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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Eigentlich hätten sie strammstehen müssen, wenn ein Offizier erschien, doch die Disziplin hatte auch in dieser Beziehung gelitten. In einer halben Stunde würden sie abgelöst werden, und sie sahen sich in Gedanken bereits in ihrer Unterkunft bei einem Krug Bier zusammensitzen.
    Fabian wollte sie im ersten Augenblick zurechtweisen, zuckte dann kaum merklich mit den Schultern und ging weiter. Im Vorzimmer lümmelte sich der Leutnant, den er ablösen sollte, auf einem Stuhl. Als Fabian ihn antippte, öffnete der Mann so erstaunt die Augen, als habe er geschlafen und dabei lebhaft geträumt.
    »Ah, da seid Ihr ja, Birkenfels! Der Feldherr ist oben in seinen Räumen, zusammen mit den Herren Gallas und Piccolomini, die sich mit ihm beraten. Wie es aussieht, wird es wohl doch zu einem neuen Feldzug kommen.«
    »Zeit wäre es! So wie jetzt kann es nicht weitergehen. Das Heer liegt herum wie ein toter Kadaver, während die Schweden sich am Reich mästen.« Fabian klopfte seinem Kameraden auf die Schulter und wartete, bis dieser aufgestanden war und sich verabschiedet hatte. Dann setzte er sich auf den frei gewordenen Stuhl, drehte ihn aber so, dass er die große Standuhr im Auge behalten konnte, um die Wachablösung nicht zu verpassen.
    Die Zeit dehnte sich und ließ Minuten schier zu Stunden werden. Manchmal hörte er einzelne Laute von oben, ohne sie verstehen zu können. Die Tatsache, dass mit Gallas und Piccolomini zwei der ranghöchsten Generäle des Heeres erschienen waren, ließ ihn auf ein gutes Ende der Zwistigkeiten zwischen Wallenstein und dem Hof in Wien hoffen. Auch wenn der Feldherr sich um Kaiser und Reich verdient gemacht hatte, nützte er im Augenblick niemand mehr. Tatsächlich würde es das Beste sein, wenn er abtreten und sich auf seine Besitzungen zurückziehen würde. Dort konnte er noch viel für das Reich bewirken. Schließlich war er ein reicher Mann mit viel Land, großen Manufakturen und einem Wissen, das mit Gold nicht aufzuwiegen war.
    In seine Überlegungen verstrickt, wie es weitergehen könnte oder müsste, hätte Fabian beinahe die Ablösung der Wachen versäumt. Als die Standuhr die volle Stunde schlug, schoss er hoch, zerrte seinen Rock gerade und eilte hinaus. Die Wachablösung marschierte bereits die Straße herauf. Fabian begrüßte den Leutnant, der sie anführte, indem er den Hut so schwungvoll vom Kopf zog, dass die langen Federn Spuren im Schnee hinterließen. Sein Gegenüber tat es ihm gleich und meldete die Wache zur Übergabe.
    Die Soldaten, die abgelöst werden sollten, grinsten, weil die Neuankömmlinge so martialisch wirkten, und einer von ihnenwarf den neu angekommenen Kameraden einige spöttische Bemerkungen zu. »Schlaft nur nicht ein, wenn ihr euch die Beine in den Leib steht. Wir lassen uns jetzt erst einmal das Bier schmecken.«
    »Es soll dir im Hals stecken bleiben«, brummte einer der Angesprochenen und warf dabei einen Blick auf Fabian. Sein säuerlicher Gesichtsausdruck zeigte, was er von ihm hielt. Fabian galt als einer der eifrigsten jungen Offiziere, und man wusste, dass er es nicht hinnahm, wenn ein Teil der Wache sich in eine leere Kammer zurückzog, um ein wenig zu schlafen.
    Fabian nahm die Reaktion des Mannes wahr und wünschte sich umso mehr einen neuen Kommandeur herbei, der diesem Gesindel wieder beibringen würde, was es hieß, Soldat zu sein. Doch er schluckte seine Kritik hinunter, setzte seinen Hut auf und verabschiedete die abgelöste Wache in die verdiente Nachtruhe. Danach machte er seine Runde und setzte sich anschließend wieder auf den Stuhl im Vorzimmer.
    Kurz darauf verließen Gallas und Piccolomini den Feldherrn und stiegen die Treppe herab. Fabian stand auf und verbeugte sich. Verwundert bemerkte er ihre verkrampften Gesichter und die nervösen Blicke, die sie miteinander wechselten.
    General Gallas sprach ihn an. »Lasst unsere Begleitung rufen!«
    »Sofort!« Fabian drehte sich um und suchte einen der Diener.
    »Die Herren Gallas und Piccolomini erwarten ihre Eskorte«, rief er ihm zu.
    Der Mann nickte und verschwand. Fabian hörte, wie kurz darauf Pferde auf den Hof geführt wurden, und kehrte zu den Kommandeuren zurück. Diese hatten leise aufeinander eingeredet, verstummten aber bei Fabians Rückkehr beinahe wie ertappte Gassenjungen.
    »Ist alles bereit?«, wollte Gallas wissen.
    Fabian nickte. »Die Pferde werden eben gesattelt. Wenn die Herren mir folgen wollen?«
    »Es ist nicht nötig, dass Ihr das Haus verlasst. Wir kennen uns

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