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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schlagen von Holzschwertern und lautes Kindergeschrei. Hektor und Paris sahen, daß der kleine Astyanax und Helenas Sohn Nikos sich auf dem Boden wälzten und unter unverständlichem Gebrüll aufeinander einschlugen.
    Helena und Andromache rannten zu ihren Söhnen und trugen die beiden heulenden Zwillinge unter dem Arm zurück an die Tafel. Hektor bedeutete den beiden Frauen, die Kinder loszulassen. 
    »Ruhe, Ruhe, Kinder, was ist denn los? Reicht der Krieg vor den Toren nicht? Müssen wir auch noch beim Abendessen kämpfen? Astyanax, Nikos ist unser Gast, und Gäste haben Anspruch auf unsere Gastfreundschaft. Außerdem ist er kleiner als du. Weshalb hast du ihn geschlagen?«
    »Er ist ein Feigling wie sein Vater«, sagte Astyanax mürrisch und preßte die Fäuste auf die Augen.
    Nikos trat ihm gegen das Schienbein, und Astyanax sagte: »Nun ja, das hast  du  gesagt, Vater.«
    Hektor mußte sich zusammennehmen, um nicht zu lachen. »Ich habe gesagt, daß sein Vater Menelaos ein ehrenhafter Feind ist. Du weißt doch, Paris ist nicht sein Vater.« 
    Er hob die Stimme, denn die beiden fingen gleichzeitig an, wieder zu schreien. »Und wer immer auch was gesagt hat, beim Abendessen herrscht Frieden. Sogar wenn Agamemnon an der Tafel erscheinen sollte, wäre es meine Pflicht als ehrenhafter Mann, seinen Hunger zu stillen. Das oberste Gebot der Götter lautet: Gastfreundschaft ist heilig. Habt ihr mich verstanden?«
    »Ja, Vater«, murmelte Astyanax.
    Hektor wandte sich an Helena.
    »Herrin, ich bitte dich, achte darauf, daß dein Sohn aus Achtung vor meinem Vater und meiner Mutter sich anständig benimmt, oder schicke ihn mit seiner Amme hinaus.«
    »Ich werde es versuchen«, murmelte sie. Paris blickte so finster und drohend wie eine Gewitterwolke. Aber er wagte nicht, Hektor zu widersprechen - das wagte seit einiger Zeit niemand mehr. 
    Kassandra widmete sich den in Honig eingelegten Früchten, die als Abschluß der Mahlzeit gereicht wurden, und fragte Priamos: »Gibt es Anzeichen dafür, daß Mutters Kammerfrauen ausgetauscht oder freigekauft werden können?«
    »Nein«, brummte Priamos. »Durch die Tochter dieses verwünschten Priesters … Sie ist schlimmer als die Pest, auch wenn Apollon ihr geholfen hat«, fügte er mit einer frommen Geste hinzu … »mußten alle Verhandlungen so plötzlich abgebrochen werden, als sei ein Wagen in den Graben gefahren! Wenn wir können, werden wir es wieder versuchen. Aber im Augenblick besteht keine Hoffnung.«
    Kreusa erhob sich und nahm die kleine Kassandra auf den Arm. »Ich muß sie zu Bett bringen«, verkündete sie. »Helena, begleitest du mich?«
    Auch Kassandra erhob sich.
    »Ich werde mich ebenfalls verabschieden«, sagte sie. »Mutter, Vater, vielen Dank. An eurer Tafel habe ich mit Sicherheit besser gegessen als bei den Priesterinnen.«
    »Dazu besteht eigentlich kein Grund«, brummte Priamos. »Sie bekommen dort oben von allem das beste.«
    Aeneas bat: »Mit deiner Erlaubnis, Herr, werde ich Prinzessin Kassandra durch die Stadt begleiten. Es ist schon spät, und möglicherweise treibt sich in den Straßen Gesindel herum, da alle anständigen gesunden Männer unten bei den Soldaten sind.«
    »Ich danke dir, Schwager. Aber es ist wirklich nicht nötig.«
    »Er soll dich ruhig begleiten, Kassandra«, entschied Hekabe. »Es beruhigt mich. Polyxena konnte heute abend nicht kommen, weil sie im Tempel der Jungfrau keinen Mann zu ihrem Schutz hatten, der sie hätte begleiten können.«
    »Wo ist Polyxena?« fragte Kassandra. Ihr war zwar aufgefallen, daß ihre Schwester an der Tafel fehlte, aber es hätte gut sein können, daß Polyxena inzwischen mit einem König oder Heerführer am anderen Ende der Welt verheiratet worden war.
    »Sie dient der Jungfräulichen Göttin. Aber das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Hekabe in einem Ton, der verriet, daß sie nicht beabsichtigte, diese Geschichte jetzt zu erzählen - sei sie nun lang oder kurz. Kassandra küßte ihre Mutter und die Kinder, und Aeneas ließ es sich nicht nehmen, ihr selbst den Mantel umzulegen. Auch Hektor erhob sich, umarmte seine Frau und seinen Sohn und verabschiedete sich am Palasttor von Aeneas und Kassandra.
    »Du bist noch hübscher geworden, seit du in Kolchis warst«, sagte er freundlich. »Es gibt ein Lied, in dem es heißt, du seist so schön, daß  Apollon sich nach dir verzehrt  …. Ich bin sicher, wenn du wolltest, würde Vater für dich einen Gemahl finden ohne all den Unsinn, der Polyxena

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