von uns mit einer Laterne, kräftigen Wanderstöcken und einem Leinenbeutel mit Brot und Käse und Wein für ein »Picknick auf dem Vulkan«, sobald wir den aktiven Lavasee im Kraterkessel erreicht hatten.
    Obgleich weder Hananui noch ein anderer der Einheimischen uns in dieser Nacht als Führer dienen wollte — offenkundig drohte ein weiterer Lavakessel auf dem Kratergrund überzutreten —, brachte uns unser bisheriger Führer zur »Treppe« — einem steilen Pfad, der auf halbem Wege zwischen dem Volcano House und dem Aussichtshäuschen in eine Felsspalte entlang der Kraterwand geschlagen worden war. Reverend Haymark bestätigte, daß dies der nämliche Weg war, auf dem er bei seinen vorherigen Expeditionen abgestiegen war, und so begannen wir mit dem stämmigen Pastor als Anführer, mir in der Mitte und unserem kalifornischen Korrespondenten als Nachhut unseren Marsch jene strapaziöse, dreihundert Meter lange Treppe aus Lavagestein hinunter zum Grund des Kraters. Ich glaube, die Tatsache, daß es so dunkel war — die Felsen um uns herum wurden nur von demselben rötlichen Vulkanschein beleuchtet, der auch unsere Hände und Gesichter rot färbte — gereichte uns zum Vorteil, da die kleinen Lichtkegel, die unsere schwingenden Laternen warfen, uns nicht das schreckliche Schicksal offenbarten, das uns zuteil geworden wäre, hätten wir unseren Fuß neben den Pfad gesetzt oder wären vom Weg abgekommen.
    Als wir schließlich den Grund des Kraters erreicht hatten, wurde deutlich, daß die abgekühlte Lavaoberfläche, die von unserem hochgelegenen Aussichtspunkt fest und tragfähig ausgesehen hatte, in

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