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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Gelegenheit. Im Ernst, wenn Sie wirklich nicht wollen, dann ist das in Ordnung... aber ansonsten werde ich einen kleinen Rundflug für morgen abend arrangieren.«
    Eleanor zögerte nur einen Moment. »Das wäre wunderbar.« Sie wandte sich zu Cordie. »Sie würden doch sicher auch gern die Eruption sehen, oder?«
    »Eigentlich nicht«, gab Cordie zurück. »Ich mag kein Feuer, ich mag keine Explosionen, und ich hasse das Fliegen. Sie können mir ja hinterher erzählen, wie’s war.«
    Eleanor und Paul versuchten, sie doch noch zu überreden, aber sie war eisern in ihrer Ablehnung. »Von einem Hubschrauber aus in einen Lavasee zu fallen gehört nicht zu meiner Vorstellung von Urlaub«, erklärte sie, und das Thema war abgeschlossen.
    Sie lauschten eine Weile dem Gewitter, das draußen immer wütender tobte. Direkt hinter der Terrassenwand peitschten Palmwedel hin und her. Blitze zuckten, und mit einem Mal gingen alle Lichter aus. Es standen schon Kerzen auf den Tischen, also gab es keine Unruhe unter den wenigen Essensgästen, aber Kellner verteilten eiligst Sturmlampen mit helleren Kerzen. Schon bald war der Saal von einem weicheren, intimeren Lichtschein erfüllt. Im Süden und Westen entlud sich eine Kanonade von Blitzen.
    »Kommt das oft vor?« fragte Eleanor den Kurator. »So ein Stromausfall, meine ich.«
    »Gelegentlich. Das Hotel hat seinen eigenen Notgenerator für die wichtigsten Dinge — Kühlschränke, die Beleuchtung in den Katakomben, Mr. Trumbos Firmensuiten...«
    »Katakomben?« fiel ihm Cordie ins Wort und spitzte wie ein Jagdhund die Ohren.
    Paul Kukali erklärte die Sache mit den unterirdischen Dienstleistungsbereichen.
    »Das würde ich mir gern ansehen«, sagte Cordie.
    Paul trank einen Schluck Wein. »Ich glaube, am Mittwoch gibt es eine Führung.«
    »Ich mag keine Führungen«, gab Cordie zurück, »aber die Katakomben würde ich trotzdem gern sehen.«
    Der Kurator lächelte. »Ich habe mein Büro dort unten. Wir können nach dem Essen hingehen, wenn Sie möchten. Ich bin sicher, daß es gegen die Vorschriften verstößt, Gäste dorthin mitzunehmen, aber ich habe mich heute sowieso schon mit dem Boß angelegt, also... zum Teufel damit.«
    Sie stießen darauf mit ihren Weingläsern an. Als sie abermals eine Pause beim Essen einlegten, fragte Eleanor leise: »Können Sie mir etwas über Pana-ewa, Nanaue und Ku erzählen?«
    Paul legte seine Gabel ab. »Wie kommen Sie gerade auf diese Namen?«
    »Ich habe davon gelesen«, erklärte Eleanor.
    Der Kurator nickte mit ernster Miene. »Ungeheuer«, sagte er. »Götter. Geister.« Er warf Cordie Stumpf einen Blick zu. »Es gibt hier keine alte hawaiische Begräbnisstätte, aber diese Wesen sind angeblich hier in der Nähe in einem unterirdischen Kerker eingesperrt.«
    Cordies Augen begannen zu strahlen. »Erzählen Sie uns mehr.«
    Seufzend, sein Gesicht vom flackernden Kerzenschein beleuchtet, erzählte Paul ihnen von Pana-ewa, Nanaue und Ku.
     
     

Kapitel 12
    Die Sterne, der Mond, sie stehen in Flammen;
Die kalten Monate verbrennen;
Staub kreist über der Insel.
Die Erde ist ausgedörrt.
Der Himmel hängt tief.
Im Kraterkessel tobt eine rauhe See —
Der Ozean wütet; im Kilauea brodelt die Lava.
Feuerwogen rollen über die Ebenen;
Pele bricht aus.
     
    Traditioneller Pele-Gesang
(Nach der englischen Übertragung
von Marjorie Sinclair)
     
     
    Briggs und Dillon waren dreißig Meter tief im Lavatunnel, ihre Taschenlampe auf eine Blutspur auf dem schwarzen Basalt gerichtet, als Dillon sagte: »Das hier ist doch Scheiße.«
    Beide Männer hatten ihre Pistolen gezogen — Dillon seine 9-mm-Glock-Halbautomatik, Briggs eine .38er Police Special —, und Dillon hielt weiterhin die Taschenlampe. Als die Wand endlich nachgegeben hatte, eingestürzt war und eine Höhle sowie eine verschmierte Blutspur, die vom Licht wegführte, offenbart hatte, hatte Briggs den Vorschlaghammer beiseitegelegt und war über den Schutt gestiegen, und Dillon war ihm gefolgt. Der Lavatunnel war glatter als die meisten Höhlen, die Decke etwa drei Meter hoch, die Wände zu beiden Seiten mit unebenen Streifen versehen, wo die Lava getrocknet war und sich zusammengezogen hatte. Die regelmäßigen Wölbungen erinnerten Dillon an die Muskelwände eines Darms. Der Gedanke war nicht gerade beruhigend.
    Sie waren ganz professionell vorgegangen, wie zwei Cops, die in ein Crack-Haus eindrangen, in dem ein Mordverdächtiger lauerte — die Pistolen gezogen und schußbereit, Dillons

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