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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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herauszukommen. Sie sprachen türkisch. Er dankte Gott und schwamm weiter.

14
    Und er sprach: Siehe, ich will dir zeigen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zorns; denn das Ende hat seine bestimmte Zeit .
    Der Erzengel Gabriel hielt eine Lilie in der erhobenen Hand, er hatte zwei große, hellblaue Flügel, trug ein weißes Kleid, und seine Haare waren von einem schönen venezianischen Rot. Er streifte die Wellen und tauchte von Zeit zu Zeit ins Wasser.
    Obwohl der Kapitän nicht einverstanden gewesen war, hatte der Schiffseigner Onfré Giustinian beschlossen, die Ruder einziehen zu lassen, die Setzborde anzubringen, das Besansegel für leichte Winde und das Focksegel zu setzen. Über ihnen flatterte der venezianische Löwe mit erhobenem Schwert knatternd in heftigen Südwestböen. Am Heck hatte der Steuermann das kleine dreieckige Brett ins Wasser geworfen, und die daran befestigte Schnur lief zwischen seinen Fingern hindurch. Er hatte zehn Knoten gezählt. Das war Wahnsinn. Bei dieser Geschwindigkeit würde die Kriegsgaleere Angelo Gabriele con un giglio drei Tage bis nach Venedig brauchen, um die gute Nachricht zu überbringen. Doch Onfré, ein erfahrener Seemann, wusste, dass sie früher oder später langsamer fahren mussten, wenn sie Schäden am Schiff vermeiden wollten.
    Sie hatten den Archipel der nördlichen Curzolaren verlassen, wo die Flotte sich bei Petalas vor dem Südweststurm in Sicherheit gebracht hatte, und ihr Bug zeigte jetzt nach Westen, wo es auf den Meeresarm zwischen Ithaka und Santa Maura zuging. Was Sebastiano Venier beabsichtigte, bedeutete eine regelrechte Flucht. Denn der Befehl von Don Juan war unmissverständlich: die Nachricht vom Sieg sollte alle beteiligten Regierungen und Staaten gleichzeitig erreichen wie ein Strahl der aufgehenden Sonne. Venier aber, das war bekannt, handelte stets in seinem eigenen Interesse und dem der Serenissima.
    Also hatte man die Toten gezählt, und es hieß, dass ihre Zahl allein bei den Venezianern über viertausendfünfhundert lag. Die Verletzten waren ebenso viele. Venier hatte die Schwerverletzten und die mit schweren Brandwunden von seiner Galeere schaffen lassen und der Angelo ein kurzes Schreiben mitgegeben, in dem er die Ereignisse in groben Zügen berichtete. Um die Mittagszeit hatte er das Schiff mit den verbliebenen Vorräten ausrüsten und in See stechen lassen.
    An Bord herrschte Begeisterung und der Wunsch nach Heimkehr. Onfré wollte dieses Meer und seine Inseln so schnell wie möglich hinter sich bringen, konnte sich hier doch immer noch die Handvoll Galeeren von Uludsch Ali verbergen, die der Schlacht entkommen waren. Die jüngsten Gerüchte vermuteten sie mit Kurs auf Modone.
    Von Zeit zu Zeit verkündete der Matrose oben im Mastkorb eine Sichtung, und es hatte den Anschein, als täte er es aus Spaß. Dann korrigierte der Ruderführer den Kurs um wenige Strich, und die Galeere streifte mit ihrer großen Bugwelle ein Fass, eine Kiste, eine Leiche, die schon aufgedunsen oder von Fischen zerrissen war. Als der Matrose jedoch den dunklen Umriss sah, überlegte er einen Moment. Aus dieser Entfernung schien es der Rücken eines Wals zu sein.
    »Wrack, zwei Strich backbord!«, schrie er aus voller Kehle.
    Onfré Giustinian beugte sich über die linke Bordwand. Es war der Kiel eines umgekippten Schiffs, und auf diesem Kiel schien jemand zu sitzen.
    »Besansegel reffen! Ruderer bereit!«, befahl er sofort, und das Deck der Galeere belebte sich wieder.

15
    Das Warten war quälend geworden, hatte sich in eine mit Händen zu greifende bange Vorahnung verwandelt. Dem erlauchten Messer Jacopo, stets bemüht, in den Gesichtern Gefühlsregungen einzufangen, konnte das natürlich nicht entgehen.
    »Vostra Serenità«, sagte der Maler, »dies scheint mir kein günstiger Tag für Euch, denn was ich heute sehe, wird zu Form und Farbe werden und zu Euerm zukünftigen Andenken auf ewig erhalten bleiben. Soll ich zurückkehren, wenn Ihr wieder heiterer Stimmung seid?«
    Der Doge Alvise Mocenigo, der auf einem hölzernen Podest in einem schlichten Scherenstuhl mit Armlehnen saß, rührte sich nicht.
    »Fahrt ruhig fort, mein Freund. Ich möchte die Erinnerung an diese Zeit festhalten, um für den Tag des Jüngsten Gerichts gewappnet zu sein.«
    Ein mildes Licht erfüllte den Raum, genau richtig zum Malen.Die Sonne fiel durch zwei Glastüren, die sich auf eine Innenterasse zum Hof des Palazzo Ducale öffneten. Diese nach Süden gelegene, von der Westfassade

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