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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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meisten von ihnen einholen würden. Wer dennoch entkam, würde eine leichte Beute der Wölfe werden, deren Rufe sie unterwegs immer wieder gehört hatte. Ohne Fabian waren sie verloren, also musste sie ihm helfen. Sie kehrte um und blieb ein Stück hinter ihrem Jugendfreund stehen.
    Fabian sah sie aus den Augenwinkeln und bleckte die Zähne. »Verschwinde, du Närrin!«
    Statt einer Antwort bückte Irmela sich, hob mehrere Steine aufund schleuderte sie auf die Männer, die grinsend auf Fabian zustapften und ihn in die Zange nehmen wollten.
    Bereits der erste Stein traf einen der Kerle im Gesicht. Der Mann heulte auf und griff mit der Hand an sein rechtes Auge, aus dem Blut und Wasser schossen. Seine Kumpane fluchten und drohten der Werferin die schlimmsten Foltern an.
    Inzwischen waren auch die anderen Frauen schwer atmend stehen geblieben und sahen sich unsicher an. Zwei Knaben kehrten zu Irmela zurück und begannen ebenfalls mit allem zu werfen, das ihnen in die Hände kam. Schließlich bückte sich auch Meinarda, packte einen Stein und schleuderte ihn mit einem wütenden Schrei auf die Verfolger. Ihr Beispiel spornte die anderen an, und noch bevor die fünf unverletzten Plünderer Fabian erreichen konnten, prasselte ein Hagel aus Steinen, Erdklumpen und Tannenzapfen auf sie herab.
    Selbst Fabian blieb von den Wurfgeschossen nicht verschont und fuhr wütend auf. »Verdammt noch mal, seid ihr denn verrückt geworden?«
    Zu mehr kam er jedoch nicht, denn im nächsten Augenblick hatte der erste Angreifer ihn erreicht und schwang sein Beil. Fabian tauchte unter dem Schlag hindurch und stieß seinerseits zu. Die Spitze des Rapiers drang in den Leib seines Gegners, und als er sie wieder herausriss, schoss das Blut in einer hellroten Fontäne aus der Wunde.
    Der Mann ließ sein Beil fallen, schrie gellend auf und verstummte, ehe sein Leib den Boden berührte.
    Es war der erste Mensch, den Fabian getötet hatte, doch um die Frauen und Kinder zu schützen, die sich ihm anvertraut hatten, war er bereit, die halbe Welt umzubringen. Sein Gesichtsausdruck und seine Waffenfertigkeit flößten den übrigen Plünderern Respekt ein. Es war eine Sache, hilflose Frauen und Kinder zu überfallen, aber eine ganz andere, einem zu allem entschlossenenKämpfer gegenüberzustehen. Obwohl der Mann mit der blutenden Augenhöhle zu seinen Kumpanen aufschloss, wagten diese es trotz fünffacher Übermacht nicht, frontal anzugreifen, sondern suchten ihren Blicken zufolge eine Möglichkeit, den einzelnen Gegner mit einem Überraschungscoup auszuschalten.
    Fabian trat ein wenig beiseite, damit Irmela und die anderen freie Schussbahn hatten, und suchte sich den Mann aus, dessen Tod den Plünderern wohl endgültig den Mut nehmen und sie zum Rückzug veranlassen würde. Zwar war Fabian kein Soldat, doch in den Zeiten, in denen sein Vater zu Hause geweilt hatte, war er von diesem in die Kunst des Fechtens eingewiesen worden. Jetzt erinnerte er sich an dessen Lehre, stets kühles Blut zu bewahren, und zwang sich zur Ruhe.
    Die Verfolger wechselten kurze Blicke miteinander und sprachen sich mit Zeichen ab. Einer von ihnen sprang Fabian ohne Vorwarnung an und versuchte, ihm den Dolch in den Körper zu rammen. Dieser wich dem Angreifer aus und war mit wenigen Schritten bei dem Kerl, den er für den Anführer hielt. Bevor der Mann begriff, was geschah, fuhr Fabians Klinge ihm von unten ins Herz, und er brach mit einem gurgelnden Laut zusammen.
    Unterdessen schleuderten die Frauen auf Irmelas Zeichen hin ihre Geschosse auf den Mann, den Fabian umgangen hatte und der nun in dessen Rücken stand. Der Anblick der wütenden Frauen, die so aussahen, als würden sie sich noch mit Zähnen und Fingernägeln verteidigen, verfehlte seine Wirkung ebenso wenig wie Fabians blutige Klinge.
    Fluchend wandte sich der erste Plünderer von den Verfolgten ab. »Bei den Wagen liegt genug Beute für uns alle«, rief er seinen Spießgesellen zu. Diese zögerten, denn die wertvolle Kette um Meinardas Hals lockte sie, doch als der Sprecher loslief, rannten sie hinter ihm her.
    Fabian atmete erleichtert auf und säuberte sein Rapier an denLumpen, die der vor ihm liegende Tote trug. Ganz glaubte er noch nicht, die Plünderer endgültig in die Flucht getrieben zu haben, deswegen schnauzte er die Frauen an: »Los, geht weiter! Sonst kommen die Schufte zurück, um uns doch noch die Hälse durchzuschneiden!«
    Ehrentraud spuckte auf einen der Toten. »Mein Gott, was war das für ein

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