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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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seien es Verwandte oder nicht -, wird Troia in großer Not sein, Schwägerin. Möge dieser Tag fern sein.« Er drehte sich um und sah Kassandra, die gerade in der Lederhose und dem schweren Mantel hereinkam. »Was soll das, meine Tochter? Du zeigst deine Beine wie ein Junge. Hast du beschlossen, Amazone zu werden, Augenstern?«
    Es klang überraschend gutmütig. Hekabe sagte rasch: »Du hast mich gebeten, sie fern der Stadt erziehen zu lassen, mein Gemahl. Und ich dachte, der Stamm meiner Schwester eignet sich dazu ebenso gut wie jeder andere. «
    »Ich habe in dir immer die beste Gemahlin gehabt. Das hat mit deiner Herkunft nichts zu tun, aber deine Schwester wird bestimmt gut für sie sorgen«, sagte Priamos und beugte sich zu Kassandra hinunter. Sie zuckte zusammen, weil sie halb unbewußt wieder mit einer Ohrfeige rechnete. Aber er küßte sie nur sanft auf die Stirn.
    »Sei ein braves Mädchen und vergiß nie, daß du eine trojanische Prinzessin bist.«
    Hekabe nahm Kassandra in die Arme und drückte sie fest an sich.
    »Du wirst mir fehlen, Tochter. Sei ein braves Mädchen und komm gesund zu mir zurück, mein Liebling. «
    Kassandra klammerte sich an ihre Mutter. Hekabes Strenge war vergessen. Sie wußte nur, daß sie mit Fremden gehen würde. Hekabe ließ sie los. Sie sagte: »Ich gebe dir meine eigenen Waffen, Tochter.« Sie übergab ihr ein wie ein Blatt geformtes Schwert in einer grünen Scheide und einen kurzen Speer mit einer Metallspitze. Die Waffen waren beinahe zu schwer, um sie in der Hand zu halten. Aber Kassandra nahm all ihre Kraft und ihren Stolz zusammen, und es gelang ihr mühsam, sich beide Gürtel um die Hüfte zu legen.
    »Sie gehörten mir, als ich mit den Amazonen ritt«, sagte Hekabe, »führe sie mit Kraft und Mut, und trage sie in Ehren, meine Tochter.«
    Kassandra blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen traten. Priamos runzelte die Stirn, aber Kassandra war an die Mißbilligung des Vaters gewöhnt. Trotzig ergriff sie die Hand, die Penthesilea ihr entgegenstreckte. Die Schwester ihrer Mutter konnte ihrer Mutter eigentlich doch nicht zu unähnlich sein.
    Als die Amazonen im unteren Hof ihre Pferde bestiegen, erlebte Kassandra enttäuscht, daß sie hinter Penthesilea auf Sturmwinds Rücken gehoben wurde. »Ich dachte, ich sollte allein auf einem Pferd reiten«, sagte sie, und ihre Lippen zitterten.
    »Das wirst du, wenn du das Reiten lernst. Aber wir haben keine Zeit, es dir jetzt beizubringen. Wir wollen weit entfernt von der Stadt sein, wenn es Nacht wird. Wir schlafen nicht gern innerhalb von Mauern, und wir wollen unser Lager nicht in einem Land aufschlagen, das von Männern beherrscht wird.«
    Das klang für Kassandra vernünftig. Sie legte ihre Arme um die schlanke Taille der Frau, hielt sich fest, und sie ritten los.
    In den ersten Minuten brauchte Kassandra ihre ganze Kraft und Aufmerksamkeit, um sich festzuhalten, denn durch den ruckhaften Gang des Pferdes auf dem Pflaster hüpfte sie auf und ab. Allmählich bekam sie ein Gefühl dafür, wie sie ihren Körper wiegen lassen mußte und sich so der Bewegung anpassen konnte. Sie blickte sich um und sah die Stadt aus einer völlig neuen Perspektive. Ihr blieb Zeit für einen kurzen Blick zurück zum Palast hoch über der Stadt. Dann lagen die Stadtmauern hinter ihnen, und sie ritten hinunter zum grünen Wasser des Skamander.
    »Wie werden wir über den Fluß kommen, Herrin?« fragte sie und streckte den Kopf vor bis dicht an Penthesileas Ohr. »Können die Pferde schwimmen?«
    Ihre Tante drehte etwas den Kopf zur Seite. »Sicher können sie das. Aber heute müssen sie nicht schwimmen. Eine Stunde flußaufwärts gibt es eine Furt. « Sie drückte die Fersen leicht in die Flanken des Pferdes, und es galoppierte so schnell davon, daß Kassandra alle Kraft aufbieten mußte, um sich festzuhalten. Die anderen Frauen jagten neben ihnen her, und Kassandra empfand eine Art Hochgefühl, das ihren ganzen Körper erfaßte. Hinter Penthesilea war sie etwas vom Wind geschützt. Aber ihre langen Haaren flatterten so heftig, daß sie sich kurz fragte, wie es ihr je wieder gelingen sollte, sie zu kämmen und ordentlich zu frisieren. Es war ihr gleichgültig. In der Erregung des Ritts vergaß sie solche Sorgen sofort wieder.
    Sie waren schon einige Zeit unterwegs, als Penthesilea das Pferd anhielt und pfiff. Es klang wie der schrille Schrei eines unbekannten Vogels.
    Aus einem kleinen Dickicht vor ihnen tauchten drei Amazonen

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