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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gatten verloren!« Walburga Steglinger wies auf den toten Nachbarn, der im Gegensatz zu ihrem Mann nicht feige davongeritten war, schlug das Kreuz und sprach ein kurzes Gebet für die beiden Toten.
    Unterdessen hatte Fabian seinen Vater gefunden. Anton von Birkenfels lag so am Boden, dass man die todbringende Wunde in seinem Rücken erkennen konnte. Jemand hatte ihm die rechte Hand abgeschlagen, wohl um den Griff seiner Waffe aus den erstarrten Fingern winden zu können. Nur wenige Schritte entfernt entdeckte er seine Mutter. Das schwarz umrandete Loch in ihrer Schläfe und Schmauchspuren auf Haut und Haaren verrieten, dass eine Waffe aus allernächster Nähe auf sie abgefeuert worden war.
    Während Fabian weinend in die Knie brach, legte Walburga ihm die rechte Hand auf die Schulter. »Sie hat zuerst den Schweden erschossen, der deinen Vater umgebracht hat, und dann sich selbst. Zum Glück haben die ketzerischen Hunde sich nicht an ihrer Leiche vergangen.«
    Das war ein geringer Trost für einen jungen Mann, der seine Mutter verehrt und umsorgt hatte, während der Vater mit Tilly von Schlacht zu Schlacht geritten war. Um zu verhindern, dass Fabian sich in seiner Trauer vergrub und nichts mehr um sich herum wahrnahm, deutete sie auf die Leichen einiger Männer, die etwas weiter hinten auf einem Haufen lagen. Dem Anschein nach waren auch sie aus nächster Nähe erschossen oder erstochen worden.
    »Die armen Kerle haben ihre Waffen weggeworfen und wollten sich ergeben. Doch die Schweden haben sie angebrüllt, sie würden ebenso viel Pardon erhalten, wie unser Tilly den Bürgern Magdeburgs habe zukommen lassen, und dann haben sie sie alle umgebracht.«
    Fabian löste mühsam seinen Blick von dem Leichnam seiner Mutter, kämpfte sich wieder auf die Beine und hob die Fäuste anklagend zum Himmel.

IV.
    Als Walburga Steglinger und Fabian die Spitze des so furchtbar gescheiteren Flüchtlingszugs erreichten, glaubten sie, das Schrecklichste bereits gesehen zu haben. Da vernahmen sie ein Geräusch. Fabian zog sein Rapier, stieß es aber rasch wieder in die Scheide, als er im dämmrigen Licht des Waldsaums zwei Frauen entdeckte, die sich eng aneinander kauerten. Die eine war die Magd, die Frau von Haßloch mitgenommen hatte, und in deranderen erkannte er erst auf den zweiten Blick Ehrentraud von Lexenthal, die zu Recht als die schönste Jungfrau im weiten Umkreis gegolten hatte. In seiner Phantasie hatte Fabian sich öfter vorgestellt, mit ihr mehr zu tun als nur ein belangloses Gespräch zu führen, und er hätte sie gerne als Gattin heimgeführt, obwohl sie Waise und die fast mittellose Nichte eines Priors war.
    Jetzt sah er sie zum ersten Mal nackt vor sich. Aber was ihn sonst in einen Schauer des Entzückens versetzt hätte, löste nun schieres Grauen in ihm aus. Die Mordbrenner hatten Kreuze in Ehrentrauds Wangen geschnitten und ihre Brüste verstümmelt. Zudem glänzten ihre Oberschenkel vor Blut.
    Auch die Magd war von den Schweden geschändet und gequält worden, aber man hatte sie wenigstens nicht so zugerichtet wie Ehrentraud. Sie hatte sogar noch die Kraft, beruhigend auf das entstellte Mädchen einzureden und es zu stützen.
    Mit einem schrillen Aufschrei watschelte Walburga auf die beiden zu und fasste nach Ehrentrauds Händen. »Ich bin so froh, dass Ihr noch lebt!«
    Ehrentraud von Lexenthal hob mit einer müden Bewegung den Kopf. »Froh? Seht doch, wie mich diese Knechte des Satans zugerichtet haben. So wie ich aussehe, wird kein Mann der Welt mir einen zweiten Blick schenken!«
    Walburga versuchte, ihr Schaudern zu verbergen. Vor dem Überfall hätte Ehrentraud unter einer Handvoll durchaus begüterter Bewerber wählen können, doch ohne die Anziehungskraft des Goldes, das die Herren über körperliche Schwächen ihrer Auserwählten und oft sogar über die verlorene Jungfräulichkeit hinwegsehen ließ, würde wohl niemand mehr ihren Onkel, den Prior, um ihre Hand bitten.
    »Es tut mir so leid!«, flüsterte Walburga.
    »Leid!« Ehrentraud von Lexenthal lachte hysterisch auf. »Hätten diese Hunde mich nur geschändet, wäre es schlimm genuggewesen, doch jetzt kann ich nur noch in ein Kloster gehen – falls mein Oheim eines findet, welches mich trotz meiner geringen Mitgift aufnimmt.«
    Der Verlust ihrer Schönheit schien die junge Frau mehr zu belasten als das, was die Schweden sonst noch mit ihr getrieben hatten, oder die Schmerzen, die sie quälen mussten. Sie spie aus und schlug nach der Magd, als diese

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