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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wenn wir seinem Vater in die Hände fallen sollten, würde er uns beide umbringen. Auch Aithra hat Grund, sich zu fürchten.«
    »Aithra scheint eher eine Königin als eine Hofdame zu sein«, sagte Kassandra.
    »Sie ist eine Königin«, sagte Helena, »sie ist die Mutter von Theseus, und er hat sie zu mir geschickt. Ich glaube, sie haben sich gestritten. Aithra will bei mir bleiben, und sie behandelt meinen Sohn wie ihr eigenes Enkelkind - so würde sie den Sohn der Pferdekönigin nicht behandeln. Da der Kleine jetzt in Sicherheit ist, wüßte ich gerne, was los ist.«
    Kassandra erwiderte: »Hier droht keine Gefahr - nicht jetzt -, und ich glaube, es wäre vernünftiger gewesen, die Frauen des Gottes nicht vom Tempel hier herunter zu schicken. Die Eindringlinge werden bestimmt nicht weiter als bis zum Wachturm kommen.« An Helenas Seite ging sie hinaus in den Hof. Von dort hatte man einen Blick über ganz Troia und bis hinunter zum Hafen.
    Die Sonne ging gerade auf. Kassandra entdeckte weit unten Männer, die sich ihren Weg durch die Stadt hinaufkämpften.
    »Siehst du«, sagte Helena, »die troianischen Soldaten unter Hektor haben den Weg zum Palast versperrt, und die Achaier brennen und plündern in der Unterstadt. Das ist eines von Agamemnons Schiffen, und ich bin sicher, daß Menelaos ihn begleitet.« Die Ungerührtheit, mit der Helena diese Feststellung traf, beeindruckte Kassandra. Hatte sie überhaupt keine Gefühle mehr für ihren früheren Gemahl?
    Aus den Häusern am Wasser schlugen Flammen auf; die hölzernen Behausungen der Ärmeren brannten. Die höher gelegenen Häuser waren alle aus Stein; man konnte sie nicht so leicht in Brand setzen. Aber die achaischen Soldaten stürmten in die Häuser und schleppten heraus, was ihnen in die Hände fiel.
    »Sie werden da unten keine großen Schätze finden«, sagte Kassandra, und Helena nickte.
    Sie standen an der Brüstung und beobachteten die Männer. Kassandra erkannte einen der Achaier wieder: ein großer Mann, der seine Soldaten beinahe um einen Kopf überragte. Sein Helm mit dem Helmbusch leuchtete in der aufgehenden Sonne wie Gold. Dieser Mann war einmal in den Palast eingedrungen und hatte die sich verzweifelt wehrende Hesione davongeschleppt. Wie lange war das schon her? Sieben Jahre vielleicht? Trotzdem überlief sie ein Schauder, und sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
    Helena sagte: »Das ist Agamemnon«, und Kassandra flüsterte: »Ja, ich weiß. «
    »Sieh doch, Hektor und seine Männer wollen ihm den Rückweg abschneiden. Werden sie ihm das Schiff verbrennen, was glaubst du?«
    »Sie werden es versuchen«, sagte Kassandra und sah, wie die Troianer versuchten, den Anführer der Achaier zu umzingeln, und er sich den Rückweg Schritt für Schritt erkämpfen mußte. Die Sonne stand inzwischen höher; ihre Strahlen wurden vom Wasser zurückgeworfen und blendeten die beiden Frauen. Kassandra legte schützend die Hand über die Augen und wandte sich ab.
    »Gehen wir hinein, es ist kalt. Agamemnon wird Hektor nicht zum Verhängnis werden«, sagte sie. Die anderen Frauen in der Halle hatten sich inzwischen etwas beruhigt. Die Kinder schliefen auf Decken, und ein halbes Dutzend Ammen drängte sich um Kreusa, die ihnen beteuerte, es gehe ihr gut, und sie werde sie nicht auch noch damit unterhalten, daß die Wehen einsetzten. Hekabe hatte sich ein Schultertuch über ein altes fadenscheiniges Hausgewand gelegt; sie hatte etwas Wolle und drehte die Spindel. Kassandra sah den ungleichmäßigen Faden und schloß daraus, daß Hekabe sich nur die Zeit vertrieb.
    »Oh, da seid ihr ja, Mädchen. Ich habe mich schon gefragt, wohin ihr verschwunden seid. Was geht da draußen vor, Tochter? Du hast bessere Augen als ich. Übrigens, was hast du beim Hereinkommen über Hektor gesagt, Kassandra?«
    »Ich habe gesagt, daß nicht Agamemnon ihm zum Verhängnis wird, Mutter.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Hekabe gereizt. »Dieser achaiische Grobian wäre gut beraten, unserem Hektor nicht über den Weg zu laufen!«
    Ein paar Frauen standen am Fenster, und Kassandra hörte, wie sie laut jubelten.
    »Sie haben das Schiff erreicht und setzen das Segel. Sie fahren davon! Die Achaier sind weg!«
    »Sie können in den Häusern am Wasser keine große Beute gemacht haben. Vielleicht ein paar Säcke Oliven und ein paar Ziegen, mehr aber auch nicht. Du bist in Sicherheit, Helena«, sagte Hekabe. 
    »Oh, sie werden mit Sicherheit zurückkommen«, widersprach Helena, und

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