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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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darauf hoffen, dass die wahre Todesursache unentdeckt blieb.
    Ohne auf ihre Umgebung zu achten, folgte sie dem Lakaien durch die langen, kalten Korridore der Residenz und blickte erst auf, als ihr Führer an eine Tür klopfte und ein junger Dominikanermönch heraustrat.
    »Verzeiht, aber der ehrwürdige Herr Prior ist beschäftigt«, erklärte er in dem Glauben, in Helene eine Bittstellerin aus besseren Kreisen vor sich zu sehen, die um Unterstützung ansuchen wollte.
    Helene ließ sich jedoch nicht abweisen. »Ich bin die Gräfin Hochberg und komme in einer wichtigen Angelegenheit zu Herrn von Lexenthal.«
    »Ich werde sehen, ob der ehrwürdige Prior Euch empfangen kann.« Sichtlich beeindruckt von dem Rang und dem Namen, den Helene ihm genannt hatte, kehrte der junge Mönch in den Raum zurück, um kurz darauf wieder auf den Flur zu treten.
    »Der ehrwürdige Herr will Euch sehen!« Seine Stimme drückte Unglauben aus, denn der Prior war bei der Erwähnung des Namenswie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und hatte ihm befohlen, die Dame auf der Stelle zu ihm zu führen.
    Die Zimmerflucht, die der Prior bewohnte, wirkte auf Helene so düster, dass sie allen Mut zusammennehmen musste. Man hatte die Fenster dicht verhängt, so dass kaum Licht in die Räume dringen konnte. Das altersdunkle Parkett knarrte unter den Schritten, und die Wandverkleidung mit den geschnitzten Bildern vom Kreuzweg Christi war auch nicht dazu angetan, Helenes gereizte Nerven zu beruhigen.
    In Lexenthals Wohngemach trugen die Wände hellere Farben, wurden jedoch vom Schein einer Lampe mit gefärbtem Glas in blutrotes Licht getaucht. Lexenthal hockte verkrümmt wie ein alter Mann in einem Sessel und blickte zunächst an Helene vorbei, als sei sie nicht vorhanden. Sein Zeigefinger stach wie eine Lanzenspitze auf den jungen Mönch zu. »Lass uns allein!«
    Dieser zog sich verwirrt zurück. Bislang hatte sein Herr niemals Interesse für eine Frau gezeigt, geschweige denn den Wunsch, mit einem Wesen dieses Geschlechts unter vier Augen zu sprechen.
    Lexenthal wartete, bis die Schritte des Mönchs verklungen waren, und setzte sich dann kerzengerade auf. »Gebt es ehrlich zu! Meine Nichte starb nicht an der Seuche, sondern durch Hexenwerk!«
    Helene fühlte den Boden unter sich wanken und glaubte sich verloren. »Herr, ich …« Sie brach ab, da ihr Kopf zu gelähmt war, um auch nur einen einzigen Satz formen zu können.
    Der Prior nickte, als sähe er seinen Verdacht bestätigt, stand auf und schritt erregt im Zimmer umher. Sein weites Gewand wehte dabei wie eine dunkle Fahne hinter ihm her. »Ich wusste es von dem Augenblick an, an dem Ihr mir Ehrentrauds Tod gemeldet habt. Nur Hexerei konnte ihr junges Leben auslöschen wie eineKerzenflamme im Wind. Ich bereue es zutiefst, meine Nichte dem Verderben preisgegeben zu haben, doch ich hoffte, unter Eurem Schutz wäre sie in Sicherheit. Nun schwöre ich Euch, die Schuldige für ihre Tat bitter büßen zu lassen.«
    Zuerst dachte Helene, der Prior meinte sie selbst, doch dann begriff sie erleichtert, wen er im Sinn hatte. Wäre sein Verdacht auf sie gefallen, hätte er sie bereits verhaften lassen. Sein Hass galt Irmela. Nun wusste sie, wie sie sich retten konnte. »Ihr nehmt an, die Tochter der Hexe Irmhilde von Hochberg habe es getan?«
    Lexenthals Gesicht verfinsterte sich, als der Name fiel, dem er die schlimmste Niederlage seiner Laufbahn zu verdanken hatte. »Ja! Nur ein Weib aus diesem verfluchten Geschlecht kann so verworfen sein, aus Neid und Missgunst ein unschuldiges Mädchen zu verderben.«
    Die Stimme des Priors zitterte vor Erregung, und als er weitersprach, presste er beide Fäuste gegen die Stirn. »Ich wollte, diese Teufelsbuhle hätte ihre verderblichen Kräfte gegen mich gerichtet. Meine Gebete und mein Glaube an Gott, unseren Herrn, hätten mich gerettet. Doch die arme Ehrentraud war ihr ausgeliefert wie ein Lämmlein dem Wolf.«
    »Irmela von Hochberg befand sich zum Zeitpunkt des Todes von Ehrentraud nicht bei uns, sondern hatte eine Reise nach Böhmen angetreten«, wagte Helene einzuwenden.
    »Um ihre Hexenkunst aus der Ferne noch wirksamer einsetzen zu können!«, fiel ihr der Prior ins Wort.
    »Seit ihrem Aufbruch vor über einem halben Jahr haben wir nichts mehr von ihr gehört.« Auf einmal machte es Helene Freude, mit Lexenthal zu spielen. Da Irmela den Worten der Schwarzen Hexe zufolge nicht mehr am Leben war und sie auch sonst nichts mehr von ihr gehört hatte, konnte

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