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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mögen.«
    »Dich auch«, sagte Kassandra und küßte Kreusa auf die Wange. 
    Kassandra sah ihrer Schwester nach, bis sie ihren Blicken entschwunden war. In ihrem Herzen wußte sie, daß sie Kreusa nie wiedersehen würde.

5
    Nach dem Überfall, bei dem fünf achaische Schiffe völlig ausgebrannt und gesunken und andere schwer beschädigt worden waren, verstärkten die Achaier die Blockade der Stadt so wirkungsvoll, daß - wie Hektor sagte - keine Maus mehr in die Stadt hineingelangen konnte. Deshalb versuchte Aeneas erst gar nicht, Kreusa auf dem Seeweg reisen zu lassen. Er schickte sie in einem Wagen über Land, und erst einige Tagesreisen weiter würde sie ein Schiff besteigen, das nach Ägypten fuhr. Von dort sollte sie versuchen, Kreta zu erreichen. Kassandra beobachtete ihre Abfahrt und dachte, wenn Priamos nur noch einen Funken Verstand besaß, würde er befehlen, daß alle Frauen und Kinder die Stadt verließen. Sie schwieg jedoch; sie hatte alles getan, um jeden vor dem drohenden Unheil zu warnen.

    Selbst der Landweg war inzwischen nicht mehr völlig sicher. Ein Wagen mit eisernen Waffen aus Kolchis wurde abgefangen. und unter großem Jubel in das argivische Lager gebracht. Bald darauf geriet ein kleiner Trupp Thraker, die von der Landseite kamen, um die Truppen des Priamos zu verstärken, in einen Hinterhalt der Achaier - dem Gerücht nach unter Führung von Agamemnon und Odysseus -, die alle Pferde stahlen und die thrakischen Wachen ermordeten.
    »Das ist kein Krieg«, empörte sich Hektor, »das ist nur noch abscheulich! Die Thraker gehörten nicht zum troianischen Heer, und Agamemnon befand sich noch nicht im Kriegszustand mit ihnen. « 
    »Er hat dafür gesorgt, daß sie ihm nicht schaden können«, erwiderte Paris bitter.
    Der Erfolg führte zu einem neuen Angriff der Achaier unter Führung von Patroklos. Wieder erstieg er an der Spitze seiner Männer die Mauern. Die Troianer schlugen den Angriff zurück. Man berichtete, Patroklos sei verwundet worden, wenn auch nicht schwer.
    Kassandra bat inständig darum, daß man im Tempel des Sonnengottes einen Altar errichtete und Poseidon zwei der edelsten Pferde des Priamos opferte. Ein weiteres Erdbeben konnte die Mauern und Tore Troias zum Einsturz bringen, und dann wäre die Stadt gegen die Belagerer nicht mehr zu halten. Kassandras Befürchtungen richteten sich inzwischen nur noch darauf, denn sie wußte, genau das würde geschehen. Aber wenn die Troianer sich aufrichtig darum bemühten, Poseidon versöhnlich zu stimmen, würde er seine Hand vielleicht schützend über die Stadt halten.
    Die Achaier kämpften ohne ihren größten Helden. Achilleus blieb nach wie vor in seinem Zelt. Hin und wieder erschien er ohne Rüstung und ging allein oder mit Patroklos durch das Lager. Aber worüber sie dabei sprachen, wußte niemand. Kundschafter berichteten, Agamemnon sei zu Achilleus gegangen und habe ihm und seinen Männern nach dem Sieg über die Stadt die freie Wahl unter der Beute angeboten. Aber Achilleus habe geantwortet, er traue keinem Versprechen Agamemnons.
    »Man kann es ihm nicht verdenken«, erklärte Hektor. »Ich würde Agamemnon auch nicht über den Weg trauen. Der Streit im Lager der Feinde ist für uns zwar sehr vorteilhaft, denn während sie sich bekämpfen, haben wir Zeit, die Mauern zu reparieren und unsere Verteidigung zu stärken. Wenn sie sich jedoch versöhnen und beschließen sollten, gemeinsam anzugreifen, dann helfe Gott der Stadt.«
    »Welcher Gott?« fragte Priamos.
    »Jeder Gott, den sie nicht bereits durch Bestechungen auf ihre Seite gebracht haben«, erwiderte Hektor. »Stellt euch vor, Aeneas und ich geraten in Streit und weigern uns, gemeinsam zu kämpfen.« 
    »lch hoffe, dazu wird es nie kommen«, sagte Aeneas, »denn an diesem Tage hätten wir uns selbst schneller dem Untergang geweiht, als die Götter es könnten.«
    Priamos stocherte unzufrieden auf seinem Teller herum, auf dem nur etwas Gemüse und ein paar Stücke altes Brot lagen.
    »Vielleicht können wir landeinwärts auf die Jagd gehen«, brummte er. »Ich würde mich über etwas Wild freuen, und sei es auch nur ein Hase.«
    »Ich hätte nicht geglaubt, das von dir zu hören. Wir haben uns lange genug mit Fleisch vollgestopft, als die Ziegen aus Futtermangel geschlachtet werden mußten. Wir haben nur ein paar Milchziegen für die Säuglinge behalten«, sagte Hektor. »Die Schweine fressen die Reste der Mahlzeiten, und in den Hainen gibt es immer noch Eicheln. Aber

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