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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Göttinnen nicht«, fügte er hinzu. Kassandra verband seine Hand.
    Aeneas lächelte sie an. Sie sah, daß ihn immer noch das Strahlen der Göttin umgab, und ihr Herz schlug schneller. Sie wußte, wenn er wieder zu ihr kam, würde sie ihm nicht mehr widerstehen können.
    Ist das die Rache der Göttin dafür, daß ich IHR nicht dienen wollte? Ist Aphrodite gelungen, was Apollon nicht vermochte?
    Der Verband war fertig, aber Kassandra ließ nur zögernd seine Hand los. In der Nähe gab es einen kleinen Stand, wo die Soldaten mittags Brot und Wein kauften. Hektor ging dorthin und kam mit zwei Bechern Wein zurück. Einen reichte er Aeneas, der abwehrte. Kreusa sagte: »Trink, du hast Blut verloren. « Aber er schüttelte nur den Kopf. »Ich habe mich beim Rasieren schon schlimmer geschnitten und mehr Blut verloren.« Trotzdem trank er den Wein und rief lachend:
    »Ich möchte wissen, ob man jetzt die gleichen verrückten Geschichten erzählt wie damals nach dem Zweikampf von Paris und Menelaos. «
    »Ganz bestimmt«, sagte Kassandra. Er blickte ihr in die Augen. »Die Achaier scheinen ganz wild auf solche Geschichten zu sein. « 
    »Nun ja, die Götter tun, was SIE wollen, und nicht das, worum wir SIE bitten«, sagte Aeneas. »Aber ich wünsche bei meiner göttlichen Ahne, SIE würden sich zurückhalten und den Krieg uns überlassen. Er ist nicht IHRE, sondern unsere Sache.«
    »Ich glaube, der Krieg ist möglicherweise mehr IHRE Sache als unsere«, erklärte Helena, »und wir haben nur wenig dabei zu melden.« 
    »Aber warum? Warum sollte es die Götter kümmern, wer in einem Krieg der Sterblichen Sieger wird?« fragte Andromache.
    Hektor sagte achselzuckend: »Warum sollte es SIE nicht kümmern?« Selbst Kassandra wußte darauf keine Antwort.
    »Es hat eine Zeit gegeben«, fuhr Hektor fort, »als ich glaubte, wir seien den Achaiern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Aber nachdem Achilleus sich zurückgezogen hat …«
    »Sicher nicht für lange«, unterbrach ihn Helena. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß der große Achilleus ewig wie ein trotziger kleiner Junge in seinem Zelt sitzt …«
    »Aber genau das ist Achilleus«, sagte Aeneas, »ein grausamer, anmaßender, kleiner Junge. Es mag etwas Großes und Heroisches daran sein, von einem Verrückten geschlagen zu werden. Aber von einem geistesgestörten Kind, das ist etwas ganz anderes.« 
    Hektor erklärte ungerührt: »Wir dürfen das Urteil der Götter nicht anzweifeln.«
    »Auch wenn die Götter Entscheidungen treffen, die man normalerweise als die Entscheidung von Verrückten beiseite schieben würde?« fragte Aeneas. »Vielleicht sollen wir IHNEN nicht blind gehorchen. Vielleicht - «, er senkte die Stimme und sah sich ängstlich um, »prüfen sie uns nur. Vielleicht wollen sie herausfinden, ob wir genug Verstand besitzen, um uns mit ihnen messen zu können.«
    »Vielleicht sind SIE so halsstarrig wie Achilleus«, sagte Helena, »und zerstören das Spielzeug, wenn SIE bei einem Spiel nicht IHREN Willen durchsetzen können.«
    »Ich glaube, so ist es«, sagte Hektor. »Und wir sind das Spielzeug.«

4
    In den nächsten Tagen ließ sich Kassandra von der alten Kuchenfrau über das Kriegsgeschehen berichten. Achilleus saß nach wie vor in seinem Zelt und zeigte sich nicht einmal, um seine Gefährten zu ermutigen; der Krieg zog sich hin, ohne daß sich viel änderte. Hektor stellte sich Ajax in einem langen Zweikampf; sie kämpften, bis es dunkel war, aber keiner konnte einen Vorteil gewinnen. Agamemnon griff zu einer List: Er drohte, sich ebenfalls vom Krieg zurückzuziehen, wenn Achilleus nicht wieder kämpfen sollte. Aber die Achaier reagierten auf diese Drohung mit großer Begeisterung, stürmten zu ihren Schiffen und begannen, auf der Stelle ihre Zelte abzubrechen. Agamemnon brauchte den ganzen nächsten Tag, um seine Leute zu überreden, wieder an Land zu gehen. Er bot ihnen Geschenke und große Geldsummen, damit sie den Kampf nicht aufgaben.
    Kassandra quälten in dieser Nacht wirre Träume vom Olymp. Die große stolze Hera erhob sich und verlangte Unterstützung bei der Zerstörung Troias.
    »Zeus hat verboten, daß wir eingreifen«, erklärte die schlanke Athene ruhig und ernst, »obwohl er mir gestattet hat, die Achaier zu beraten, wenn sie auf mich hören wollen. Warum haßt du die Troianer so unerbittlich, Hera? Bist du immer noch gekränkt, weil Paris nicht dir die Krone der Schönheit zuerkannt hat? Was hast du denn erwartet? Schließlich ist

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