Die Feuer von Eden
Loa?«
»Über beide.«
»Es ist ungewöhnlich, daß sie beide zur selben Zeit aktiv sind«, erklärte der Kurator. »Wir hier auf Big Island haben uns an die Ausbrüche gewöhnt. Sie treten mehr oder weniger regelmäßig auf und bedrohen normalerweise nur die Bauten, die Menschen an dummen Stellen errichtet haben.«
»Steht das Mauna Pele an so einer dummen Stelle?« fragte Cordie.
Paul zögerte einen Moment. »Nicht nach Aussage der meisten Studien, die angefertigt wurden. Es hat hier seismische Aktivität gegeben, selbst Lavaströme... aber nicht in diesem Jahrhundert. Wie Sie sehen können, bekommt man hier selbst von starken Ausbrüchen nur die Aschewolke und den reflektierten Feuerschein mit.«
Cordie genehmigte sich einen kräftigen Schluck von Peles Feuer. »Ich hab da mal diesen Film gesehen... Paul Newman hat mitgespielt, glaube ich, und Ernest Borgnine und James Franciscus und ein Haufen Stars, die immer bei diesen alten Katastrophenfilmen wie Flammendes Inferno und Airport mitgemacht haben... nun, jedenfalls handelte er von irgendeinem tropischen Ferienhotel, das unter Lava begraben wurde.«
Eleanor und Paul warteten auf die Pointe.
»Nun ja«, sagte Cordie nach einer Pause, »es schien einfach zu dem zu passen, worüber wir gerade sprachen.«
Paul schüttelte den Kopf. »Es war ein Fehler, das Mauna Pele zu bauen, aber ich glaube nicht, daß es in nächster Zukunft unter Lava begraben wird.« Seinem Tonfall nach schien er das beinahe zu bedauern.
»Ich würde mir die Vulkane gern von nahem ansehen«, hörte Eleanor sich sagen. Sie erkannte, daß der Alkohol in den Cocktails ihr mehr zugesetzt hatte, als ihr bislang aufgefallen war.
»Das ist schwierig«, sagte Paul. »Der Nationalpark ist aufgrund der Stärke der Eruptionen die meiste Zeit über geschlossen... die Leute sind zu Tausenden dorthin geströmt, und etliche Gase des Vulkans können tödlich sein.«
»Sind nicht einmal König Kamehamehas Feinde von solch giftigen Gasen vernichtet worden?« fragte Eleanor. Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel, und das leise Plätschern auf dem Dach der lanai war einlullend. Der Geruch der nassen Vegetation war beinahe erotisch.
»Ja«, sagte Paul. »1790 kehrte Häuptling Keoua von einem Überfall auf Kamehamehas Verbündete zurück und beschloß, sein Heer in drei Teile aufzuspalten, die dann am Krater wieder zusammentreffen sollten, um Pele Opfer darzubringen. Als die anderen zwei Gruppen zum ersten Drittel des Heeres stießen, fanden sie sie alle tot vor — Männer, Frauen und Kinder —, vergiftet von einer Gaswolke, die den Berghang hinuntergequollen war.«
»Das wird der Moral der Truppe nicht gerade geholfen haben«, bemerkte Eleanor.
Cordie kippte den Rest ihres Cocktails herunter. »War das weit von hier?«
»Wie bitte?« fragte Paul.
»Wo das Heer den Löffel abgegeben hat?«
»Nein. Um genau zu sein, war es am Hang ebendieser südlichsten Grabenzone hier. Die Fußabdrücke von Keouas zurückweichendem Heer sind noch immer im versteinerten Schlamm zu sehen.«
Ihr Essen kam. Eine Weile lang bestand die einzige Unterhaltung aus Lob für die Fischgerichte. Dann sagte Eleanor: »Ich kann verstehen, warum es jetzt schwer ist, nah an die Vulkane heranzukommen.«
Paul hob gerade die Gabel, hielt aber inne. »Die beste Art, sich die Eruption anzusehen, ist mit dem Hubschrauber. Natürlich sind alle Hubschrauber auf der Insel schon wochenlang im voraus ausgebucht. Sie fliegen von den großen Hotels nördlich von hier und von Hilo aus. Rundflüge, die früher hundert Dollar kosteten, gehen jetzt rauf auf fünfhundert, sechshundert.«
Eleanor schüttelte den Kopf. »Zu teuer für meinen Geschmack. Und außerdem werde ich nicht wochenlang hier sein.«
Paul senkte die Gabel. »Ich könnte da vielleicht was arrangieren.«
Eleanor musterte den Kurator. In seinen Augen oder seinem Gebaren war nichts Berechnendes zu erkennen. »Wirklich, es ist nicht wichtig«, sagte sie, »und ich...«
Er hob die Hand. »Ich habe einen Freund«, erklärte er, »der fliegt seinen eigenen Hubschrauber auf Maui. Er wird morgen auf Big Island sein, und er schuldet mir noch einen Gefallen. Natürlich kann es recht spät werden, aber das ist sowieso die beste Zeit, um sich den Vulkanausbruch anzusehen... bei Nacht.«
»Ich möchte nicht...«, setzte Eleanor an.
Paul ließ keinen Protest zu. »Nein. Ich halte es für eine gute Idee. Ich würde die Eruptionen selbst gern sehen, und das wäre eine perfekte
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