Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
der Welt geben …..
    Wie damals dachte sie auch jetzt wieder:  Aber er hat doch bereits eine Frau!
    Sie hob den Kopf und fragte Andromache: »Wohin ist Oenone gegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich dachte, sie wollte vielleicht den Kleinen trockenlegen…«
    »Nein, sie hat Paris mit Helena gesehen und ist weggelaufen«, sagte Kassandra, »ich werde zu ihr gehen.«
    »Ich kann nicht verstehen, weshalb Paris sie einer Helena wegen verlassen sollte, auch wenn sie noch so schön ist«, sagte Andromache, »es sei denn, eine Göttin hat es so gewollt.«
    »Einer so ungerechten Göttin würde ich niemals dienen«, sagte Kassandra bitter.
    Andromache hielt sich die Ohren zu. »Sag das nicht«, beschwor sie Kassandra, »das ist eine Lästerung. Wir sind alle den Unsterblichen untertan… «
    Kassandra hob den Becher und trank den Rest Wasser. Aber ihre Hände zitterten, und sie ließ ihn beinahe fallen.
    »Ich werde mit Oenone sprechen«, sagte sie und stand auf.
    »Ja«, stimmte Andromache zu, »geh zu ihr und sag ihr, daß wir sie lieben und niemals die Spartanerin an ihrer Stelle unter uns aufnehmen. Dann müßte Helena schon Aphrodite persönlich sein.« 
    Kassandra suchte überall im Palast, aber Oenone war nicht zu finden. Sie ließ sich im Haus des Priamos nie mehr sehen. Schließlich hörte Kassandra die Hofgesellschaft auf der Treppe.  Sie werden sich bereitmachen, die Hochzeit zu feiern , dachte sie,  und da Oenone nicht hier ist, um zu protestieren, läßt sich das auch nicht verhindern.  Sie verließ den Palast und kehrte in den Tempel des Sonnengottes zurück. Sie wollte nicht hören, wie für Helena Hochzeitslieder gesungen wurden, die man Oenone verweigert hatte. 
    Kassandra wäre bereit gewesen, ihre Familie im Namen eines Gottes zu tadeln, wenn ein Gott zu ihr gesprochen hätte. Aber nichts geschah, und sie wollte sich nicht noch einmal zum Gespött machen, indem sie den Tod und das Verderben verkündete, das sie sah.

Zweites Buch:
    Aphrodites Geschenk

1
    Kassandra sprach im Tempel des Sonnengottes und auch sonst mit niemandem über Helena und Paris. Aber sie hätte wissen sollen, daß sich eine solche Neuigkeit nicht verschweigen ließ. Es dauerte keine drei Tage, bis ganz Troja von Helenas Geschichte und Kassandras Prophezeiung redete.
    Manche, die Helenas Schönheit mit eigenen Augen sahen, glaubten oder beteuerten zu glauben, Aphrodite, die achaische Göttin der Liebe und Schönheit, sei in die Stadt gekommen. Wenn man Kassandra nach ihrer Meinung dazu fragte, erwiderte sie nur, Helena sei in der Tat sehr schön schön genug, um jedem sterblichen Mann den Kopf zu verdrehen - und in Sparta glaube man, ihr Vater sei einer der Unsterblichen.
    Kassandra wußte nicht, ob man das in Sparta glaubte, und es war ihr auch gleichgültig; ihre Sorge galt Oenone. Sie hoffte, die junge Mutter sei mit ihrem Kind in den Tempel des Skamander zurückgekehrt, aber sie bezweifelte das. Der Gedanke quälte sie, Oenone habe beschlossen, sich und ihr Kind dem Flußgott zu opfern. Wenn Aphrodite die Göttin der Liebe war, weshalb hatte SIE dann die Liebe von Oenone und Paris nicht geschützt?
    Kassandra verstand diese Göttin nicht, die Männer - und auch Frauen - zu Untreue verführte; nicht nur Paris hatte Helena gewählt und konnte ihr nicht widerstehen, auch Helena hätte sich für Paris entschieden, obwohl sie nach dem Mutterrecht Königin von Sparta war - und das, obwohl sie ihren Gemahl hatte wählen können, was bei den Achaiern nur wenigen Frauen möglich war.
    Wenn ich eine Königin wäre, würde ich wie Imandra allein herrschen. Ich würde mir keinen Gefährten nehmen, der sich anmaßt, König zu sein , dachte Kassandra.
    Die Göttinnen von Troia und Kolchis waren vernünftige Göttinnen, die das Vorrecht der Erdgöttin und der Mutterschaft anerkannten. Eine Laune, die man Liebe nannte, diente Aphrodite zum Vorwand, Unordnung zu stiften. Nein, dieser Göttin konnte sie nicht dienen!
    In dieser Nacht träumte Kassandra, sie stehe in einem fremden Tempel vor Aphrodite. Die achaische Göttin sah Helena, der spartanischen Königin, sehr ähnlich.
    Du hast also geschworen, MIR nicht zu dienen, Kassandra von Troia? Aber du hast dein Leben dem Dienst an den Unsterblichen geweiht!
    Kassandra wußte unbestimmt, daß sie träumte; sie hob den Kopf und sah, daß die Göttin sogar noch schöner war als Helena, die Spartanerin. Und blitzartig glaubte sie, in Aphrodites Antlitz die halbvergessene Schönheit des

Weitere Kostenlose Bücher