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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hände fest und befestigten die zerrissene Spitze mit den Bändern des Unterkleids. Auch Johanna sprach ihr begütigend zu, und im Gegensatz zu den beiden anderen gelang es ihr, Ehrentraud zu beruhigen.
    »Seid ihr bald fertig?« Kiermeier blaffte die Soldaten an, die inzwischen ihre Uniformröcke ausgezogen hatten, um aus ihnen und einigen Piken Tragen zu bauen. Die Männer grinsten nur unsicher, hoben die am Boden hockenden Frauen und Kinder kurzerhand auf und legten sie auf die nicht sehr vertrauenerweckenden Konstruktionen. Die meisten ließen es mit sich geschehen, Ehrentraud aber wehrte die Leute ab, und es war nur Johannas Überzeugungskraft zu verdanken, dass sie sich schließlich doch der Obhut der Männer überließ. Da Frau Meinarda sich nicht von den Männern anfassen lassen wollte, übergab sie Irmela ihren Sohn und legte sich selbst auf eine Trage.
    Irmela drückte den kleinen Siegmar einem der Soldaten in die Arme, denn ihre Schultern schmerzten schon vom Tragen des Kindes, und ging auf eigenen Beinen über die Brücke.

VII.
    In Neuburg hatten Hunderte, wahrscheinlich sogar Tausende Menschen aus dem Umland Zuflucht gesucht. Da nicht alle in den Gebäuden der Vorstädte oder gar in der Oberstadt untergebrachtwerden konnten, hatte man in den Straßen und auf den Plätzen primitive Dächer aus Stangenholz errichtet und mit Stroh oder Leinwand gedeckt, damit die sich zusammendrängenden Flüchtlinge wenigstens vor Regen geschützt waren. Kiermeiers Soldaten bahnten sich nun mühsam ihren Weg durch die Unterstände und das Vieh, das dazwischen angebunden war, und gingen dabei nicht gerade zimperlich vor. Obwohl die Leute erkennen konnten, wie schlimm es die Neuankömmlinge getroffen hatte, hielt sich das Mitleid mit ihnen in Grenzen, und als die Soldaten den Weg zur Residenz einschlugen, wurde die Gruppe wüst beschimpft.
    »Für die ist oben noch Platz. Wir aber können unter freiem Himmel verrecken!«, rief eine junge Frau empört.
    »Das sind halt Damen von Stand und kein Bauerngesindel wie ihr«, gab der Unteroffizier grob zurück und klopfte gegen den Knauf seines Breitschwerts. »Wollt ihr jetzt Platz machen, oder soll ich euch Beine machen?«
    Die Flüchtlinge sahen nicht so aus, als würden sie sich von den Uniformen einschüchtern lassen. Da erklangen von oben Schritte. Ein Höfling, begleitet von einem Diener mit Laterne und mehreren Leibwächtern, trat aus dem Tor der Residenz und fragte scharf, was hier los sei.
    Kiermeiers Feldweibel nahm Haltung an. »Wir geleiten Flüchtlinge in die Stadt, Herr Hofrat. Es handelt sich um Frau von Teglenburg und ihre Nachbarinnen.«
    Der Edelmann atmete wie befreit auf. »Es ist Euer Erlaucht also gelungen, diesen elenden Ketzern zu entkommen.«
    Meinarda richtete sich auf. »Mir schon, doch mein Gemahl liegt tot neben der Straße und mit ihm etliche unserer Freunde.«
    Mit schriller, sich überschlagender Stimme zählte die Freiin die Namen der Dahingeschlachteten auf und klagte den Himmel an, weil er sie nicht beschützt habe. Irmela wollte Meinarda beruhigen,doch sie hätte ebenso gut versuchen können, ein brennendes Haus mit einem Schöpflöffel zu löschen. Nun brachen auch die anderen Frauen in Klagen aus und bejammerten ihr Schicksal. Ihre Gefühlsausbrüche waren so ansteckend, dass Irmela sich am liebsten auf der Stelle verkrochen hätte, um sich ihrem Elend hinzugeben. Mühsam beherrschte sie sich, um den Gaffern nicht ebenfalls ein Schauspiel zu liefern.
    Sie trat auf den Höfling zu und sank in einen Knicks. »Verzeiht, wenn ich Euch anspreche, ohne Euch vorgestellt worden zu sein. Mein Name lautet Irmela von Hochberg, ich bin die Tochter des Grafen Ottheinrich von Hochberg. Meine Gefährtinnen und ich wären Euch dankbar, wenn Ihr uns einen Ort zuweisen könntet, an dem wir uns hinsetzen und erholen können.«
    Der Edelmann nickte eifrig und deutete eine Verbeugung an. »Ich habe die Ehre, mich einen Freund Eures Vaters nennen zu dürfen, und ich bedaure, dass er von uns gehen musste.«
    Fabian, der sich ein wenig übergangen fühlte, trat jetzt vor den Höfling. »Ich bin Fabian von Birkenfels, Herr von Stainach. Ihr dürftet mich kennen, denn mein Vater hat mich Euch bei unserem letzten Besuch in Neuburg vorgestellt. Ich wäre Euch ebenfalls dankbar, wenn Ihr für die Damen sorgen könntet. Zudem benötigen Fräulein von Lexenthal und Frau Steglinger dringend einen Wundarzt.«
    Walburga Steglinger machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mir

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