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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schulter fielen, saß bequem neben ihr auf einem Teppich.
    »Ihr habt eure Sache gut gemacht«, sagte Imandra und winkte sie näher; sie ergriff Penthesileas Hand und streifte ihr ein Armband aus goldenen, mit grünen Steinen besetzten Blättern über. Kassandra hatte noch nie so etwas Schönes gesehen.
    »Ich werde euch nicht lange aufhalten«, sagte die Königin. »Nach dem langen Ritt wollt ihr sicher ein Bad nehmen und essen. Trotzdem möchte ich etwas mit euch besprechen. «
    »Mit Vergnügen, Base«, erwiderte Penthesilea.
    »Andromache«, sagte Königin Imandra zu dem Mädchen auf dem Teppich neben ihr. »Das ist deine Base Kassandra, Hekabes Tochter. Hekabe von Troia. Sie ist eine Schwester von Hektor, deinem zukünftigen Gemahl.«
    Das Mädchen mit den dunklen Haaren setzte sich auf, schob ihre langen Locken über die eine Schulter und fragte eifrig: »Du bist Hektors Schwester? Erzähl mir von ihm. Was für ein Mann ist er?« »Ein rücksichtsloser Draufgänger«, sagte Kassandra ehrlich. »Du mußt sehr energisch mit ihm sein, oder er wird auf dir wie auf einem Teppich herumtrampeln. Und dann bist du in seinen Augen nichts anderes als ein ängstliches kleines Ding, das ständig nachgibt, wie meine Mutter meinem Vater. «
    »Aber das ist bei einem Mann und einer Frau richtig«, sagte Andromache. »Wie soll sich ein Mann deiner Meinung nach verhalten?« 
    »Es ist hoffnungslos, mit ihr darüber sprechen zu wollen, Kassandra«, sagte Königin Imandra. »Sie hätte die Tochter einer eurer Stadtfrauen sein sollen. Ich wollte eine Kriegerin aus ihr machen, wie ihr Name verrät. «
    »Kassandra versteht das nicht«, sagte Penthesilea. »Sie spricht nur ihre eigene Sprache.«
    »Ein schrecklicher Name«, sagte Andromache. Er bedeutet:  Sie kämpft wie ein Mann . Und wer möchte das schon?«
    »Ich möchte es«, sagte Penthesilea, »und ich tue es auch. «
    »Ich will nicht unhöflich sein, Tante«, sagte Andromache. »Aber ich habe für das Kämpfen überhaupt nichts übrig. Meine Mutter kann mir nicht verzeihen, daß ich nicht wie sie als Kriegerin geboren wurde, um ihr mit den Waffen alle Ehre zu machen.«
    »Das ungeratene Mädchen rührt keine Waffe an. Sie ist faul und kindisch. Sie möchte nur im Haus sein und hübsche Kleider tragen. Und sie hat schon jetzt nur noch Männer im Kopf. In ihrem Alter wußte ich kaum, daß es abgesehen von meinem Waffenmeister Männer auf der Welt gab, und ich wollte nur, daß er stolz auf mich sein konnte. Ich habe den Fehler gemacht, sie ausschließlich von Frauen und im Palast erziehen zu lassen. »Ich hätte sie dir übergeben sollen, Penthesilea, sobald sie alt genug war, um auf einem Pferd zu sitzen. Was für eine Königin wäre das auf dem Thron von Kolchis? Sie taugt zu nichts anderem, als sie zu verheiraten - und was kommt dabei Gutes heraus?«
    »0 Mutter«, rief Andromache ärgerlich. »Du mußt dich damit abfinden, daß ich nicht so bin wie du. Wenn man dich reden hört, könnte man glauben, es gäbe nichts anderes im Leben als Krieg, Waffen und die Herrschaft über deine Stadt. Daneben vielleicht noch der Handel und die Schiffe jenseits der Grenzen deiner Welt.« 
    Imandra lächelte und sagte: »Etwas Besseres habe ich bis jetzt nicht entdeckt. Du?«
    »Und was ist mit der Liebe?« fragte Andromache. »Ich habe gehört, wie Frauen untereinander reden -, ich meine richtige Frauen, nicht Frauen, die vorgeben, Kriegerinnen zu sein…«
    Imandra brachte sie zum Schweigen, indem sie sich vorbeugte und ihr eine Ohrfeige gab.
    »Wie kannst du es wagen zu sagen, v orgeben, Kriegerinnen zu sein ? Ich bin eine Kriegerin und deshalb nicht weniger Frau.«
    Andromache lächelte böse, rieb sich aber mit der Hand die gerötete Wange. »Die Männer sagen, Frauen, die zu den Waffen greifen, geben nur deshalb vor, Kriegerinnen zu sein, weil sie nicht spinnen, weben und sticken oder Kinder bekommen können -«
    »Ich habe dich nicht unter einem Olivenbaum aufgelesen«, fiel ihr Imandra ins Wort.
    »Und wo ist mein Vater, der das bestätigen kann?« fragte die Kleine frech.
    Imandra lächelte: »Was sagt unser Gast dazu? Kassandra, du kennst beide Arten zu leben…«
    »Beim Gürtel der Jungfrau«, erwiderte Kassandra, »ich möchte lieber eine Kriegerin als eine Ehefrau sein.«
    »Ich finde das dumm«, rief Andromache. »Meine Mutter ist davon jedenfalls nicht glücklich geworden.«
    »Und doch möchte ich mit keiner Frau an den Gestaden des Meeres tauschen, sei sie verheiratet

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