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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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größeren Räuberbande fertig zu werden.
    Am nächsten Morgen gab es nur ein erbärmliches Frühstück. Harlau hatte noch nie so schlecht gespeist, doch er bemerkte nicht einmal, was er aß, denn seine Gedanken beschäftigten sich nur mit seiner treulosen Gemahlin. Wäre sie eine Liebesbeziehung zu Wallenstein oder einem anderen hohen Herrn eingegangen, von der er hätte profitieren können, wäre er ihr nicht sonderlich gram gewesen. Aber die Tatsache, dass sie eine Liebschaftmit einem einfachen Leutnant begonnen hatte und sich von diesem wohl noch hatte schwängern lassen, erschien ihm derart widerwärtig, dass ihm keine Strafe einfiel, die dafür ausreichte.
    Einer der Begleiter des Grafen machte ihn darauf aufmerksam, dass die Pferde das hohe Tempo nicht lange würden durchhalten würden. Harlau winkte nur ab. »Bis Rain werden wir kommen. Also vorwärts!«
    Das waren die einzigen Worte, die er mit seiner Eskorte bis zu ihrem Ziel wechselte. Als Burg Rain am späten Nachmittag vor ihm auftauchte, erregten die abgetriebenen Pferde Aufsehen. Meinarda sah durch das Fenster, wie Harlau in die Burg einritt, und drehte sich zu Stephanie um. »Meine Liebe, seht doch, wie sehr es Euren Gemahl gedrängt hat, zu Euch zurückzukehren!«
    Stephanies Entzücken hielt sich in Grenzen, und sie blickte Irmela seufzend an. »Du wirst doch halten, was du mir versprochen hast?«
    Irmela nickte mit zusammengekniffenen Lippen. »Ich habe es nicht vergessen.«
    Sichtlich erleichtert stand Stephanie auf und umarmte sie. »Am liebsten wäre es mir, du könntest gleich mit mir mitkommen, denn ich werde mich auf Harlau gewiss schrecklich langweilen. Es soll eine sehr kleine und nicht sehr komfortable Burg sein, hat man mir erzählt. Daher wundert es mich, dass mein Mann mich dorthin bringen will! Schließlich besitzt er weitaus angenehmere Landsitze.«
    Irmela hob verwundert den Kopf. »Du kennst die Burg noch gar nicht?«
    »Nein. Mein Gemahl hat mir jedoch erklärt, dass sein Erbe nur dort geboren werden dürfe. Das kommt mir komisch vor, denn er selbst ist, wenn ich mich recht entsinne, in Wien zur Welt gekommen.«Stephanie kam nicht dazu, mehr zu erzählen, denn der Burgkastellan trat ein und meldete den Grafen an.
    Harlau neigte kurz das Haupt vor Meinarda und wandte sich Stephanie zu, ohne Irmela zu beachten, die ein wenig in den Hintergrund getreten war. »Ich freue mich, Euch wohlauf zu sehen, meine Liebe.«
    Seinen Worten fehlte jede Herzlichkeit, stellte Irmela fest, und sie beobachtete, dass ihre Freundin den Kopf leicht wegdrehte, um ihren Mann nicht ansehen zu müssen.
    »Frau von Teglenburg und Herr von Rain haben mich während Eurer Abwesenheit gut bewirtet, Erlaucht.« Stephanies Stimme klang traurig, ihr war klar, dass die schöne Zeit bei ihren Gastgebern zu Ende ging.
    Harlau starrte seine Frau an, die im sechsten Monat schwanger sein musste und ihm schöner erschien als jemals zuvor. Mühsam drängte er einen Wutanfall zurück. Schließlich hatte er Stephanie nicht wegen ihrer Schönheit geheiratet, sondern weil sie eine erkleckliche Mitgift in die Ehe gebracht hatte.
    »Meine Liebe, ich bin unseren Gastgebern für die Fürsorge dankbar, die sie Euch haben zuteil werden lassen. Nun aber werden wir nach Harlau weiterreisen. Bitte sorgt dafür, dass Eure Truhen morgen früh gepackt sind.«
    »Wollt Ihr schon so bald aufbrechen?«, fragte sie enttäuscht. Auf Rain hatte sie sich wohlgefühlt, und es drängte sie nicht danach, an einem Platz zu leben, an dem sie niemand anders zur Gesellschaft hatte als ihre Zofe. Ihre Anstandsdame war dem Befehl ihres Mannes folgend schon vor ein paar Wochen nach Wien zurückgekehrt, und ihr restliches Gesinde hatte die Frau begleitet, da Harlau die Dienste der Leute in seinem Stadthaus für notwendiger hielt. Nun musste sie hoffen, dass Irmela sie bald besuchen und so lange bei ihr bleiben würde, wie sie es sich wünschte.
    Harlau sah, wie es in seiner Frau arbeitete, und kräuselte die Mundwinkel. »Ich werde erst zufrieden sein, wenn Ihr Euch auf Harlau in sicherer Hut befindet! Wenn die Damen mich jetzt entschuldigen möchten. Ich will Herrn von Rain nicht warten lassen. Gewiss wünscht er, die Neuigkeiten zu hören, die ich mitgebracht habe.«
    Da die Nachricht von Wallensteins Tod noch nicht bis in diese Gegend gelangt war, konnte Harlau sicher sein, interessierte Zuhörer zu finden. Er deutete eine Verbeugung an und verließ den Raum ohne Gruß. Irmela wäre ihm am liebsten

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