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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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im Prinzip, was er tat. Aber sie wußte, sie besaß weder das Geschick noch das Wissen, um es selbst tun zu können. Als er die merkwürdig wirkende Waage ins Gleichgewicht gebracht hatte, forderte er sie auf, sich auf eine der Schalen zu legen, um die Waage zu überprüfen. »Tu einfach, als seist du ein Stück Holz«, sagte er.
    »Wie du willst.« Sie nahm ihren Platz ein und beobachtete, wie die Palastdiener das Gold auf die andere Waagschale legten. Es überraschte sie, wie klein das Häufchen war, das genügte, um sie langsam in die Luft zu heben. Khryse sah sie an und sagte: »Gold ist schwerer, als die meisten glauben.«
    Achilleus weiß mit Sicherheit ganz genau, wieviel Gold er bekommen wird . Sie setzte sich auf, als man das Gold wieder heruntergenommen und beiseite gelegt hatte.
    »Dein Gewicht in Gold, Kassandra«, erklärte Khryse. »Wäre es mein Gold, würde ich es für dich als Brautpreis anbieten.«
    Sie seufzte. »Fang nicht wieder damit an, Bruder.«
    Er sah sie enttäuscht an. »Mußt du immer alle meine Hoffnungen auf etwas Glück in dieser Welt zerstören?«
    »Oh, Khryse, wenn du eine Frau möchtest«, erwiderte sie mit einem ärgerlichen Lachen, »gibt es genug Frauen in Troia.«
    »Du weißt genau, für mich gibt es nur eine Frau, und das bist du.« Ich fürchte, dann wirst du unverheiratet bleiben, bis du stirbst«, erwiderte sie entschieden, »selbst wenn das Gold dir gehören würde und du es für mich anbieten könntest.« Sie sprang von der Waage und betrachtete das Gold, das ihrem Gewicht entsprach. Kassandra hatte sich noch nie viel aus Schmuck und Gold gemacht, und es überraschte sie, daß dieses kalte Metall die Habgier so vieler Menschen wecken konnte. Obwohl sie Achilleus kannte, hätte sie nie geglaubt, daß er sich mit Gold allein zufriedengeben könnte. Sie hatte geglaubt, er werde sich noch eine weitere Demütigung des königlichen Hauses einfallen lassen.
    Die ersten Sonnenstrahlen trafen die obersten Steine. Die Sonne ging auf. Kassandra stieg auf die Mauer und breitete schweigend die Arme zum morgendlichen Gruß des Sonnengottes aus.
    »Sing das Morgengebet, Kassandra«, rief Khryse von unten herauf. »Du hast eine schöne Stimme, aber in letzter Zeit hören wir sie auch im Dienst Apollons nur noch selten.«
    Kassandra schüttelte entschlossen den Kopf. Wenn sie sang, würde er sie später doch nur wieder beschuldigen, sie habe ihn verzaubert. Ach singe nur für den Gott«, sagte sie und schwieg.
    Priamos erschien mit seinen Dienern und einem weiteren Korb Gold. Obwohl das kostbare Metall kaum den Boden bedeckte, war der Korb so schwer, daß zwei Männer ihn tragen mußten. Priamos fragte: »Nun, Priester, ist die Waage bereit? Können wir jederzeit anfangen?«
    »Mit dem größten Vergnügen, mein Herr und König.«
    »Vergnügen? Dummkopf! Glaubst du, diese Sache macht mir Vergnügen?« knurrte Priamos. Er trug noch immer das weiße Gewand eines Bittstellers, an dem der Schmutz vom Gang der letzten Nacht klebte. Auch seine nackten Füße bedeckte getrockneter Schlamm. Polyxena flüsterte ihm etwas zu, und Priamos sagte barsch: »Willst du damit sagen, ich soll mich für diesen Schurken Achilleus baden, frisieren und schöne Gewänder anlegen, als sei das eine Hochzeit und nicht ein Begräbnis? Und mir ist es gleich, ob er da der Oberpriester Apollons ist. Der Mann ist trotzdem ein Dummkopf. « Kassandra legte schnell die Hand auf den Mund. Es wäre nicht richtig gewesen, in diesem Augenblick zu lachen. Nun ja, abgesehen von Khryses verlegenem Gesicht gab es wenig zu lachen. Priamos wies die Diener an, den Korb zu dem anderen Gold zu stellen. »Jetzt müssen wir auf Achilleus warten. Es sähe ihm ähnlich, einen solchen erniedrigenden Handel zu machen und uns dann den ganzen Tag warten zu lassen - oder überhaupt nicht zu kommen. «
    »Er hat vor Zeugen zugestimmt«, erinnerte Polyxena ihren Vater. »Sie werden dafür sorgen, daß er kommt. Sie wollen mit diesem Krieg weitermachen, nachdem sie Hektor nicht mehr als Gegner haben. «
    Das Gefolge versammelte sich schweigend an der Mauer. Hekabe und Andromache standen rechts und links von Priamos.
    Kassandra wußte nicht genau, was sie erwartet hatte: Achilleus, der wie üblich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf die Stadt zu galoppierte? Sie blickte in die aufgehende Sonne, bis ihr die Augen schmerzten.
    Khryse stand neben ihr und stützte sie, als brauche sie Hilfe. Sie war wütend, wollte aber nicht die

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