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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wegnehmen und legte statt dessen eine geflochtene goldene Halskette darauf. »Eine Spur zu leicht«, sagte Achilleus, und seine Augen wanderten verstohlen zu der Brustplatte. Polyxena trat vor, nahm ihre goldenen Ohrringe ab und warf sie auf die Waagschale. Die beiden Schalen zitterten, wurden ruhig und hingen dann im völligen Gleichgewicht bewegungslos in der Luft.
    »Bitte«, sagte sie, »das ist genug. Nimm dein Gold und geh.« Achilleus blickte von dem Gold zu Polyxena, und seine Augen leuchteten.
    »Für das Gold würde ein goldenes Mädchen genügen«, sagte er. »König Priamos, ich erlasse dir die Hälfte des Lösegeldes für diese Frau, selbst wenn sie eine Sklavin oder eine deiner Nebenfrauen ist. « 
    »Ich bin die Tochter des Priamos«, schleuderte ihm Polyxena entgegen. »Ich diene der Jungfräulichen Athene. Sir ist keine Freundin der Lust, auch nicht der eines Königs oder eines Königssohnes. Gib dich mit dem Gold zufrieden. Halte dein Wort, Prinz Achilleus, und laß uns unseren Toten begraben.«
    Achilleus preßte die Lippen zusammen, und Kassandra sah, daß auf seiner Stirn eine Ader hervortrat. Er stieß zwischen den Zähnen hervor: »So ist das? Dann gib sie mir als rechtmäßige Frau zur Ehe, und du hast drei Tage Zeit, um deinen Sohn zu betrauern. Andernfalls beginnt der Krieg heute mittag.«
    »Nein!« rief Odysseus mit dröhnender Stimme und löste sich aus der Reihe der schweigenden achaischen Heerführer. »Das ist zuviel, Achilleus. Halte dein Wort, wie du geschworen hast, oder ich werde heute mittag gegen dich kämpfen. Wir haben Priamos drei Tage Waffenruhe für Hektors Begräbnis versprochen, und so soll es sein. «
    Achilleus durchbohrte ihn wütend mit den Augen. Aber Odysseus wiederholte beherrscht: »So soll es sein« und winkte seinen Männern. Sie verteilten das Gold in Körbe und kehrten auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen waren.
    Kassandra blieb nicht, um zu hören, welche Pläne man für die Wettkämpfe machte. Sie schützte Pflichten im Tempel vor und sagte, sie müsse sich sofort auf den Weg machen, um nach den Schlangen zu sehen. Offenbar hatte niemand die Hand - oder den Finger - Poseidons bemerkt. Sie eilte den langen steilen Weg zum Tempel hinauf. Bald stellte sie fest, daß Khryse ihr folgte - nun gut, sollte er ihr doch folgen. Er hatte dasselbe Recht, zum Tempel zurückzukehren, wie sie. Aber er näherte sich ihr nicht und versuchte auch nicht, mit ihr zu sprechen, bis sie das große Tor durchschritten hatten.
    »Ich weiß, was dich beschäftigt, Prinzessin. Ich habe es auch gespürt. Der Gott ist zornig auf Troia.« Khryse wirkte blaß und verstört. Was hatte er so früh am Tag getrunken? Vielleicht schärfte es seine Sinne, wenn auch sein Verstand darunter litt.
    »Ich war nicht ganz sicher«, erwiderte Kassandra. »Ich war nicht ganz sicher, ob ich träume oder es mir einbilde.«
    »Dann habe ich es auch geträumt«, sagte er. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Lange kann Apollon den vollen Zorn Poseidons nicht mehr abwenden. Ich habe gesehen, wie die beiden Götter um Troia kämpfen…«
    Kassandra erinnerte sich an ihre Vision und sagte: »So ist es. Kein Sterblicher kann die Mauern Troias niederreißen. Aber wenn ein Gott sie zum Einsturz bringt… «
    »Vor der Stadt steht ein Heer, das stärker ist als alle Truppen Troias«, sagte Khryse, »und die Begräbnisriten für unseren größten Helden werden vorbereitet, während sie mindestens drei Krieger haben, die stärker sind als unsere besten.«
    »Drei? Ich gebe zu, Achilleus, aber…
    »Agamemnon nimmt es mit Paris und Deiphobos zusammen auf, wenn es sein muß, und Odysseus und Ajax sind ebenso stark wie Hektor.
    »Nun ja«, sagte Kassandra und fragte sich, wohin das Gespräch führen sollte, »solange unsere Mauern stehen, ist das nicht wichtig. Und wenn uns bestimmt ist, daß sie einstürzen - werden wir das Schicksal auf uns nehmen, wenn es soweit ist.«
    »lch will nicht hierbleiben und erleben, wie die Stadt fällt. Wäre ich ein Krieger, würde ich kämpfen. Aber ich habe nie gelernt, mit Waffen umzugehen. Ich könnte nicht einmal mich selbst verteidigen - wieviel weniger die, die ich liebe. Kommst du mit mir, Kassandra? Ich möchte nicht, daß du stirbst, wenn die Stadt in die Hände der Feinde fällt.«
    »Ich wünschte, ich müßte nur den Tod fürchten.«
    »Ich will mit dem ersten Schiff, das ich finde, nach Kreta fahren. Ich habe gehört, daß vor der kleinen Bucht ein

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