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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Zeit summte sie mit den anderen den Refrain. Sie war müde und legte sich auf den Rücken, um auszuruhen. Sie blickte hinauf zu den großen weißen Sternen hoch über ihr; dann wußte sie nur noch, daß sie durch die Dunkelheit getragen wurde. Erschrocken wachte sie auf. »Wo bin ich?« 
    »Du bist am Lagerfeuer eingeschlafen. Ich bringe dich in mein Zelt«, hörte sie Elarias leise Stimme. Kassandra drehte sich auf die Seite und schlief wieder ein. Als sie aufwachte, fiel Tageslicht in das Zelt. jemand hatte ihr die Lederhose ausgezogen; ihre Beine waren aufgeschürft und wund. Als sie sich aufrichtete, kam Elaria herein. Sie rieb die wunden Stellen mit Salbe ein und gab Kassandra eine Leinenhose, die sie unter dem Leder tragen sollte; das war sehr viel angenehmer. Dann nahm Elaria einen beinernen Kamm und begann, Kassandras zerzauste, lange und seidige Haare auszukämmen. Danach flocht sie ihr einen Zopf und steckte ihn unter eine spitze Ledermütze, wie die anderen Frauen sie trugen. Kassandra stiegen die Tränen in die Augen, als der Kamm schmerzhaft durch die verfilzten Haare fuhr, aber sie weinte nicht, und Elaria tätschelte ihr anerkennend den Kopf.
    »Von nun an reitest du hinter mir«, sagte sie. »Vielleicht erreichen wir heute unsere Weidegründe. Dann können wir eine Stute für dich finden und dir das Reiten beibringen. Es wird bestimmt nicht lange dauern, bis du mühelos den ganzen Tag im Sattel sitzen wirst. «
    Das Frühstück bestand aus einem Stück zähem getrockneten Fleisch, auf dem Kassandra herumkaute, während sie sich hinter Elaria am Sattel festhielt. Während sie ritten, veränderte sich das Land allmählich. Das fruchtbare Grün am Fluß wich einer kargen, windigen Ebene, die immer höher und höher anstieg, und allmählich blieben die Felder unter ihnen zurück. Am Rand der Ebene erhoben sich runde, kahle braune Hügel, an deren Hängen große Felsbrocken zutage traten, und dahinter ragten nackte Felswände empor. An der Seite eines Hügels entdeckte Kassandra Punkte, die sich bewegten. Sie waren größer als Schafe. Elaria drehte sich nach ihr um und wies in diese Richtung.
    »Dort weiden unsere Pferde«, sagte sie. »Bei Einbruch der Dunkelheit werden wir in unserem Land sein.«
    Penthesilea ritt neben ihnen. Sehr leise sagte sie: »Es sind nicht unsere Herden. Seht genau hin, und ihr werdet feststellen, daß Kentauren zwischen ihnen reiten.«
    Kassandra entdeckte jetzt zwischen den Pferden die behaarten Körper und bärtigen Köpfe von Männern. Wie alle Stadtkinder war auch sie mit Geschichten von den Kentauren groß geworden - wilde, gesetzlose Wesen mit dem Kopf und dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterkörper eines Pferdes. Nun verstand sie, wie es zu diesen Geschichten gekommen war. Die Kentauren waren sehr klein und tief gebräunt vom Leben in der Natur. Die langen, ungepflegten Haare, die ihnen über den Rücken fielen, erweckten den Eindruck von Pferdemähnen, und ihre braunen Körper schienen mit den Leibern der Pferde zu verschmelzen. Ihre krummen Beine lagen um die Hälse der Pferde: der Oberkörper eines Menschen, der Leib eines Pferdes. Wie vielen kleinen Mädchen hatte man Kassandra gesagt, daß die Kentauren Frauen aus den Städten und Dörfern raubten, und ihre Amme hatte sie immer wieder gewarnt: »Wenn du nicht brav bist, werden dich die Kentauren holen.«
    Ängstlich murmelte sie: »Werden sie uns etwas tun, Tante?« 
    »Nein, nein, natürlich nicht. Mein Sohn lebt bei ihnen«, sagte Penthesilea. »Und wenn es Charons Stamm ist, sind es unsere Freunde und Verbündete. «
    »Ich dachte, bei den Amazonen gibt es nur Frauen«, sagte Kassandra überrascht. »Du hast einen Sohn, Tante?«
    »Ja, aber er lebt wie alle unsere Söhne bei seinem Vater«, erwiderte Penthesilea. »Dummes Mädchen, glaubst du immer noch, die Kentauren sind Ungeheuer? Sieh hin, es sind Menschen, und sie reiten wie wir auf Pferden.«
    Als die Reiter sich jedoch näherten, bekam Kassandra es mit der Angst zu tun: die Männer waren so gut wie nackt und wirkten wild und barbarisch. Sie drückte sich an Elarias Rücken.
    »Sei gegrüßt, Herrin der Pferdefrauen«, rief der Reiter an der Spitze. »Wie ist es dir in der Stadt des Priamos ergangen?«
    »Gut. Wie du siehst, kommen wir unversehrt zurück«, rief Penthesilea. »Wie geht es deinen Männern?«
    »Wir haben heute morgen in einem Baum Bienen entdeckt und ein Fäßchen mit Honig gefüllt«, erwiderte der Mann, ritt näher und umarmte

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