Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Taschenlampe schwenkte beständig und gleichmäßig hin und her, die Schultern und Rücken der beiden Männer berührten sich, während sie einander Deckung gaben.
    Nichts regte sich. In der Höhle gab es keine Stalagmiten und Stalaktiten. Der Boden bestand aus glattgeschliffenem Basalt, und er schien leicht anzusteigen, während er sich nach rechts — in der Richtung, in der Dillon den Ozean vermutete — im Dunkeln verlor. Die breite Blutspur führte nach links unten weg.
    »Das ist wohl der Punkt, wo wir Verstärkung rufen sollten, was?« hatte Dillon gesagt.
    »Ja«, hatte Briggs erwidert und sich Richtung Tunnelbiegung in Bewegung gesetzt. »Aber lassen Sie uns wenigstens einen Blick um die Ecke werfen. Wie-hieß-er-noch... Wills... könnte dort sein.«
    Dillon hatte die Wahl, dem größeren Mann entweder zu folgen oder ihn allein in die Dunkelheit verschwinden zu lassen. Er war ihm gefolgt. Fünf Minuten, zwei Biegungen in der Höhle und dreißig Meter weiter wünschte er, er hätte Briggs gehen lassen. »Das hier ist doch Scheiße«, bemerkte er abermals. Seine Arme wurden langsam müde davon, die Glock in Schußposition und noch dazu die Taschenlampe zu halten. Die beiden Männer bewegten sich so lautlos und vorsichtig wie möglich — Dillon erinnerte sich von den Trainingskursen vor ein paar Jahren, daß Briggs für einen so großen, schweren Mann sehr flink und behende auf den Füßen war. Alle paar Meter blieben sie stehen, um zu lauschen und den Tunnel hinter sich zu überprüfen. Der Lichtkegel der Taschenlampe huschte über den glatten schwarzen Basalt und die dunklen Lavastreifen.
    »Was immer sich Wills geschnappt hat, es hat ihn ganz schön weit mitgeschleppt«, flüsterte Briggs. Beide Männer lauschten mit gespitzten Ohren auf das leiseste Geräusch.
    Dillon nickte. Blut glitzerte im Licht der Taschenlampe. »Haben Sie diesen Film gesehen... Alien?« flüsterte er zurück.
    »Halten Sie die Klappe«, knurrte Briggs. »Leuchten Sie mal hier rüber.« Der Leibwächter ging neben der Blutspur auf dem Basalt in die Hocke, streckte die Hand aus und hob einen Stoffetzen auf.
    »Was ist das?«
    »Ein Stück von dem Anzug des armen Schweins, würde ich sagen. Grau. Leinen.«
    »Ja. Wills war immer gut angezogen.«
    »Es ist naß«, sagte Briggs. »Als ob...«
    »Als ob was?« Dillon schwenkte die Taschenlampe in schnellen Bogen, ließ keinen Winkel lange im Dunkeln. Er konnte etwa zehn Meter von Biegung zu Biegung im Tunnel sehen.
    »So als ob es durchgekaut worden wäre«, sagte Briggs.
    »Na ja«, knurrte Dillon. »Nun, ich gehe jetzt jedenfalls zurück. Ich denke mir, wenn ich all meine Wachleute zusammentrommle, kann ich etwa dreißig Männer hier unten ausschwärmen lassen. Mit Funkgeräten und Schnellfeuerwaffen. Wer immer oder was immer sich Wills geschnappt hat, könnte ihn meilenweit mitgeschleppt haben. Diese Tunnel sind endlos.«
    »Ah ja?« sagte Briggs. Er legte den zerkauten Stoffetzen sorgfältig zurück. »Sie wollen doch wohl jetzt nicht kneifen, oder?«
    Dillon seufzte. Man konnte diese Stiernacken ausbilden, soviel man wollte, sie verwechselten Testosteron immer noch mit Gehirn. »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, sagte er. »Ich gehe zurück und rufe Verstärkung, und die Taschenlampe nehme ich mit. Sie können ja hierbleiben, wenn Sie wollen.« Er machte sich daran, in geduckter Haltung den Tunnel zurückzugehen, schwenkte dabei die Taschenlampe in alle Richtungen.
    Briggs blieb nur einen Augenblick allein zurück, bevor er ihm folgte, den Rücken zu Dillon gekehrt und die Pistole noch immer auf die Dunkelheit gerichtet. Dillon erwartete halb, sich unvermittelt in irgendeinem Melodram wiederzufinden — vielleicht ein halbes Dutzend durchgedrehter hawaiischer Nationalisten, die plötzlich Äxte schwingend um die Biegung in der Höhle gestürzt kamen —, aber es war nur das Geräusch ihrer eigenen Füße und ihres Atems zu hören, bis sie um die letzte Biegung kamen und den Lichtschimmer sahen, der von den Lampen im Büro des Astronomen in die Höhle fiel. Dillon drehte sich wachsam immer wieder um, leuchtete mit der Taschenlampe den Tunnel hinter ihnen ab und schwenkte den Lichtstrahl dann eilig wieder in die entgegengesetzte Richtung. Als sie zu dem Loch in der Wand kamen, beugte er sich sogar vor, um sicherzustellen, daß nichts in Wills’ Büro lauerte. Es wäre schlechter Stil, wenn sie Mist bauten und so nah der Sicherheit des hell beleuchteten Hotels umgelegt würden. Das

Weitere Kostenlose Bücher