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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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spricht nur vom Tod und vom Untergang Troias, und nun hat sie entschieden, daß du der Grund dafür bist.«
    Helenas große Augen richteten sich auf Kassandra.
    »Wie schade, daß eine so schöne Frau wahnsinnig sein soll.«
    »Ich bedaure sie«, sagte Paris, »aber wir müssen uns ihr Geschrei nicht anhören. Kassandra, kannst du kein anderes Lied singen? Wir haben das alles schon oft gehört und sind es leid.«
    »Vater, sei vorsichtig. Ob ich verrückt bin oder nicht - was hat das mit dem zu tun, was Paris getan hat? Paris kann diese Frau nicht heiraten. Sie hat einen Gemahl, und es gibt zahllose Zeugen dafür, daß sie ihn aus freien Stücken geheiratet hat. Außerdem hat Paris bereits eine Frau. Oder hast du Oenone vergessen?«
    »Wer ist Oenone?« fragte Helena.
    »Um sie mußt du dir keine Gedanken machen, meine Geliebte«, sagte Paris und sah Helena in die Augen. »Sie ist eine Priesterin des Flußgottes Skamander, und ich habe sie einmal geliebt. Aber ich habe sie für immer vergessen, als ich dein Gesicht zum ersten Mal sah. «
    »Sie ist die Mutter deines erstgeborenen Sohnes, Paris«, erklärte Kassandra. »Wagst du, das zu leugnen?«
    »Ich leugne es«, sagte Paris. »Die Priesterinnen des Skamander nehmen sich ihre Liebhaber, wie sie wollen. Woher soll ich wissen, wer der Vater des Kindes ist, das sie geboren hat? Weshalb, glaubst du, habe ich sie nicht geheiratet?«
    »Halt«, sagte Hekabe, »wir haben Oenone aufgenommen, weil sie dein Kind im Leib trug …«

    Oenone war als Frau eines Hirten und einen Sohn des Agelaos gut genug. Aber für den Sohn des Priamos ist ihre Herkunft nicht edel genug , dachte Kassandra. Laut sagte sie: »Wenn du Oenone im Stich läßt, bist du ein Dummkopf und ein Betrüger. Aber was er auch tun mag, Vater, ich bitte dich, hüte dich vor der Spartanerin. Denn das kann ich dir sagen: Sie wird Krieg über diese Stadt bringen … und nicht nur das…«
    »Vater«, sagte Paris, »willst du auf diese Verrückte hören, anstatt auf deinen Sohn? Ich sage dir, wenn du dich weigerst, die Frau aufzunehmen, die mir die Götter gegeben haben, werde ich Troia verlassen und nie wieder zurückkehren. «
    »Nein!« rief Hekabe verzweifelt, »sag das nicht, mein Sohn! Ich habe dich einmal verloren… «
    Priamos wirkte beunruhigt: »Ich will keinen Streit mit dem Bruder des Menelaos. Was sagst du, Hektor?«
    Hektor trat vor und blickte Helena in die Augen; erschrocken sah Kassandra, daß auch er ihrer Schönheit verfiel. Konnte kein Mann Helena ansehen und bei Verstand bleiben? 
    »Nun ja,Vater«, sagte Hektor, »mir scheint, du hast bereits Streit mit Agamemnon. Vergißt du, daß er immer noch Hesione hat? Wir können immer sagen, wir behalten sie bis Hesiones Rückkehr als Geisel hier fest. Ist Troia vielleicht eine Wiese, von der die Achaier Frauen und Rinder stehlen? Ich heiße dich in Troia willkommen, Herrin Helena - Schwester«, sagte er, streckte die Hand aus und umschloß ihre zarten Finger mit seiner großen Hand. »Ich schwöre dir, ein Feind der Helena von Sparta ist auch ein Feind Hektors von Troia und seiner Sippe. Bist du damit zufrieden, mein Bruder?«

    »Wenn du sie in Troia aufnimmst, bist du wahnsinnig, mein Vater!« rief Kassandra, »siehst du nicht das Feuer und den Tod in ihrem Gefolge? Soll ganz Troia in Flammen stehen, weil ein Mann keine Treue kennt und die Frau eines anderen Mannes begehrt?« Kassandra hatte sich vorgenommen, ruhig und vernünftig zu bleiben. Aber jetzt spürte sie, wie ihr die dunkle Flut bis zum Hals stieg. Sie schrie angsterfüllt auf: »Nein! Nein, ich flehe dich an, Vater …«
    Priamos wich zurück. »Ich habe versucht, Geduld mit dir zu haben, Tochter. Aber meine Geduld ist erschöpft. Geh zurück in das Haus des Sonnengottes. ER ist der Schutzgott der Wahnsinnigen. Bete zu IHM, damit er dir erfreulichere Visionen schickt. Von mir soll niemand sagen, daß Priamos von Troia einer Frau Gastfreundschaft verweigert hat, die als Bittstellerin zu ihm gekommen ist.« 
    »0 ihr Götter!« rief Kassandra, »seid ihr denn alle blind? Seid ihr alle dieser Frau verfallen? Mutter, siehst du nicht, was sie mit meinem Vater und meinen Brüdern gemacht hat?«
    Hektor zerrte Kassandra beiseite. »Steh nicht hier herum und jammere«, sagte er gutmütig. »Beruhige dich, Augenstern. Angenommen, es kommt wirklich zum Krieg mit den Achaiern, glaubst du, wir könnten sie nicht winselnd zu diesen Ziegenweiden zurückjagen, die sie ihre Heimat nennen? Ein Krieg

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