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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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beiden Toten, die am Waldrand lagen. Es handelte sich um Herrn von Haßloch und dessen Frau, die von ihrem Mann mit Gewalt daran gehindert worden war, Irmela und den anderen in den Wald zu folgen. Offensichtlich hatte er sein Weib mit dem Degen niedergestochen, um ihr das Schrecklichste zu ersparen. Es war jedoch umsonst gewesen, denn die Schweden und ihre deutschen Söldner hatten sich an der Sterbenden vergangen und ihn selbst bei lebendigem Leib aufgeschlitzt.
    Fabian spürte, wie sein Mageninhalt hochkam, und drehte der schrecklichen Szene den Rücken zu. Ohne nach rechts und links zu sehen, schritt er weiter. Das nächste Fuhrwerk brannte immer noch lichterloh. Es war der Karren, auf den Meinarda von Teglenburg die wertvollsten Möbel hatte laden lassen. Auch Steglingers Karren standen in Flammen, und Fabian wünschte, der Mann würde samt seinem Besitz verbrennen. Hätte der Gutsherr mit seiner Gier und seiner Unvernunft die Flucht nicht verzögert, wären sie nun schon in Neuburg und damit zumindest fürs Erste in Sicherheit.
    Aus Angst vor dem, was ihn dort erwarten mochte, umging er das Fahrzeug seiner eigenen Familie und näherte sich der geräumigen Kutsche der Hochbergs, die mit Frauen und Kindern vollgestopft gewesen war. Die meisten von ihnen waren entkommen, doch Walburga Steglinger, die von ihrem Mann in diesen Wagen gesetzt worden war, weil seine eigenen Fuhrwerke keinen Platz für sie geboten hatten, war zurückgeblieben. Fabian fand die schwergewichtige Frau nackt und mit blutverschmierten Schenkelnam Waldrand liegend. Obwohl sie schon älter und nicht besonders ansehnlich war, hatten die feindlichen Soldaten sie wohl etliche Male vergewaltigt.
    Zuerst nahm Fabian an, Waltraud Steglinger sei tot, und wandte den Kopf zur Seite, um sie nicht weiter anzustarren. In dem Augenblick hörte er sie stöhnen. Sofort kniete er neben ihr nieder und hob ihren Kopf.
    »Ihr lebt noch!« Diese drei Worte drückten seine ganze Hoffnung aus, dass auch seine Mutter die Grausamkeiten der Schweden überstanden haben könnte.
    »Fabian, bist du es? Komm, hilf mir auf die Beine. Hier können wir nicht bleiben.« Walburga Steglingers sonst so kräftige Stimme war kaum zu verstehen, und sie wimmerte, als Fabian sie hochzerrte. Es bedurfte einiger Anstrengung, die Frau auf die Beine zu stellen, doch als es geschafft war, hielt sie sich besser, als er erwartet hatte.
    »Sieh bitte nach, ob du irgendwo ein Kleid oder sonst etwas findest, in das ich mich einhüllen kann!«, bat Walburga.
    Sie nahm ein Stück Stoff herunter, das an einem Ast hängen geblieben war, und rieb damit so heftig über ihren Unterleib, als wolle sie damit das Geschehene tilgen. Doch sie erreichte nur, dass sie noch stärker blutete. Mit einer angewiderten Bewegung warf sie den Lappen weg und ballte die Fäuste. »Der Teufel soll die Schweden holen und meinen Mann gleich mit dazu!«
    Fabian ahnte, dass Steglinger die Flucht ergriffen hatte, ohne sich um seine Frau zu kümmern. Als er den im Schlamm verstreuten Inhalt einiger aufgebrochener Truhen durchsuchte, die Kleidung für einen nicht gerade schlanken Mann enthalten hatten, begriff er, dass er auf Steglingers reichhaltige, wenn auch nicht gerade modische Garderobe gestoßen war. Unter den Sachen fand er einen halbwegs sauberen Morgenmantel, der die Körperfülle seiner Frau bedecken konnte.
    »Etwas Besseres gab es leider nicht«, sagte er bedauernd, als er Walburga das braune Kleidungsstück reichte und sich dabei bemühte, in eine andere Richtung zu schauen.
    »Du bist ein guter Junge!« Walburga fühlte sich innerlich wie erstarrt, doch sie wusste auch, dass ihr Klagen und Jammern nicht helfen würden. Seufzend schlüpfte sie in das Gewand. »Ich werde es raffen müssen, damit ich nicht darauf trete. Reichst du mir den Strick dort drüben? Etwas anderes wird wohl nicht um mich herum reichen. Jetzt sollten wir schauen, ob wir noch weitere Überlebende finden!«
    Danach sah es zunächst nicht aus. Als Erstes entdeckten sie die Leichen von Graf Hochberg und einigen anderen Edelleuten, die von den Schweden bis auf die Haut ausgezogen worden waren, und auch die der Knechte, die auf der Flucht erschlagen worden waren. Bei der nächsten Kutsche stöhnte Walburga entsetzt auf. »Das ist Reitmayrs Ältester! Mein Gott, der Junge war noch keine vierzehn Jahre alt.«
    »Wenigstens haben Anna Reitmayr und ihre beiden Töchter überlebt«, antwortete Fabian schaudernd.
    »Aber sie hat ihren Sohn und ihren

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