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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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immer taten.  Wie weit ist es mit mir gekommen, daß mich diese kleinen Unschuldslämmer so reizen.  Doch sie gestand sich ein, daß sie gern ein paar von ihnen gepackt und geschüttelt hätte, daß ihnen Hören und Sehen verging.
    Chryseis benahm sich sehr gut; sie hatte ein paar Kinder um sich versammelt und spielte ein Tanzspiel. Natürlich erwartete man so etwas von einem netten jungen Mädchen; sie tanzte so bezaubernd, daß die Frauen aus dem Palast sie lobten und bewunderten. Aber selbst Chryseis ließ die Kinder nach einer Weile allein und stieg auf die Palastmauer, wo Kassandra stand. Diesmal gaben sich die Eindringlinge nicht damit zufrieden, die Unterstadt zu plündern, sondern kämpften in den Straßen vor dem Palast und versuchten, die Getreide- und Schatzhäuser zu erreichen.
    Man muß bald die Mauern der Unterstadt verstärken, um die Achaier fernzuhalten,  dachte Kassandra.  Hätte ich doch nur meinen Bogen. Ich bin zwar aus der Übung, aber trotzdem könnte ich ein paar treffen, ehe sie den Palast erreichen … Geduld, auch dieser Tag wird kommen.
    Kassandra dachte, jemand habe gesprochen. Chryseis berührte sie am Arm. »Wer sind die Anführer der Achaier? Kennst du einen?« 
    »Ich kenne einige von ihnen. Agamemnon, der große mit dem schwarzen Bart, ist ihr Befehlshaber.« Wie immer drehte sich ihr bei seinem Anblick der Magen um. Aber Chryseis betrachtete ihn mit unverhüllter Bewunderung.
    »Wie stark er ist, und wie gut er aussieht. Schade, daß er nicht unser Verbündeter, sondern unser Feind ist.«
    Kassandra versuchte, Abscheu und Verärgerung nicht zu zeigen. Sie murmelte: »Denkst du eigentlich auch mal an etwas anderes als an Männer?«
    »Nicht sehr oft«, erwiderte Chryseis vergnügt, »woran sollte eine Frau sonst denken?«
    »Aber du bist wie ich eine von Apollons Jungfrauen… «
    »Nicht für immer«, erwiderte Chryseis, »ich bin auch nicht mit den Amazonen geritten oder habe geschworen, die Männer zu hassen. Ich bin eine Frau. Ich habe die Götter nicht gebeten, mich so zu machen. Aber da es nun einmal mein Los ist und ich es nicht ändern kann, warum sollte ich mich nicht darüber freuen?«
    »Eine Frau sein, bedeutet nicht, sich wie eine Hure zu benehmen«, sagte Kassandra ärgerlich.
    »Ich glaube, daß du das nicht beurteilen kannst« sagte Chryseis, »du wärst doch lieber ein Mann, nicht wahr? Wenn das Gesetz es zuließe, würdest du vermutlich eine Frau heiraten.«
    Kassandra wollte sie scharf zurechtweisen, hielt sich dann aber zurück … Chryseis hatte vielleicht recht. Sie sagte beherrscht: »Wir haben alle den armen, alten Agelaos und seinen Scheiterhaufen vergessen. Er muß inzwischen verbrannt sein. Man sollte die Knochen für das Begräbnis in eine Urne legen. Ich werde gehen und es tun. Paris ist mein Bruder, und ich werde seinem Ziehvater aus Achtung diesen letzten Dienst erweisen.«
    Die Überfälle wiederholten sich Tag für Tag bis in den Frühling hinein, und schließlich errichtete Priamos auf allen höheren Hügeln der Stadt Lager und Wachposten, von denen aus seine Soldaten das Auftauchen der Schiffe beobachten und Signalfeuer entzünden konnten. Wenn die Achaier dann landeten, fanden sie nichts außer nackten Mauern und gut verteidigten Hügeln. Außer der Mühe hatten sie nichts von dem Überfall.
    Priamos nutzte eine längere Zeit schlechten und stürmischen Wetters und ließ die Außenmauern instand setzen und die großen Tore verstärken. Als die Achaier sich in den steilen Straßen ihren Weg nach oben kämpften, weil sie versuchten, in die Stadt einzudringen, gelang es ihnen nicht. Die Unterstadt war ein Labyrinth mit engen Gassen und steilen Stufen. Die Verteidiger konnten die Angreifer dort leicht zu Fall bringen.
    »Sie stellen fest, daß die Stadt nicht ganz der reife Apfel ist, der ihnen in den Schoß fällt, wie sie geglaubt hatten«, freute sich Aeneas, als er von der Palastmauer in die Unterstadt blickte, wo es von Achaiern nur so wimmelte. Selbst Hektor gab sich einmal ausnahmsweise damit zufrieden, Troia von den Mauern schützen zu lassen. Wie es aussah, waren die meisten Frauen der Stadt auf die Mauern geeilt, um die Enttäuschung der Achaier zu sehen. Andromache hatte ihren kleinen Sohn dabei, der inzwischen laufen konnte, und Kreusa trug ihr Töchterchen unter dem Schultertuch. Da mittlerweile so regelmäßig Alarm gegeben wurde, verzichtete Hekabe darauf, die unfreiwilligen Gäste nach einer Nacht, in der draußen gekämpft wurde,

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