Die Feuerbraut
gefolgt, um zu lauschen, denn seiner Miene nach mussten schlimme Dinge geschehen sein, und sie verspürte Angst um Fabian, aber auch um Gibichen und Kiermeier, die sie in Pilsen fast väterlich umsorgt hatten.
Sie konnte jedoch nicht fort, denn Stephanie legte einen Arm um sie und seufzte tief. »Ich würde viel lieber hierbleiben!«
»Ihr wärt mir sehr willkommen«, sagte Meinarda, die schon ganz in ihrer Rolle als Gemahlin des Erben aufgegangen war.
Franz von Rain wird der richtige Ehemann für sie sein, sagte Irmela sich nicht zum ersten Mal. Ob sie das auch einmal von sich würde sagen können? Sie gönnte Meinarda und auch Walburga das Glück, das die beiden auf Burg Rain gefunden hatten, aber sie bedauerte, dass die enge Verbundenheit zwischen ihr und den beiden Frauen, die bei dem Überfall der Schweden begonnen hatte, allmählich schwand. Für Meinarda und Walburga wurde sie mehr und mehr zu einer jüngeren Bekannten, der man unbesorgt Aufgaben übertragen konnte und die sich für das Brot, das sie aß, mit feinen Nadelarbeiten dankbar erweisen musste. Da schien es ihr wirklich das Beste zu sein, Stephanie nach Harlau zu folgen. Danach würde sie wohl doch nach Passau zurückkehren, um, wie Fanny es ausgedrückt hatte, dem Drachen Helene ihr Erbe aus den Zähnen zu ziehen.
XV.
Als Stephanie die Stammburg ihres Gatten vor sich sah, schüttelte sie sich. In dieses Gemäuer wollte er sie die nächsten Monate stecken? Die Burg mochte von traditioneller Bedeutung für das Geschlecht derer von Harlau sein, doch es sah nicht so aus, als könne man dort halbwegs behaglich leben. Allein der Anblick der abweisenden Wehranlage machte ihr Angst, und in ihr begann sich die Ahnung zu regen, ihr Mann habe sie zur Strafe hierhergebracht.
Stephanies Zofe zeigte ebenfalls wenig Begeisterung für ihr Reiseziel, denn sie vermisste Wien und die Annehmlichkeiten, die ihr dort geboten wurden. Sie fragte sich, ob Harlau seine Gemahlin an diesen unwirtlichen Ort verbannte, weil ihm gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen waren. Auch ihr war Stephanies Verhältnis zu dem jungen Leutnant nicht verborgen geblieben, und nun ärgerte sie sich, dass sie es nicht gewagt hatte, ihren Verdacht dem Grafen mitzuteilen. Offensichtlich hatten andere es getan und dafür sicherlich eine ordentliche Belohnung kassiert.
Während die Zofe sich fragte, ob der Graf sie an diesem einsam gelegenen Ort, an dem es niemand auffel, für ihr Schweigen mit Ruten streichen lassen würde wie einen ungehorsamen Pferdeburschen, starrte Stephanie auf das Burgtor, das sich wie der Rachen eines Ungeheuers vor ihr öffnete und sie gleich samt ihrer Kutsche und den Pferden verschlingen musste. Kurz darauf tauchte der Wagen in die Düsternis des Burgeingangs ein und kam auf einem winzigen Hof zum Stehen, der kaum mehr als ihr Gefährt aufnehmen konnte. Ein Teil der Trabanten musste vor dem Tor warten, bis die Pferde ausgespannt und der Wagen in die Remise geschoben worden waren.
Ein Edelmann trat auf die Kutsche zu und verbeugte sich.
»Das ist Hasso von Heimsburg, mein Kastellan«, stellte Harlau ihn mit leicht verächtlich klingender Stimme vor.
Stephanie nickte dem Mann, der knapp über dreißig Jahre zählen mochte, grüßend zu und wunderte sich über dessen wie eingefroren wirkende Miene. Obwohl dieser Heimsburg auf sie nicht schüchtern wirkte, brachte er kein Begrüßungswort über die Lippen, sondern zog sich nach einer weiteren Verbeugung zurück.
Bis auf einen weiteren Mann trugen die übrigen Bewohner der Burg Harlaus Farben, starrten sie aber feindselig an. Darüber wunderte Stephanie sich ebenso wie über das Fehlen der Mägde, die sich zum Empfang ihrer Herrin hätten einfinden müssen. Ihre Angst wuchs, doch sie warf scheinbar empört den Kopf in den Nacken und blickte ihren Gemahl an, der mit verschränkten Armen neben ihr stand.
»Ihr seht mich verwirrt, Harlau. Ich hatte mir den Stammsitz Eurer Familie ein wenig stattlicher vorgestellt. Außerdem vermisse ich die notwendige Dienerschaft.«
»Für meine Zwecke eignet sich die Burg hervorragend, meine Liebe. Kommt mit und seht Euch Eure Wohnräume an.«
Sie erstarrte, als er sie hart am Arm packte und wie ein unartiges Kind zum Palas hochzerrte. Sein Gesichtsausdruck versprach nichts Gutes, und als er sie auf die Stufen zuschob, die wohl in die Kellerräume führten, versuchte sie sich loszureißen. Da hob er sie kurzerhand auf und trug sie ungeachtet ihres lautstarken Protests hinunter. Eine
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