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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sonst die Feinde zu uns!«
    Sofort verstummten alle, und er konnte nur noch an den Bewegungen ihrer Lippen erkennen, dass sie weiterbeteten. Er hätte selbst gerne die Mächte des Himmels angefleht, sich seines Vaters und seiner Mutter gnädig zu erweisen und natürlich auch allen, die beim Wagenzug geblieben waren. Doch das, was er über die Schweden gehört hatte, ließ ihn an der himmlischen Gerechtigkeit zweifeln. Männer, die nicht im Kampf fielen, wurden auf entsetzliche Weise zu Tode gemartert, und was die Frauen erwartete, hatten ihm die Schreie der Zurückgebliebenen verraten. Fabian sah seine Mutter als hilfloses Opfer dieser von Gott verfluchten Ketzer und knirschte mit den Zähnen.
    Nach einer Weile blickte er fragend auf Irmela hinab. »Hörst du noch etwas?«
    Das Mädchen schloss die Augen und lauschte mit angespanntenSinnen. »Nein! Ich höre nichts mehr, weder ihre Stimmen noch ihre Pferde.«
    »Glaubst du, die Schweden sind fort?« Fabian drängte es, nachzusehen, was mit seiner Familie geschehen war.
    »Dort vorne ist niemand mehr. Es ist so still geworden wie in einem Grab!« Irmelas letzte Worte erschreckten die Frauen, und einige schluchzten bei dem Gedanken an ihre Lieben auf, die beim Wagenzug zurückgeblieben waren.
    Fabian atmete tief durch und befahl den Frauen mit einem Handzeichen, in Deckung zu bleiben. Er wollte nachschauen gehen, ganz gleich, was ihn da vorne erwartete. Als Irmela aufsprang, um sich ihm anzuschließen, winkte er heftig ab. »Du bleibst hier und hältst deine Ohren offen! Ich werde einen Bogen schlagen und mich von der anderen Seite nähern, um den Feind, falls er sich hier noch herumtreiben sollte, nicht auf eure Spur zu locken.«
    »O Fabian, du bist ja so tapfer!« Johanna schenkte ihm ein schmelzendes Lächeln. Sie war ein hübsches Mädchen, groß, blond, mit herrlichen blauen Augen und einem Charme, dem der junge Mann sich selbst in dieser Situation nicht verschließen konnte.
    Während er sie noch anstarrte, trat Meinarda zu ihm. »Ich werde dich begleiten! Johanna kann Siegmar so lange halten.«
    Sie wollte ihren Sohn dem Mädchen in die Arme drücken, doch Fabian schüttelte energisch den Kopf. »Ich sagte, ich gehe allein! Mir können die Schweden nicht das antun, was sie mit Euch machen würden.«
    »Sie könnten dich foltern und so erfahren, wo wir uns befinden!«, rief eine der anderen Frauen, die mehr Angst um sich selbst und ihre Ehre hatte als um ihren Ehemann.
    »Ich werde mich gewiss nicht kampflos ergeben.« Fabian klopfte mit der Linken gegen den Griff des Rapiers, mit dem ihn seinVater vor dem Aufbruch ausgestattet hatte, und setzte eine grimmige Miene auf.
    Mit Meinardas Segen und dem der übrigen Frauen versehen, zwängte er sich so lautlos wie möglich durch die Büsche, und als er sich nach ein paar Schritten umwandte, war nichts mehr von der Gruppe zu sehen. Plötzlich vernahm er dicht neben sich ein Geräusch, schnellte herum und zog noch in der Bewegung sein Rapier. Doch statt eines schwedischen Soldaten, der sich auf ihn stürzen wollte, sah er nur einen Hasen, der von seinem Auftauchen erschreckt davonhoppelte.

III.
    Wie er es versprochen hatte, schlug Fabian einen Bogen, um nicht von einem zurückgebliebenen Feind bemerkt zu werden, und erreichte den Karrenweg ein Stück hinter der Stelle, an der sich der Überfall ereignet hatte. Da der Wind in seine Richtung blies, quoll ihm beißender Rauch entgegen.
    Die Fuhrwerke und die meisten Kutschen brannten, und von den Zugtieren war nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatten die Schweden sie ausgespannt und mitgenommen. Fabian entdeckte schließlich noch einen toten Ochsen, aus dem man die besten Fleischstücke herausgeschnitten hatte, und wünschte den Plünderern, an dem Braten zu ersticken.
    Dann stieß er auf die Kutsche der Haßlochs, die sich noch ganz zuletzt den Flüchtlingen angeschlossen hatten. Die Schweden hatten das Gefährt geplündert, auf die Seite gekippt und ebenfalls angezündet, doch das Feuer war nach kurzer Zeit von selbst erloschen.
    Um den Wagen herum lagen einige Gegenstände, die die Schweden wohl als unbrauchbar weggeworfen hatten. Unter ihnen entdeckteFabian ein Bild der heiligen Maria, das mit einem derben Fußtritt in den Boden gestampft worden war. Nicht weit davon entfernt stak ein zerbrochenes Reliquiar im Dreck, von dem die Plünderer die Edelsteine entfernt hatten.
    Im nächsten Augenblick vergaß Fabian die Reliquienschändung und starrte entsetzt auf die

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