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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Eindringlinge, daß sie ihre Götter anbetete und sich nur diesem einen Mann hingab.
    Eines Tages wird die Göttin die Männer dafür bestrafen, dachte Leda, daß sie die Frauen daran hindern, den Kräften des Lebens ihren Tribut zu zollen .  Diese Männer behaupteten, die Göttinnen seien den Göttern untertan . Für Leda war das eine schreckliche Gotteslästerung und eine verrückte Verkehrung der natürlichen Ordnung. Die Männer besaßen keine göttliche Macht; sie wurden weder schwanger, noch brachten sie Kinder zur Welt, und doch glaubten sie, ein natürliches Recht auf die Leibesfrucht ihrer Frauen zu haben, als gebe ihnen die Vereinigung mit einer Frau ein Besitzrecht, und als gehörten die Kinder nicht ganz selbstverständlich der Frau, deren Körper ihnen Schutz und Nahrung geboten hatte.
    Doch Tyndareos war ihr Gemahl, und Leda liebte ihn. Und weil sie ihn liebte, war sie sogar bereit, seinem Wahnsinn und seiner Eifersucht nachzugeben und den Zorn der Erdmutter auf sich zu ziehen, indem sie nur mit ihm das Lager teilte.
    Trotzdem wünschte Leda, sie könnte ihm begreiflich machen, wie falsch es war, daß sie in die Frauengemächer eingeschlossen wurde - als Priesterin mußte sie draußen auf den Feldern sein, um sich davon zu überzeugen, daß der Göttin der notwendige Tribut gezollt wurde; er mußte begreifen, daß sie das Geschenk der Fruchtbarkeit allen Männern schuldete, nicht nur ihrem Gefährten; die Göttin konnte ihre Gaben nicht nur einem Mann gewähren, selbst wenn er sich König  nannte.
    Von tief unten drang ein fernes Donnergrollen herauf, als sei es aus dem Meer aufgestiegen, oder als habe sich die große Schlange, die hin und wieder die Erde erbeben ließ, in ihren Tiefen geregt.
    Ein Windstoß erfaßte das leichte Gewand, das Leda über den Schultern trug, und ihr. Haar flatterte wie ein fliehender Vogel. Ein schwacher Blitz ließ den Hof plötzlich aufleuchten, und im hell erleuchteten Türrahmen sah sie die Umrisse ihres Mannes, der herausgekommen war und sie suchte. Leda zuckte innerlich zusammen; würde er ihr Vorwürfe machen, weil sie die Frauengemächer verlassen hatte - obwohl es doch Nacht war?
    Aber er sagte nichts. Er kam nur näher, und etwas an seinem Schritt, an seiner bewußten Art, sich zu bewegen, verriet Leda, trotz der wohlbekannten Gestalt und der Züge, die sie deutlich im Mondlicht sah, daß es nicht ihr Gemahl war. Sie wußte nicht, wie das möglich sein konnte, aber um seine Schultern schien ein zuckender Lichtschein zu spielen, und wenn seine Füße das Pflaster berührten, grollte kaum hörbar ein ferner Donner. Er schien gewachsen zu sein und hielt den Kopf aufrecht, den strahlende Blitze umzuckten. Leda erbebte; selbst die kleinsten Härchen an ihrem Körper richteten sich auf. Sie wußte, daß einer der fremden Götter die Gestalt ihres Gemahls angenommen hatte und sich seines Körpers bediente, wie etwa Tyndareos, wenn er eines seiner Pferde bestieg und ritt. Die zuckenden Blitze verrieten Leda, es war Zeus, der Olympier, der Herr über Donner und Blitz.
    Leda kannte das Gefühl, die Nähe der Unsterblichen. Wenn sie die Ernte segnete, oder wenn sie in den Feldern lag und die göttliche Kraft des Wachstums für das Getreide auf die Erde herunterholte, ergriff die Göttin von ihr Besitz und erfüllte sie. Leda erinnerte sich, daß sie in solchen Augenblicken neben ihrem vertrauten Ich zu stehen schien: Die Göttin vollzog die Riten; sie beherrschte alles und jeden mit der Macht, die in IHR wohnte.
    Leda wußte, Tyndareos mußte jetzt von innen beobachten, wie Zeus, der Herr seines Körpers, sich seiner Gemahlin näherte. Sie wußte, denn Tyndareos hatte es ihr einmal gesagt, daß er den Herrn über Donner und Blitz von all seinen Göttern am meisten verehrte.
    Sie wich zurück. Vielleicht würde ER sie nicht bemerken, und sie würde ungesehen bleiben, bis der Gott sich wieder von ihrem Gemahl löste. Der Kopf - jetzt der Kopf des Gottes - bewegte sich, und die zuckenden Blitze folgten den wehenden Haaren. Leda wußte, ER hatte sie gesehen, aber es war nicht die Stimme von Tyndareos, die jetzt zu ihr sprach, sondern eine tiefere, weichere Stimme, ein volltönender Baß, in dem der ferne Donner grollte.
    »Leda«, sagte Zeus, der Donnergott, »komm her zu mir.«
    ER streckte die Hand aus, um die ihre zu ergreifen, und sie überwand die plötzliche Furcht - wenn dieser Gott die Blitze warf, würde seine Berührung sie dann nicht wie ein Donnerkeil treffen? -

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