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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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konnte Griechisch. Aufs Geratewohl schlug er es auf.
    » Ihr Götter göttlichen Ursprungs «, las er still, im Wunsch, den Schmerz, der ihn überwältigte, zu ersticken. Dann las er laut, für alle: » Welcher Werke Urheber und Vater ich bin, die sind als durch mich hervorgebracht ohne meinen Willen unauflösbar .« Er spürte einen Kloß im Hals, und fuhr fort: » Nun ist alles, was verbunden ward, auch wieder auflösbar, aber frevelhaft wäre es, das gut Zusammengefügte und wohl Bestehende wieder auflösen zu wollen .« Er konnte nicht weiterlesen.
    Zuerst hörte Andrea die Schluchzer. Dann nahm er den stechenden Geruch von Essig wahr, vermischt mit dem Schmutz des Kielraums und der Körper. Er schlug die Augen auf: hölzerne Spanten, der mächtige Fuß des Großmastes einer Galeere, ein Mann in schwarzen Kleidern, kniend, das Gesicht in den Händen, der schluchzte. Das musste ein Priester sein, und er war seinetwegen da. Er dachte an den Tod. Ohne zu leiden. Er bewegte den Kopf und sah sich um, sah die schwankenden Lichter, die Verletzten, den verbundenen Mann neben sich, den anderen, der vor Schmerzen stöhnte. Dann musterte er den knienden Mann, der ihn jetzt ansah. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen, seine Haare waren grau, das Gesicht eingefallen, mit Falten, aber Andrea erkannte ihn trotzdem.
    »Doktor Dalessi   …«, sagte er mit schwacher Stimme.
    Dem Arzt kam diese Stimme bekannt vor, doch er konnte sie keinem Namen zuordnen. Andrea bemerkte seine Verwirrung.
    »Ich bin Andrea Loredan.«
    »Ihr?«, fragte Dalessi ungläubig.
    »Es scheint, als wäre viel Zeit vergangen«, sagte Andrea, wie um sich von der Last seiner Erschöpfung und dem Schmerz seiner Verletzungen zu befreien.
    Der Arzt beugte sich über ihn, blickte prüfend in sein Gesicht, und als er Andreas Züge wiedererkannt hatte, ging sein Staunen in Freude über. Er wandte sich an einen Matrosen: »Hol mir abgekochtes Wasser und Zucker aus der Kombüse, schnell!« Und einem anderen Matrosen befahl er: »Ruf Messer Giustinian, er soll herkommen!« Dann drehte er sich wieder zu Andrea, um ihm fürsorglich wie ein Vater die Decke unters Kinn zu ziehen.
    »Ich hatte Euch schon in die Liste der Toten und Helden aufgenommen. Wie schön, Euch hier wiederzusehen!«
    »Sagt, mein Freund«, fragte Andrea. »Wie steht es in der Schlacht?«
    Dalessi wich überrascht zurück. »Ihr wisst nichts? Uns gehört der strahlende Sieg! Endlich wird man Euch die gebührende Ehre erweisen!« Dann kam das Wasser, und Dottor Dalessi tat reichlich Zucker hinein. Er half Andrea, den Kopf zu heben. »Kleine Schlucke«, ermahnte er ihn, was Andrea zum Lächeln brachte. Ein Poltern auf der Treppe, Onfré Giustinian, begleitet vom Kapitän, dem Steuermann und zwei Offizieren kam in denKielraum. Alle hatten sich zum Zeichen des Respekts die Mützen abgenommen.
    »Ohne das Verdienst der anderen Tapferen schmälern zu wollen«, erklärte Giustinian, sich umblickend, »es ist mir eine Ehre, Euch an Bord zu haben, Messer Loredan!«
    »Die Ehre ist ganz meinerseits, Signore«, erwiderte Andrea, zunehmend getröstet.
    »Ich lasse Euch sofort in eine Kabine am Heck bringen.«
    »Es geht mir gut hier.«
    Giustinian schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wie habt Ihr das bloß gemacht?«
    »Was, Signore?«
    »Die Sultana ! Alle sprechen davon!«
    Andrea schwieg. Der Kapitän nicht.
    »Ich war weit weg vom Mittelpunkt der Schlacht, doch der Gouverneur Guoro hat mir von Eurem heldenhaften Angriff auf das türkische Flaggschiff berichtet, von Eurem Mut und dem Eurer Kameraden.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«, fragte Andrea, der sich langsam wieder erinnerte.
    »Durch göttliche Gnade sind zwei zurückgekehrt.«
    »Und Werkmeister Rosso?«, unterbrach ihn Andrea.
    »Man fand nur seinen Kopf, zusammen mit dem Kopf von Ali Pascha. Dann ist die Pulverkammer in die Luft geflogen. Die Sultana wurde vom Heck bis zum Bug aufgerissen, Luken und Decksplanken flogen über zweihundert Ellen weit durch die Luft. Nachdem die Sultana eingenommen war«, fuhr Giustinian begeistert fort, »und das Kruzifix aufgerichtet wurde, war der Sieg unser.« Er verbeugte sich. »Das verdanken wir Euch.«
    Dalessi reichte Andrea das Buch mit dem Behälter. »Nehmt, es gehört Euch.« Er kam näher und flüsterte ihm verschwörerisch wie ein Freund zu: »Es muss sehr wichtig sein, wenn Ihr es auf diese Weise mit Euch herumtragt.«
    »Das ist es.«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Mehr frage ich nicht. Versucht

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