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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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tapfer entgegen. Andrea blieb stehen, seine Anwesenheit hätte die Situation nur verschlimmert, aber er hielt sich bereit, um eventuell einzuschreiten.
    »Du Unglücksweib«, brüllte der Mann, »ich bring dich vor Gericht!«
    »Untersteht Euch!« Andrea trat vor, um sich zwischen Sofia und den erregten Mann zu stellen.
    »Wer seid Ihr denn?«, fragte der, sofort leiser werdend.
    »Die Signora trägt keine Schuld an Eurem Unglück«, sagte Andrea, ohne seine Frage zu beantworten.
    »Wer dann?«, erwiderte er. »Sie hatte die Stoffe in Kommission!«
    »Das rechtfertigt Eure Grobheit nicht.«
    »Seid vorsichtig, Messere!«
    »Seid Ihr vorsichtig, ich bringe Euch wegen öffentlicher Beleidigung vor die Zehn!«
    Andreas Drohung brachte den Mann zum Schweigen, und so blieb er stehen, auf den ausgestreckten Armen die durchnässten, schlammverschmutzten Stoffmassen.
    »Nun gut, sagt mir, wie viel Eure Ware wert ist«, wollte Andrea die Diskussion abkürzen und hatte die Börse schon in der Hand.
    »Was tut Ihr?« Sofia hielt ihn zurück und wandte sich an den Händler: »Ich werde ohne Lohn sticken, Signor Foppa, so lange, wie Ihr es zu Eurer Entschädigung für richtig haltet.«
    »Auf keinen Fall!«, protestierte Andrea entschlossen, und als er sah, dass sie die Augen aufriss und nach Luft schnappte, ergänzte er: »Wollt Ihr für den Rest Eures Lebens für ihn arbeiten?«
    »Ihr habt mit dieser Sache nichts zu tun!«, rief sie ärgerlich.
    »Ich bitte Euch, fangen wir nicht schon wieder an.«
    »Mit Euch kann man ja nicht vernünftig reden.«
    »Und das aus Eurem Mund!«, spottete Andrea. »Jedenfalls könnt Ihr denken, was Ihr wollt, dieses Mal wird es auf meine Weise gemacht!« Mit diesen Worten holte er eine Handvoll Golddukaten hervor und ließ sie auf die Stoffe fallen.
    Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte der Händler den Fall jeder einzelnen Münze, bis er zehn gezählt hatte.
    »Mehr habe ich nicht bei mir«, sagte Andrea, als die letzte fiel. »Sagt mir, was ich Euch noch schulde und wo Euer Geschäft ist. Ich lasse Euch das Nötige für den Stoff und die entgangene Arbeit zukommen.«
    Der Mann starrte ihn mit offenem Mund an, dann wurde der Ausdruck des Staunens zu einem Lächeln.
    »Hätte ich doch immer solche Kunden wie Euch, Messere«, rief er aus. Da schien ihm ein Gedanke zu kommen. »Wer seid Ihr? Ich muss Euch schon einmal gesehen haben, vielleicht habe ich Euch einen Anzug genäht?«
    Ein Gemurmel ließ ihn hinter sich blicken. Etwas entfernt standen mehrere Menschen im Halbkreis und beobachteten die Szene verblüfft, sogar besorgt. Es kam dem Mann sonderbar vor, wie sie sich auf Distanz hielten. Er blickte zu Andrea, dann wieder zu der Gruppe und fühlte sich wie ein Fante, der sich aus der Deckung gewagt hat und in die feindlichen Linien geraten ist.
    »Habt Ihr Seine Exzellenz denn nicht erkannt?«, fragte eine Frau, eine Verbeugung andeutend.
    Der Schneider drehte sich zu Andrea um und riss die Augen auf.
    »Das ist Ser Loredan«, sagte eine andere Stimme hinter ihm, »der Sohn Seiner Durchlaucht, des Dogen.«
    »Nun, wie viel schulde ich Euch?«, unterbrach sie Andrea.
    Der Mann stand schweigend und starr wie ein soeben abgesägter Baumstamm, der gleich fallen wird.
    »Nichts, nichts, das ist in Ordnung so«, wehrte er hastig ab.
    »Nun antwortet schon, es hat keinerlei Bedeutung, dass ich diesen Namen trage! Wo ist Eure Schneiderei?«, und er sah ihn auffordernd an.
    »In der Calle dei Sartori, Eccellenza, neben dem Armenspital.« Der Ton war demütig und leidend, wie der eines Bettlers, der von den Sbirren verhört wird.
    »Wie viel schulde ich Euch?«
    »Wenn Ihr unbedingt darauf besteht   … das macht noch fünf Dukaten, denn die karmesinrote Seide liegt bei acht Dukaten pro Elle.«
    »Ihr schuldet mir keine Erklärungen, Signor Foppa«, bemerkte Andrea.
    Der Schneider mit seinen triefenden, schlammigen Stoffballen auf dem Arm schwankte ein wenig.
    »Darf ich gehen?«, seufzte er flehend.
    »Ich wünsche Euch einen guten Tag, Maestro Foppa.«
    Als dieser sich von einem Edelmann solchen Ranges Maestronennen hörte, begann sein Gesicht zu leuchten, und er erging sich in einer tiefen Verbeugung.
    »Auch Euch einen guten Tag, Eccellenza.« Und nachdem er sich aufgerichtet hatte, schüttete er den Segen seiner plötzlichen Dankbarkeit auch über Sofia aus: »Und Ihr, Signora Sofia, mögt mir bitte verzeihen, dass der Zorn Oberhand über meine gute Erziehung gewann. Ich werde Euch neuen Stoff

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