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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zusammengesunken auf einem alten Klepper, mit dem selbst der beste Reiter nicht hätte entkommen können. Nach einer Woche strengem Fasten, das nur einmal am Tag durch ein kleines Stück Brot und einen Becher Wasser unterbrochen worden war, schien der Widerstand des Mannes gebrochen zu sein.
    Am gegenüberliegenden Ufer hatte ein Fährmann die Gruppe entdeckt, wagte sich jedoch nicht herüber. Erst als der Graf zum Ufer hinunterritt und ihn anrief, schob er seinen Kahn ins Wasser.
    Harlau drehte sich zu seinen Begleitern um und warf dem Anführerder Eskorte einen Beutel zu. »Hier, das ist für Euch. Ihr könnt zu Eurem Regiment zurückkehren. Das letzte Stück Weg werde ich auch alleine schaffen.«
    Der Offizier steckte den Beutel weg und fragte sich, wer der Gefangene sein mochte, um den der Graf ein solches Geheimnis machte, verbarg sein Interesse aber hinter einer gleichgültigen Miene. Seine Nase in die Belange eines hohen Herrn zu stecken brachte nur Unannehmlichkeiten mit sich. »Ich wünsche Euer Erlaucht eine angenehme Heimkehr!«, antwortete er daher und zog den Hut.
    »Reitet mit Gott und schlagt die Schweden«, antwortete der Graf und winkte dem Offizier noch einmal zu.
    Der wendete sein Pferd und ritt langsam an. Seine Männer folgten ihm, und so blieben nur Heimsburg und dessen Zuträger bei Harlau zurück. Der Hauptmann sah den davonreitenden Soldaten sehnsüchtig nach. Am liebsten hätte er sich ihnen angeschlossen, denn Harlau war ihm unheimlich geworden. Unwillkürlich frage er sich, ob er zu misstrauisch oder sein Unteroffizier zu leichtgläubig war. Der Mann schien sich auf den ihm versprochenen Rest der Belohnung zu freuen, denn er führte das Pferd mit dem Gefangenen zum Ufer, ohne einen Befehl abzuwarten.
    Fabian, der zitternd vor Schwäche im Sattel hing und auf den Strom starrte, konnte sich lebhaft vorstellen, was Harlau mit ihm anstellen würde. Es würde wohl das Beste sein, sagte er sich, ein Ende in den kühlen Fluten der Donau zu suchen. Diese Möglichkeit versagte Harlau ihm jedoch, denn er befahl Heimsburg, den Gefangenen vom Pferd loszubinden, ihm die Füße zu fesseln und ihn auf die Fähre zu schaffen. Da Fabian nicht mehr die Kraft hatte, sich zur Wehr zu setzen, musste er es über sich ergehen lassen, dass sein alter Feind und dessen Zuträger ihn auf den Prahm schleiften und dort zu Boden warfen.
    Der Unteroffizier setzte sich auf ihn, um zu verhindern, dass er sich ins Wasser rollte. »Bleib brav liegen, sonst müsste ich dich mit meiner Klinge kitzeln!«
    Sofort wies Harlau den Mann zurecht. »Das wirst du bleiben lassen! Dem Gefangenen wird hier nichts geschehen.«
    Fabian begriff, dass der Graf ihn möglichst lange leiden lassen wollte, und versuchte seinem Gehirn einen halbwegs aussichtsreichen Fluchtplan zu entringen. Doch er bekam nicht den Hauch einer Chance. Die gut hundert Schritt bis zur Burg legte man ihn bäuchlings auf den Klepper, und während er über die Zugbrücke und durch den Torturm geschafft wurde, hatte er das Gefühl, Harlau so hilflos ausgeliefert zu sein wie ein frisch geschlüpftes Küken.
    Der Burghof war so klein, dass höchstens ein Dutzend Pferde darin Platz fanden, und der Palas inmitten der Anlage wirkte wie ein Turm. Er bestand aus grauem Stein und ragte mehrere Stockwerke in die Höhe. Die ihn umgebenden Scheunen, Ställe und Speicher lehnten sich an die Umfassungsmauer und waren nur durch einen schmalen Durchgang vom Haupthaus getrennt. Fabian wunderte sich über Harlaus kleine, äußerst unbequem wirkende Stammburg und mehr noch über die Tatsache, dass der Graf seinen Blicken nach zu urteilen das Gemäuer zu schätzen schien.
    Harlau winkte den drei Knechten, die ihnen entgegenkamen, leutselig zu und sprang aus dem Sattel. »Ist alles so vorbereitet worden, wie ich es angeordnet habe?«
    »Sehr wohl, Euer Erlaucht.«
    »Dann bringt den Kerl in den Kerker. Es darf niemand mit ihm reden, verstanden?«
    Die Knechte nickten eifrig und packten Fabian, als hätten sie es mit einem geschlachteten Schwein zu tun. So trugen sie ihn in den Palas und eine schier endlose Treppe hinab, die in den Felsgeschlagen war. Als Fabian glaubte, sie müssten jeden Augenblick bei den Toren der Hölle ankommen, öffneten sie eine Tür und schleiften ihn in einen höhlenartigen Raum, in dem Wasser von den Wänden tropfte. Es war kalt, und das Stroh, auf das man ihn warf, schien zu leben, so kroch und wimmelte es darin.
    Harlau war der Gruppe gefolgt und befahl seinen

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