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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gewinnen, Aeneas«, meinte Deiphobos anzüglich, »damit du jemanden hast, der dir das Bett warm hält, solange Kreusa in Kreta ist.«
    »Nein«, entgegnete Aeneas und hob den Becher. »Sollte ich eine der gefangenen Frauen gewinnen, werde ich sie nach Kreta schicken, damit sie Kreusa dient und ihr mit den Kindern hilft. Die Frau soll ehrlich entlohnt werden, damit sie sich eines Tages freikaufen kann. Mir gefällt es nicht, daß Frauen als Preise vergeben werden. Ich wünsche mir ebensowenig wie Penthesilea eine Frau, die nicht freiwillig zu mir kommt.«
    Seine Augen richteten sich über den Rand des goldenen Bechers auf Kassandra. Sie wußte, worum er sie bat, und sie kannte ihre Antwort.
    Kassandra und Aeneas stiegen langsam zum Tempel hinauf. Der Mond schien nicht, und die Straßen lagen im Dunkeln; nur hin und wieder drang aus einem der Häuser ein Lichtschein. Kassandra stolperte über einen Stein, und Aeneas legte den Arm um sie, um sie zu stützen -  vielleicht sucht er auch nur einen Vorwand, um mich zu halten,  dachte sie. Sie war nicht ganz sicher, daß sie nicht gestolpert war, weil sie einen Vorwand suchte, um sich an ihn zu drücken. Die Nacht war warm, aber er legte den Umhang um sie beide, und Kassandra wurde sich der Wärme seines Körpers überdeutlich bewußt.
    Angst hatte sie eigentlich nicht; aber sie war unruhig und leicht bekümmert. So viele Jahre ihres Lebens war sie nun schon Priesterin, und die Jungfräulichkeit stand im Mittelpunkt ihres Lebens. Sie erinnerte sich an alle Einwände, die sie gegen Khryse vorgebracht hatte, und fragte sich, ob sie sich wie eine Heuchlerin verhielt, denn jetzt war sie bereit, sich hinzugeben - sogar dem Mann ihrer Schwester. Aber Kreusa hatte ihr selbst gesagt, daß sie nichts dagegen hatte. Wegen Kreusa mußte sie also keine Bedenken haben.
    Und der Gott? Sie glaubte schon lange nicht mehr, daß es für Apollon, den Sonnengott, von Bedeutung war, was sie tat. ER hatte sich schon vor langer Zeit von ihr abgewandt. Wenn ER diesen Schritt verboten hätte, würde sie ihm selbst jetzt nicht trotzen, soviel wußte Kassandra. In ihr brannte eine kleine Flamme zorniger Trostlosigkeit.  IHM ist es gleichgültig. IHM ist es gleichgültig, daß eine SEINER Erwählten den Schwur brechen will, den ich  IHM  geleistet habe.
    Aber dieser Gedanke lag wirklich sehr tief in ihr begraben. An der Oberfläche ihres Bewußtseins gab es im Augenblick nur Aeneas. Sie näherten sich dem großen Tor. Dort hielt ein Priester Wache. Kassandra blieb stehen und wandte sich ab, damit der Mann sie nicht erkannte.
    »Wir können nicht einfach durch das Tor gehen«, flüsterte sie. »Wenn ich dich mit in den Tempel nehme und nicht sofort wieder hinausbringe…«
    Aeneas verstand sie sofort.
    »Natürlich nicht«, flüsterte er zurück. »Ich möchte deinen Ruf nicht gefährden, Kassandra. Vielleicht hätten wir heute nacht im Palast bleiben sollen. «
    »Nein«, widersprach sie leise, »das möchte ich nicht. Ich schäme mich nicht - nicht deshalb.«
    »Aber du darfst kein Aufsehen erregen«, sagte er und ging zu der niedrigen Mauer auf der anderen Seite der Straße. Kassandra wurde verlegen. Sie hatte bis zu diesem Augenblick nicht an dieses Problem gedacht. Penthesilea und die Amazonen hatten den Palast vor ihnen verlassen, und auf dem Weg war ihnen niemand begegnet. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Aeneas unauffällig in den Tempel bringen und ihn am nächsten Morgen ebenso unauffällig wieder hinauslassen könnte. Um Achilleus und Odysseus zu tarnen, hatte sie ihnen Umhänge von Novizen gegeben. Mit Aeneas konnte sie das nicht tun, selbst wenn es ihr irgendwie gelungen wäre, sich einen Umhang zu beschaffen. 
    »Es gibt eine Stelle, wo die Mauer bei dem großen Erdbeben eingestürzt ist. Dort können selbst Kinder hinüberklettern. Man ist noch nicht dazu gekommen, sie wieder in Ordnung zu bringen, denn die Arbeiter reparieren alle die Schäden an der Stadtmauer. Hier entlang.« Sie führte ihn dicht an der Tempelmauer weiter. Früher hatte es hier einmal eine Pforte gegeben, die vor ein oder zwei Generationen zugemauert worden war; bei dem großen Erdbeben stürzte der alte Torbogen ein, und niemand dachte daran, diese Lücke in der Mauer zu bewachen, denn dort lagen immer noch die Steine. Aber selbst in dem langen Gewand fiel es Kassandra nicht schwer, über den Trümmerhaufen zu klettern, obwohl sich unter ihren Füßen Steine lösten und polternd hinunterrollten.
    Vermutlich

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