Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
inzwischen gibt es wirklich wenig Fleisch. Vielleicht können wir auf die Jagd gehen… «
    »lch finde, auch die Schweine sollten geschlachtet werden«, sagte Deiphobos. »Im kommenden Winter brauchen wir alle Eicheln, um Brot daraus zu backen. Wir sollten alle Jungen losschicken, die noch nicht alt genug sind, um zu kämpfen, Eicheln zu sammeln und als Vorrat aufzubewahren. Was immer wir auch tun oder lassen, es wird ein karger Winter werden und wenig zu essen geben.« »Was denkt man im Tempel Apollons?« fragte Aeneas. »Du sitzt so schweigend und klug am Tisch, Kassandra. Was rät uns Apollon in SEINER Weisheit?«
    »Egal was ihr tut«, erwiderte Kassandra, ohne nachzudenken, »die Menschen in Troia werden im Winter nichts mehr zu essen brauchen. «
    Paris sprang auf und stürmte auf sie zu. Er schrie: »Ich habe dich gewarnt, Schwester. Ich habe dir gesagt, was ich tun werde, wenn du uns hier noch einmal mit deinen üblen Prophezeiungen kommst!«
    Aeneas packte ihn am Arm und hielt ihn zurück.
    »Schlag jemanden, der dir ebenbürtig ist«, rief er wütend, »oder schlag mich, denn ich habe die Frage gestellt, die zu der Antwort geführt hat, die du nicht hören willst.« 
    Er fügte freundlich hinzu: »Steht es so schlecht, Kassandra?«
    »lch weiß es nicht«, erwiderte sie und sah die beiden Männer hilflos an. »Es könnte auch sein, daß die Achaier abgefahren sind, und daß es keinen Grund mehr gibt, Vorräte anzulegen.
    »Aber das glaubst du nicht«, sagte Aeneas.
    Kassandra schüttelte den Kopf. Inzwischen richteten sich alle Blicke auf sie. »Aber es wird nicht mehr lange so weitergehen, das weiß ich. Bald, sehr bald wird sich etwas ändern.«
    Es war spät geworden. Aeneas stand auf und sagte: »lch schlafe heute bei den Soldaten, denn meine Frau und mein Kind sind nicht mehr hier.«
    Hektor sagte: »Vermutlich sollte ich Andromache und den Jungen auch wegschicken, wenn die Gefahr hier so groß ist.«
    Paris schnaubte: »Jetzt seht ihr, warum ich glaube, man muß Kassandra um jeden Preis zum Schweigen bringen. Sie verbreitet in Troia eine solche Hoffnungslosigkeit, daß schneller, als wir denken, keine Frauen mehr in der Stadt sein werden. Und wofür sollen wir dann noch kämpfen?«
    »Nein«, entschied Helena, »ich bleibe. Ich bin nach Troia gekommen, und für mich gibt es keinen anderen Zufluchtsort mehr. Ich bleibe an deiner Seite, Paris, solange wir beide leben. «
    »Und ich«, sagte Andromache, »wenn Hektor den Mut hat zu bleiben, werde ich nicht von seiner Seite weichen. Und wo ich bin, da ist auch mein Sohn.«
    Kassandra erinnerte sich daran, daß Andromache einmal alles andere als tapfer gewesen war, und sie dachte: Vielleicht wäre Imandra jetzt stolz auf ihre Tochter. Hätte ich doch ihren Mut.  Dann fiel ihr wieder ein, daß Andromache nicht wußte, was ihnen allen bevorstand. Vielleicht war es leichter, mutig zu sein, wenn man glaubte, die Befürchtungen würden sich nicht bewahrheiten. Die donnernden Hufe Poseidons klangen ihr in den Ohren, und sie wagte kaum, den Blick zu heben, weil überall Flammen emporzuschlagen schienen.
    Und doch war es still und kühl in der Halle, und hier umgaben sie nur freundliche, liebevolle Gesichter. Wie lange noch? Kreusa hatten sie bereits verloren. Wer würde der nächste sein?
    Kassandra wußte, sie sollte den Tempel nicht verlassen. Aber sie konnte dem Palast nicht fernbleiben, und so stand sie Tag für Tag mit den anderen Frauen auf der Mauer. Sie sah als eine der ersten, wie die Soldaten im achaischen Lager so schnell aus den Zelten stürzten, daß sie glaubte, die Erde bebe wieder. Dann hörten sie alle den Schrei: »Achilleus! Achilleus auf seinem Streitwagen!« Hektor fluchte und rannte die Stufen in der Mauer zum Beobachtungspunkt hinauf.
    »Achilleus kämpft wieder? Etwas Schlimmeres konnte uns nicht widerfahren. Oder ist es das Beste?« sagte er barsch und eilte zu dem Platz, wo die Frauen standen. »Ja, das ist sein Streitwagen …« Er legte die Hand über die Augen. Dann wandte er sich zornig ab.
    »Beim Kriegsgott! Das ist nicht Achilleus, sondern ein anderer in seiner Rüstung. Achilleus hat doppelt so breite Schultern. Vielleicht ist es sein Freund. Die Rüstung sitzt nicht einmal richtig. Bei Ares, was hat er vor? Glaubt er allen Ernstes, er könnte jemanden täuschen, der Achilleus einmal im Kampf erlebt hat?«
    »Vielleicht ist es eine List, um die Männer des Achilleus zu ermutigen«, sagte Troilos, sein junger

Weitere Kostenlose Bücher