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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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getan und angeordnet hatte.
    »Sehr vernünftig«, sagte Charis. »Wenn sie den Kleinen beaufsichtigt, ist auch sie versorgt, und Phyllida hat etwas mehr Zeit für ihre Aufgaben.«
    »Ich bin dir unendlich dankbar«, sagte Khryse. »Für einen Mann ist es unmöglich, ein Mädchen richtig großzuziehen. Bei einem Jungen wäre es mir vielleicht gelungen. Als Chryseis noch klein war, hatte ich es einfacher. Aber inzwischen ist sie so gut wie erwachsen, und ich kann sie genaugenommen Tag und Nacht nicht mehr aus den Augen lassen. Aber wenn sie jetzt bei den Jungfrauen des Sonnengottes ist, muß ich mir keine Sorgen mehr um sie machen.«
    »Wir werden bestimmt über ihre Jungfräulichkeit wachen«, erklärte Charis. »Aber ist das in ihrem Alter schon wichtig? Ich dachte, sie sei höchstens zehn oder elf.«
    »Ich auch«, sagte Kassandra, »beim Baden habe ich allerdings gesehen, daß sie älter ist.«
    Khryse überlegte: »Ihre Mutter starb vor zehn Jahren«, sagte er, »und damals war Chryseis noch nicht drei. Seit vier Monden hat sie ihre Blutungen, und ich wußte nicht einmal, was ich dem Kind sagen sollte, als sie einsetzten. Deshalb hatte ich beschlossen, das Wanderleben aufzugeben und irgendwo zu bleiben, damit sie richtig erzogen wird. Unterwegs konnte ich ihr nicht immer genug zu essen geben, und die Kleine ist zu hübsch, um sie betteln gehen zu lassen.«
    »Das arme mutterlose Kind«, sagte Kassandra. »Ich verspreche dir, ich werde mich um Chryseis kümmern, als sei sie meine eigene Tochter. «
    »Du hast keine Kinder, Herrin?«
    »Nein«, erwiderte Kassandra, »ich bin eine von Apollons Jungfrauen.«
    Sie errötete unter seinem Blick, und um von sich abzulenken, wechselte sie schnell das Thema.
    »Um diese Zeit kommen die ersten Gläubigen mit Opfergaben und suchen Rat im Tempel. Ich muß jetzt zu den Bittstellern hinübergehen«, und sie eilte davon.
    Der erste Mann brachte einen Krug voll Wein. Er sagte: »Priesterin, ich möchte den Gott fragen, wie ich meine Schwester gut verheiraten kann. Mein Vater ist tot, und ich bin viele Jahre nicht in meinem Dorf gewesen, da ich im Heer meines Königs diene.«
    Kassandra hatte ähnliche Fragen schon oft beantworten müssen. Sie ging in das Heiligtum und wiederholte pflichtschuldigst die Worte des Mannes. Kassandra hielt die Frage nicht für so wichtig, daß der Gott antworten würde. Trotzdem wartete sie einige Zeit, für den Fall, daß ER etwas zu sagen hatte. Dann kehrte sie zu dem wartenden Mann zurück und sagte: »Geh zu dem ältesten Freund deines Vaters und bitte ihn, dir aus Freundschaft zu deinem Vater einen Rat zu geben. Vergiß nicht, ihm ein großzügiges Geschenk zu machen.« Der Mann strahlte.
    »Ich danke dem Gott für SEINEN Rat«, sagte er. Kassandra nickte höflich und mußte sich zurückhalten, um nicht zu sagen:  Hättest du den Verstand benutzt, den der Gott dir gegeben hat, hättest du dir die Mühe sparen können, hierher zu kommen. Aber da jeder vernünftige Mensch dir die Frage hätte beantworten können, dürfen wir ruhig ein Geschenk dafür annehmen.
    Später fragte Khryse: »Woher weißt du die Antworten? Mir fällt es schwer zu glauben, daß ein Gott sich um so belanglose Dinge kümmert.« Kassandra erzählte ihm, daß die Priester richtige Antworten auf die üblichen Fragen vorbereitet hatten.
    »Man darf aber nie vergessen, einige Zeit zu schweigen, für den Fall, daß der Gott eine Antwort geben möchte. Der Gott beantwortet manchmal auch die - aus unserer Sicht - törichtesten Fragen.« 
    Bald kam ein anderer Mann. Er brachte einen großen Korb mit riesigen Melonen. Der Mann fragte: »Was soll ich in diesem Jahr auf meinem Feld anbauen?«
    »Hat es auf deinem Land Feuer, eine Überschwemmung oder eine größere Veränderung gegeben?«
    »Nein, Herrin.«
    Kassandra ging in das Heiligtum und setzte sich vor das Bildnis des Sonnengottes. Sie dachte daran, wie sie als Kind die Statue für lebendig gehalten hatte. Als der Gott nicht sprach, ging sie hinaus und sagte zu dem Mann: Pflanze das, was du vor drei Jahren gepflanzt hast. «
    Diese Antwort konnte unmöglich schaden; wenn er auf seinen Feldern die Frucht wechselte, wie die Dorfältesten jetzt meist empfahlen, widersprach sie nicht deren Rat, und wenn der Mann das bisher nicht getan hatte, würde sich sein Ertrag eher verbessern. Der Mann bedankte sich freudestrahlend, und Kassandra dachte gereizt:  Diese Antwort kann man allen Bauern in jedem Jahr geben. Warum weiß das der

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